Magazinrundschau - Archiv

Babelia

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Magazinrundschau vom 25.04.2006 - Babelia

Die altgediente spanische Verlegerin und Autorin Esther Tusquets schreibt über das in ihren Augen wenig erfreuliche Phänomen literarischer Moden: "Ständig höre und lese ich, die Leute kauften keine Bücher mehr, läsen nicht mehr, und die Schuld daran trage das Fernsehen beziehungsweise das Internet. Früher hieß es, das Kino sei schuld. Stimmt nicht, die wahren Feinde der guten Bücher sind weder das Kino, noch das Fernsehen, noch die neuen Medien: die Bestseller sind schuld, Bücher mit geringem oder gar keinem Anspruch, gefördert durch Literaturpreise und millionenschwere Werbekampagnen (oder auch, was ich schon besser und ermutigender finde, durch spontane Mund-zu-Mund-Propaganda) - Bücher, auf die das grauenvolle Adjektiv 'medientauglich' zutrifft: Sie sorgen für die absolute Herrschaft der Mode über die Kultur."

Fietta Jarque stellt ein Buch und ein nicht unumstrittenes internationales Kunstprojekt zur "Schandmauer" zwischen den USA und Mexico vor: "Tijuana. La tercera nacion". "Was ins Auge fällt, ist nicht so sehr die Verbitterung auf mexikanischer Seite als vielmehr die Angst auf Seiten der US-Amerikaner", zitiert sie den Leiter des Projektes Antonio Navalon.

Magazinrundschau vom 28.02.2006 - Babelia

Auch wenn es immer noch Probleme gibt - die Integration von Latinos, Schwarzen und Juden in den USA wie auch in Europa war letztlich erfolgreich, meint der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes. Warum dann nicht auch Westen und islamische Welt lernen, miteinander zu leben? "Mit Hilfe ihres Glaubens, aber auch von Stimmzetteln sind in vielen Ländern die religiösen islamischen Mehrheiten an die Macht gekommen oder nahe daran, die Macht zu übernehmen. Aufgabe des Westens ist es, sie weder zu verteufeln noch zu attackieren, sondern sich des eigenen langen und mühseligen Weges bis zur Erringung der Toleranz zu erinnern und gelassen und geduldig den Prozess der Identitätsfindung innerhalb von Gemeinschaften zu begleiten, die lange Jahre hindurch kolonisiert, gedemütigt und benachteiligt wurden. Die im Westen lebenden islamischen Minderheiten dagegen müssen ihrerseits die Gesetze der Länder, die sie aufgenommen haben, respektieren."

Magazinrundschau vom 20.12.2005 - Babelia

Geradezu gegen den Trend ist die spanische Tageszeitung El Pais endlich auf den Trichter gekommen und bietet ihren Inhalt (wieder - wie einst zu Beginn ihrer Online-Ausgabe) gebührenfrei im Internet an. In der aktuellen Ausgabe ihrer Wochenendbeilage Babelia findet sich ein sarkastischer Beitrag von Luis Goytisolo über den Nutzwert des Romans. Der spanische Romancier diagnostiziert einen Trend, der Bücher immer wichtiger, ihre Lektüre dagegen immer unnötiger macht: "Inzwischen wissen wir, welche Möglichkeiten in einem Meisterwerk der Literatur stecken; man muss sie nur zu nutzen wissen. Es gilt, sie in ein gesellschaftliches Ereignis zu verwandeln, und sie produzieren eine umfängliche 'Nachkommenschaft' - das beste Beispiel hierfür ist das aktuelle Don Quijote-Jahr: Das ökonomische Potential der touristischen und gastronomischen Vermarktung des Romans überstieg das der Neuausgaben um ein Vielfaches. In anderen Ländern ist man längst weiter, feiert den "Bloomsday" oder bietet eine Paris-Tour auf den Spuren des Da Vinci-Codes an und hat das Geschäft auf den Bereich von Mode, Design und Kosmetik ausgeweitet."