Magazinrundschau - Archiv

Human Rights Watch

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 28.02.2023 - Human Rights Watch

Im April 2022 wurden 59 Zivilisten getötet und hundert weitere verletzt, als eine Streumonitionsrakete über dem Bahnhof von Kramatorsk in der Ostukraine explodierte, an dem mehr als 500 Menschen auf ihre Evakuierung warteten. Human Rights Watch hat zusammen mit SITU Research Investigation neue Hinweise gefunden, dass es sich bei dem Raketenangriff um ein Kriegsverbrechen von russischer Seite handelt. Anhand von Satellitenbildern, umfangreichem Videomaterial und zahlreichen Zeugenbefragungen wurde der Angriff rekonstruiert. Dabei konnte die eingesetzte Waffe anhand von Fotos als ballistische Rakete vom Typ 9M79K-1 Totschka-U identifiziert werden. Russland dementiert die Verantwortung für den Angriff, aber es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sich die militärische Einrichtung für den Einsatz der Rakete in der Nähe des Angriffsortes und in russischer Hand befand: "Zusammengenommen deuten diese Beweise stark darauf hin, dass die russischen Streitkräfte zum Zeitpunkt des Angriffs in Kramatorsk in der Umgebung des Dorfes Kunie über Totschka-Abschussrampen, die dazugehörige Raketentransportausrüstung und Totschka-Raketen verfügten und dass die russischen Streitkräfte in dieser Zeit regelmäßig Angriffe von Stellungen in der Umgebung von Kunie aus starteten." Der Angriff verstößt in mehrere Hinsicht gegen die Genfer Konvention, so der Bericht: Er war "rechtswidrig und wahllos. Bahngleise und Bahnhöfe werden von Streitkräften für militärische Zwecke genutzt und können daher rechtmäßige militärische Ziele sein. Human Rights Watch fand jedoch keine Beweise dafür, dass der Bahnhof von Kramatorsk zum Zeitpunkt des Angriffs für militärische Zwecke genutzt wurde oder dass sich ukrainische Streitkräfte in dem Gebiet befanden. Luftangriffe oder Artillerieangriffe auf Objekte, die kein militärisches Ziel haben, sind wahllos."