Robert Schindel

Flussgang

Gedichte
Cover: Flussgang
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518431405
Gebunden, 95 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Schindels neue Gedichte, nach fast zehn Jahren des lyrischen Schweigens, sind auch solche des Alters und des Abschieds, wie der Autor selbst, augenzwinkernd, bekennt. Nicht von ungefähr erinnert der Titel an die Unmöglichkeit einer Umkehr. Auf diesem "Gang" werden die Leser mit 55 hochpersönlichen Gedichten von magischem Sprachfluss beschenkt. Melancholisch, gelegentlich scheinbar sterbensmüde, dann aber aufspringend und heiter, locken sie auf den Spuren poetischer Empfindungen, Wahrnehmungen und Einsichten "durch sämtliche Dunkelheiten hin zu den Lichtern": etwa zur Anschauung der Liebe im vollen Glanz ihres Ornats ebenso wie in ihrem Alltagskleid. Und immer wieder sind es eindringliche Bilder der Natur und auch der Tiere, die den Dichter entzücken und verwundern. Er nimmt seine Leser dorthin mit, wo sich aus luftiger Höhe auf den Boden allzu trister Realitäten hinabschauen lässt, und schafft es, Gedicht um Gedicht, das Unsichtbare mit Sprache sichtbar zu machen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.04.2024

Ein hoffnungsvolles Spätwerk entdeckt Rezensent Jan Wiele in diesem Gedichtband von Robert Schindel, der in diesem Jahr seinen achtzigsten Geburtstag feiert. Als Kind wäre Schindel fast im Konzentrationslager umgekommen, erzählt Wiele, eine Erfahrung, die seine Dichtung ebenso präge wie das Wienerische. In diesem Band spielt die Nacht eine besondere Rolle, zwischen "trauerschweren Metaphern" wartet aber auch "die Spätliebe/Unter den Sternen", wie der angetane Kritiker zitiert, der dieses frohe Alterswerk sehr gern gelesen hat.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 21.11.2023

Rezensent Nico Bleutge erkennt zwischen einigen wenigen "emphatischen Augenblicksbildern" im neuen Gedichtband von Robert Schindel eine stärkere Beschäftigung des lyrischen Ichs mit sich selbst und dem Alter. Gesellschaftliches und Gedächtnisbilder treten in den Hintergrund, so Bleutge, und das Ich wird vermessen. Die prinzipielle Offenheit der Texte für Deutungen findet der Rezensent überraschend. Die Poetik des Widersprüchlichen aber, die er von Schindel kennt, scheint darin aufzugehen und ebenso das "Aufrauen" der Sprache und "pathetischer Sagweisen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.10.2023

Keinen Anflug von Altersmüdigkeit macht Rezensent Björn Hayer im neuen Gedichtband des knapp 80-jährigen Lyrikers Robert Schindel aus. Im Gegenteil: Auch wenn Schindel über Todesnähe, Alterserscheinungen oder Zersetzungsprozesse dichtet, weht dem Kritiker doch immer Vitalität und Frische entgegen, etwa in Wortneuschöpfungen wie "splitterneu" oder "pfefferglücklich". Erinnerungen an die Schönheit des Daseins, etwa den Gesang des Pirols, tun ihr übriges, meint der Rezensent, der aus diesem Streifzug durch Schindels "pulsierende, intime Seelenlandschaft" viel Optimismus mitnimmt.