9punkt - Die Debattenrundschau

Kommentierter Rundblick durch die Feuilletondebatten. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Kleinstädtische Sensationen

20.03.2023. Der Haftbefehl gegen Wladimir Putin wird durchaus eine Wirkung haben, hofft die taz. Der Iran überwacht Frauen jetzt lieber mit Kameras und KI statt mit Sittenpolizei, meldet die FAZ. In der SZ warnt Stefan Kornelius vor einer Wahlrechtsreform, die Regionalparteien wie Die Linke und die CSU einfach aus der Gleichung kürzt.

Chaos ist einfach nur Chaos

18.03.2023. Der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs macht Wladimir Putin zum Paria, stellt ZeitOnline fest, Straffreiheit kann es für ihn nun nicht mehr geben. Die SZ sperrt sich gegen Russland-Exegesen, die dem Land Nihilismus und Mongolenherrschaft in die DNA einschreiben. In der FAZ bewundert Zaal Andronikashvili, wie die georgische Jugend für Europa auf dem Strahl der Wasserwerfer tanzt. Vor zwanzig Jahren traten die USA und Britannien den Krieg gegen den Irak los, Guardian und SZ ziehen eine deprimierende Bilanz.

Aus einfachsten materiellen Gründen

17.03.2023. Während ukrainische Flüchtlinge mit Klaviermusik in Polen empfangen werden, weist das Land Flüchtlinge aus anderen Ländern aus rassistischen Motiven ab, sagt die polnische Aktivisitin Zara in der taz. Karl-Markus Gauß erklärt in der SZ, wie Russland aus der rumänischen Sprache mit kyrillischen Zeichen eine moldawische Sprache machen wollte. Die taz berichtet über die rassistischen Ausschreitungen in Tunesien. Der Abgrund ist zum Greifen nah, fürchtet die SZ mit Blick auf den immer schärferen innerisraelischen Streit um die Pläne der Netanjahu-Regierung.

Und dann gibt es keine Grenzen mehr

16.03.2023. Was zur Zeit in Israel geschieht, kommt einem Putsch von oben gleich, schreibt Yuval Harari in SZ online. Die taz gibt Entwarnung: Der Rassismus nimmt ab, es kommt halt drauf an, wie man rechnet. Die SZ erzählt, wie die Chinesen eine KI entwickeln, die nach Möglichkeit von vornherein innerlich gleichgeschaltet ist. Religion ist keine Privatsache, sagt die deutsch-iranische Schriftstellerin Noshin Shahrokhi bei hpd.de.

Fungi, Brot-Brechen oder Live Drumming

15.03.2023. Die Hohenzollern haben nicht "Verzicht" geleistet, wie sie selbst verkündeten, sondern sie haben eine juristische Niederlage erlitten, stellt der Historiker Stephan Malinowski in der FAZ richtig. Im Haus der Kulturen der Welt wird es nicht nur keinen Rassismus, Sexismus, Transphobie, sondern auch keinen Antisemitismus geben, verspricht der neue Leiter Bonaventure Ndikung in der SZ. "Putin wird sich und sein Regime mit diesem Krieg so oder so in eine Niederlage steuern", ist Gerd Koenen in der FR überzeugt.

Kleinstadt im Staat

14.03.2023. Der Bundestag soll verkleinert werden. Aber wie überzeugend sind die Pläne der Ampelkoalition, fragen die Zeitungen. Die Washington Post macht sich Sorgen über den Zustand der ukrainischen Armee nach einem Jahr Krieg. Die Welt schildert den innernigerianischen Streit um die Benin-Bronzen, Nachfahren der Könige gerieren sich wie die Hohenzollern. Und die NZZ fürchtet: Amerikanische Studenten leben in einer Hölle aus Mikroagressionen.

Nicht ohne innere Gewalt, leider

13.03.2023. "Die Islamische Republik muss endlich Geschichte werden", ruft wütend die Literaturwissenschaftlerin Nacim Ghanbari in der SZ. In Berlin erarbeiten einige Gruppen ein "dekoloniales Erinnerungskonzept". Eine richtige Idee haben sie noch nicht, überlegen aber schon mal, wen sie ausschließen werden, so die taz. In der FAZ erzählen Reinhard Bingener und Markus Wehner, wie sich die SPD immer enger an Russland band.

Kann man lernen, aber nicht lehren

11.03.2023. In der NZZ verabschiedet Robert Misik mit George Orwell den Pazifismus als ernstzunehmende politische Position. In der FR verteidigt Susan Neiman die komplizierte Moral gegen die Einfachheit des Autoritarismus. In der FAZ plädiert Eva Menasse für historische Expertise und Gelassenheit im Meinungskampf. Die SZ hegt Zweifel an der Aufrichtigkeit einer feministischen Außenpolitik. Spiegel und taz recherchieren zu den Vergiftungen junger Frauen und Mädchen im Iran.

Der Ingrimm der Georgier

10.03.2023. Die Hohenzollern geben klein bei und ziehen ihre Klagen auf Entschädigung zurück. Der Tagesspiegel sieht trotzdem keinen Grund zur Entwarnung, die SZ wartet vom Herrn Prinz noch auf ein Wort zu den Klagen, mit denen er Journalisten und Historikerinnen überzogen hat. Die Georgier haben mit ihren Protesten ihre Regierung gezwungen, das Ausländische-Agenten-Gesetz zurückzunehmen. Es dürfte nur taktischer Rückzieher sein, fürchtet der Jurist Guram Imnadse in der taz. Die Kultur in Tiflis steht zu Europa, die Politik zu Moskau, ahnt auch die NZZ. Der SZ graut es vor dem Zombie Urbanism, den die Digitalkonzerne jetzt auch nach München bringen werden.

Wenn man die Neuronen im Kopf komplett ersetzt

09.03.2023. Die Nordstream-Saga ist wie eine Netflix-Serie, findet die FR, eine, die von Gier handelt. Die Zeit erzählt, wie eine mecklenburg-vorpommerische Finanzbeamtin einige brenzlige Akten um die "Klimastiftung" in den Kamin ihrer Mutter warf. Und wurde die Pipeline dann auf Geheiß der Ukraine ins Wasser gejagt? Die FAZ lässt den Computer mit dem  australischen Philosophen David Chalmers zu Bewusstsein kommen. Die SZ fragt: Was ist in der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung los? Dieser so vornehmen und stinkreichen Institution mit leichter Schlagseite nach rechts?