Monika Maron

Das Haus

Roman
Cover: Das Haus
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783455016420
Gebunden, 240 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Katharina, Tierärztin im Ruhestand, erbt ein abgelegenes Gutshaus nordöstlich von Berlin. Schnell ist die Idee geboren, dort eine Kommune mit Freunden einzurichten, um den steigenden Mietpreisen in Berlin zu entfliehen und im Alter nicht allein zu sein. Bei Eva, Katharinas Freundin, sträubt sich zunächst alles gegen die Vorstellung, mit Menschen jenseits der Sechzig zusammenzuziehen. Doch dann lässt sie sich notgedrungen auf das Experiment ein und akzeptiert einen Neuanfang.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.11.2023

Rezensentin Cornelia Geißler liest interessiert den neuen Roman von Monika Maron. Hier bezieht eine ehemalige Kulturjournalistin aus Berlin im fiktiven Bossin in Mecklenburg-Vorpommern ein Zimmer in einer Alten-WG, resümiert Geißler. Die anderen Charaktere werden abhängig von ihrer Beziehung zur "für Melancholie viel zu abgebrühten" Ich-Erzählerin mal mehr, mal weniger ausführlich beschrieben, erfahren wir. Das gemeinschaftliches Wohnen kommt dabei weniger vor, so Geißler, nur für Diskussionen am Küchentisch kommt über alle möglichen politischen Themen kommen die Bewohner zusammen, die Meinungen scheiden sich aber, als ein Hund adoptiert werde soll. Dabei fällt Geißler die Zurückhaltung der Autorin auf, etwas Streitbares in ihrem Roman zu vertreten. Durch den Brand von Notre-Dame und den Brand eines lokalen Waldes, lesen wir, verzweifeln Marons Charaktere schließlich. Wie Menschen ihre einstigen Gewissheiten verlieren: Das zeigt Maron hier "eindrücklich", schließt Geißler.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.11.2023

Leise und unkonfrontative Töne schlägt Monika Maron in ihrem ersten Roman nach ihrem Verlagswechsel an, berichtet Wolfgang Schneider, dem das Ergebnis ziemlich gut gefällt. Das Buch stellt eine Wohngemeinschaft alter Menschen im mecklenburgischen Bossin in den Mittelpunkt, erfahren wir. Die Figuren reflektieren über ihr Leben und schlagen sich mit Alltagsproblemen wie der Hundephobie einer Bewohnerin herum, erfahren wir. Reizthemen wie der Klimawandel kommen diesmal nur am Rand vor, so Schneider, allerdings verdüstert sich die Erzählung zunehmend, irgendwann brennt gar der Wald um das Haus, in dem die Gemeinschaft lebt. Gut, dass Maron wieder vorrangig über Menschen schreibt, so das Fazit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

Rezensent Andreas Platthaus freut sich, dass Monika Maron in ihrem neuen Buch wieder zur kühlen Analyse zurückkehrt, die ihr früheres Schaffen ausgezeichnet hatte: Das titelgebende "Haus" beherbergt eine Alters-WG aus lauter Rentnern, die aus der Stadt ins fiktive brandenburgische Dorf Bossin gezogen sind und auch dort kaum den Kontakt zu den übrigen Dorfbewohnern suchen und vor allem vor der Welt und ihren Katastrophen fliehen wollen. Das böte Konfliktpotential, wie Platthaus im Vergleich mit Romanen von Juli Zeh und Daniela Krien feststellt, doch Maron fokussiert sich hier ganz auf das "Psychogramm einer Generation", auf das Schildern des Lebens im Alter, denn sie selbst ist auch schon über 80, wie der Kritiker bemerkt. Trotz kleinerer Logikschwächen ein empfehlenswertes Buch, das auch die Gefahren des sozialen Rückzugs verhandelt, schließt er.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 14.10.2023

Rezensent Tilman Krause ist etwas ratlos nach der Lektüre dieses Romans. Monika Maron erzählt von einer Art Alters-WG auf dem Land: Acht 70-Jährige ziehen in ein Haus, das eine von ihnen geerbt hat. Sie sind im weitesten Sinne Bildungsbürger, könnten also zu fast jeder aktuellen Debatte etwas sagen, denkt sich Krause. Mehrere Brände, die immer näher rücken, könnten als Symbole diskutiert werden. Das geschieht auch, aber so verhalten, dass sich Krause fragt, ob die "Positionslosigkeit", die hier zum Ausdruck kommt, der Autorin, die für ihre Kritik an Islam und Einwanderung schon heftig angegriffen wurde, als "Selbstschutz" dient.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.10.2023

Recht ungnädig, wenn auch ein bisschen schematisch in ihrer Reaktion, fertigt David Hugendick diesen Spätroman der großen Autorin ab. Eigentlich möchte er ihn schon in dem Moment zur Seite legen, wo er nichts "Neurechtes" in ihm entdecken kann. Man weiß ja, Maron ist immer für eine Provokation gut. Hier aber, wundert sich der Rezensent, gibt's nichts, was man weitertratschen kann, es zieht sich eine melancholische Gelassenheit durch das Geschehen. Ob es wirklich so "allumfassend harmlos" ist, wie Hugendick einmal behauptet, bezweifelt man beim Lesen der Rezension aber. Wie genau kann der Kritiker denn gelesen haben, der "Das Haus", das in Vorpommern steht, was durchaus eine Bedeutung hat, dreimal in Brandenburg verortet?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.10.2023

Monika Maron kennt Rezensent Jörg Magenau eigentlich als streitbare Autorin, in ihrem neuen Buch findet er sie aber ziemlich zurückhaltend. Das titelgebende Haus ist eine Alte-Leute-WG, die erstaunlich oft mit Feuer zu tun hat: Erst brennt Notre-Dame, dann der Wald des Dorfes, in dem sie leben, am Ende dann der Dachstuhl, verrät Magenau, der bei diesem Feuer-Motiv auch an Christa Wolfs "Sommerstück" denken muss. Die Bewohner der WG sind fast alle geschieden oder verwitwet und trotz ihres Wunsches, eine "Gemeinschaft der Gleichen" zu bilden, recht unterschiedlich, was die zentrale Diskussion um die Anwesenheit eines Pudels zeigt, meint der Kritiker. Die Runde trifft sich immer wieder am Küchentisch, um zum Beispiel Pazifismus, Klimawandel oder Verschwörungstheorien zu diskutieren, doch zum Streit will es niemand kommen lassen, stellt Magenau fest. Eine "gütige Gleichgültigkeit" prägt diese Menschen. Das macht sie für Magenau angenehm, aber das Aufgeben, das darin liegt, spürt er doch.
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