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Jonathan Lethem

Der wilde Detektiv

Roman
Cover: Der wilde Detektiv
Tropen Verlag, Stuttgart 2019
ISBN 9783608503852
Gebunden, 335 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ulrich Blumenbach. Als die arbeitslose Phoebe Siegler erfährt, dass die Tochter ihrer besten Freundin vermisst wird, bricht sie von Brooklyn aus auf, um in der kalifornischen Provinz nach dem Teenager zu suchen. Im dunklen Herzen der Wüste trifft sie auf Aussteiger, die jenseits von Recht und Gesetz in Stammesgruppen leben. Der Einzige, der ihr Zugang zu diesen ehemaligen Hippie-Kommunen verschaffen kann, ist Charles Heist - genannt der "wilde Detektiv".Ihre gemeinsame Suche führt die beiden in die gefährliche Gesellschaft der Stämme, die dort ohne Stromversorgung autonom leben. Während Phoebe und der wilde Detektiv mehr über das verschwundene Mädchen herausfinden, geraten sie in immer größere Lebensgefahr.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.02.2019

Michael Schmitt sieht Jonathan Lethems neuen Romanhelden, den melancholischen Privatdetektiv Heist aus Los Angeles, in einer langen Tradition, die bis Chandler zurückreicht. Einen echten Krimi aber dürfe der Leser nicht erwarten, warnt der Rezensent. Die Story um die Suche einer nassforschen Ostküstenfrau nach der Tochter ihrer Freundin in den Hippiekommunen der Mojave-Wüste hat für Schmitt auch einen zeitgeschichtlichen Aspekt als Abbild einer zwischen seinen Freiheitsidealen und der Trump-Realität zerrissenen US-Gegenwart. Spannend findet er die kontrastreiche Figurenkonstellation im Buch. Eine gelungene Satire über den schmalen Grat zwischen Barbarei und Zivilisation, meint er.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.02.2019

Für Michael Schmitt ist Jonathan Lethems neuer Roman ein erster Versuch, den Trumpismus und seine Folgen in eine literarische Form zu bringen. Dass der Autor dabei seine Steckenpferde reitet, wundert Schmitt nicht, ebenso dass die Handlungsstränge, Detektiv- und Liebesgeschichte hier, dystopischer Mad-Max-Spektakel dort, im Buch nicht zusammenfinden. Kennt man von Lethem, meint er. Wie Freiheit in Hass und Gewalt umschlägt, erzählt der Autor laut Rezensent mit ein bisschen Marlowe und viel Endzeitmelancholie vor südkalifornischer Kulisse. Übersetzt hat es Ulrich Blumenbach, und zwar "exzellent", so Schmitt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.02.2019

Eigentlich muss man sehr lachen, wenn Rezensent Knud Cordsen von der neurotischen, eifrig tindernden New Yorkerin Phoebe Siegler erzählt, die aus Abscheu vor Donald Trump in die Mojawüste flieht. Aber der Kritiker selbst ist mit Jonathan Lethems Roman gar nicht froh geworden. Die Geschichte von Phoebe, die sich mit einem Privatdetektiv auf die Suche nach einem in Kalifornien verschwundenen Mädchen begibt, hebe nur als Kriminalroman an, moniert Cordsen, wachse sich aber zu einem einzigen Leitartikel gegen Donald Trump und seine "Palisade von Vollpfosten" im Weißen Haus aus. Vielleicht hätte Lethem das Buch "Empörung" oder "Verstörung" nennen sollen, witzelt Cordsen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.02.2019

Rezensentin Doris Akrap ist enttäuscht von Jonathan Lethems neuem Roman. Die Frage nach dem richtigen Leben im falschen kann ihr der Autor mit seinem Cowboy-Roadmovie nicht beantworten. Den Ausstieg einer gut etablierten Ostküsten-Redakteurin aus ihrem Leben, ihre Flucht nach Kalifornien zu einer Horde hängenbliebener Hippies und einem lonesome Detective vermag Lethem zwar anfangs noch mit Witz zu schildern, schließlich aber wird die Lektüre schal, meint Akrap, die Figuren leuchten nicht und die Story ist ohne Pepp. Eine fesselnde Dystopie sieht anders aus, findet sie. Auch sprachlich kann Lethem die Rezensentin nicht überzeugen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.02.2019

Hubert Winkels leidet unter der Geschwätzigkeit von Jonatham Lethems neuem Roman. Das Buch selbst leidet unter der Naturkatastrophe Trump, die dem Autor laut Winkels beim Schreiben einer Satire über Geschlechterpathologien in die Quere gekommen ist. Und auch die gelegentlich durchschimmernde Detektivgeschichte löst sich im Fortgang der Geschichte um konkurrierende Hippielager in der Mojavewüste (oder sind es Wählerlager?, fragt sich Winkels) ins flimmernde Nichts auf, meint der Rezensent traurig. Eines aber kann der Text, können die Figuren allemal, versichert er: unter Einbezug US-popkultureller bits and pieces Schwatzen, was das Zeug hält.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.01.2019

Rezensentin Sylvia Staude scheint verwirrt angesichts von Jonatham Lethems neuem Buch. Halb Detektivroman, halb Detektivroman-Parodie steckt der rasante Text laut Staude voller Fantasiebilder und bizarrer Figuren. Der Handlung unter hippiesken Bewohnern der kalifornischen Wüste traut Staude nicht über den Weg. Ist es ernst gemeint oder nicht? Die Hinweise auf Realität, die der Autor in seine Story einzieht, verschaffen Staude auch keine Klarheit. Dass es um die Welt schlecht bestellt ist, ahnt sie allerdings spätestens, wenn Lethem über Aussteiger, Feministinnen, Esoteriker, Künstler und über Donald Trump herzieht.