Ned Beauman

Der Gemeine Lumpfisch

Roman
Cover: Der Gemeine Lumpfisch
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2023
ISBN 9783954381586
Gebunden, 384 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Marion Hertle. Mark Halyard arbeitet als Umweltverträglichkeitskoordinator bei der Brahmasamudram Mining Company, die im Tiefseebergbau tätig ist und versehentlich den Lebensraum eines wenig bekannten Putzerfischs, des Gemeinen Lumpfischs, vernichtet hat. Um die Zerstörung des Planeten einzudämmen, sind Unternehmen gesetzlich verpflichtet, für viel Geld Auslöschungszertifikate zu erwerben, falls sie an der Ausrottung einer Spezies mitwirken. Allerdings hat sich Halyard mit Leerverkäufen von Lumpfisch-Zertifikaten verspekuliert. Nachdem er auf fallende Preise gewettet hat, stellt ein mysteriöser Hackerangriff auf diverse Biobanken, in denen Gewebeproben und Genomdaten gefährdeter Arten gespeichert werden, das System auf den Kopf. Alle Back-ups für den Gemeinen Lumpfisch sind futsch, und der Preis für Lumpfisch-Zertifikate geht durch die Decke. Halyards einzige Hoffnung ist, mithilfe der Lumpfisch-Expertin Karin Resaint irgendwo ein Exemplar des Fischs aufzutreiben, damit die Spezies nicht als ausgerottet gilt …

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.07.2023

Rezensentin Petra Ahne ist begeistert, wie fantasievoll und gleichzeitig gegenwartsangebunden Ned Beauman seine Dystopie entwirft: In einer nahen Zukunft führt die fortgeschrittene Erderwärmung zu zunehmendem Artensterben, wogegen die Wirtschaft mit sogenannten "Auslöschungszertifikaten" vorzugehen versucht. Zwei Figuren, eine Biologin und ein "Umweltverträglichkeitskoordinator" einer großen Firma, jeweils auf ihre Weise in den Zertifikatshandel verstrickt, versuchen gemeinsam, eine besonders intelligente Tierart zu retten: den gemeinen Lumpfisch. Wie Ned Beauman entlang dieses "gut geschnürten" Plots eine intelligente moralische Auseinandersetzung mit dem Artensterben entfaltet - die Motivationen der beiden Figuren sind etwa sehr unterschiedlich -, und dies mit vielen "prallen Details" der Tech- und KI-Welt anreichert (z.B. im Labor erzeugtes, hauchdünn geschnittenes Carpaccio), findet die Kritikerin faszinierend und gekonnt. Ein hellsichtiges Buch, das gleichzeitig ein "großer Spaß" und von Melancholie überschattet ist, schließt die Kritikerin anerkennend.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.06.2023

Rezensentin Cornelia Geißler ist überzeugt vom "krakenschwarzen Humor" und dem "irren Tempo", das der britische Autor Ned Beauman in seinem neuen Roman vorlegt. Im Zentrum der Handlung steht der "Gemeine Lumpfisch", lesen wir. Die Schweizer Meeresbiologin Karin Resaint und der "Umweltverträglichkeitskoordinator" Mark Halyard haben beide das gleiche Ziel, wenn auch von ganz unterschiedlichen Motiven angetrieben: den Fisch vor dem Aussterben bewahren. Auch wenn die Handlung in der nahen Zukunft spielt, ist die Realität durch viele Anspielungen sehr präsent, so die Kritikerin. Mitgerissen ist sie von der Rasanz und den überraschenden Wendungen in diesem Genre-Mix, der sowohl Elemente eines Thrillers als auch von politischer Satire und Science-Fiction enthält.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.04.2023

Rezensentin Elke Brüns wird gut unterhalten von Ned Beaumans "Near-Future-Öko-Thriller". Der Ende 2020 spielende Roman erzählt von einem neuen System der Weltkommission zur Eindämmung des Artensterbens, nach dem Firmen, wenn sie durch ihre Tätigkeit Arten gefährden, teure Zertifikate für diese Arten erwerben müssen, um weitermachen zu können. In diesem System verspekuliert sich der für eine Mining Company tätige Halyard, der sich daraufhin mit einer Tierschützerin auf die Suche nach Überbleibseln des gemeinen Lumpfischs machen muss - von all dem erzähle der britische Autor und Journalist ziemlich "hochtourig", so Brüns, mit vielen überraschenden Wendungen und Volten und in "gnadenlosem Tempo", das gut zur aktuellen Katastrophenfrequenz passe. Besonders eindrücklich findet sie außerdem, wie Beauman die ökonomische, nicht ökologische Sichtweise in den Erzählton integriert. Ein Roman auch von "grimmigem Humor", dessen Dystopie gar nicht so weit von uns entfernt ist, so Brüns.