Arnold Stadler

Mein Stifter

Porträt eines Selbstmörders in spe und fünf Fotografien
Cover: Mein Stifter
DuMont Verlag, Köln 2005
ISBN 9783832179090
Gebunden, 200 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Für Arnold Stadler war Adalbert Stifter prägend, seit er dreizehnjährig dessen Nachsommer las - beeindruckt von dem, was sich hinter den Beschreibungen heiler Welt verbarg. Seither ist ein Gefühl von Verwandtschaft geblieben, das nicht nur aus den Wurzeln im ländlichen Katholizismus herrührt. In dieser persönlichen Biografie nähert sich Arnold Stadler "seinem Stifter" auf ganz eigene Weise: als Leser, als Besucher von Stifters Orten, als Moderator der gerade von Schriftstellern mit Leidenschaft geführten Auseinandersetzungen um Stifters Werk. Aus dem Wiederlesen des Nachsommer entsteht eine Auseinandersetzung, die jederzeit vom Roman zum Autor springt. Sie umkreist die Frage, was für ein Leben es ist, das sich Adalbert Stifter in diesem autobiografischen Traum selbst zuschreibt. Ausgehend von fünf Fotografien Stifters entwirft Arnold Stadler das "Porträt eines Selbstmörders in spe", der am Ende mit dem Messer philosophiert und seinen Gedanken ein Ende setzt - als Sünde gegen die Welt, in der er lebt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.02.2006

Drei Bücher bleiben, resümiert Karl-Markus Gauß das zu Ende gegangene Adalbert-Stifter-Jahr, auch wenn er sie unterschiedlich beurteilt. Arnold Stadlers Aneignung des Dichter erscheint ihm dabei "eher merk- als denkwürdig". Stadler denkt Stifter ganz von seinem Ende her, berichtet Gauß, von dem Rasiermesserschnitt, den der schwerkranke Dichter in den eigenen Hals führte. Doch Gauß will nicht einleuchten, dass man Stifter nur von diesem Ereignis her als künftigen Selbstmörder denken könne, so grauenhaft es gewesen sein mag. Und obwohl Gauß Stadler als bedeutenden Erzähler und feinen Stilisten schätzt, kann er nur einige glänzende Passagen in dem Buch ausmachen. In den Augen des Kritikers überwiegen jedoch die Wiederholungen, Stilblüten und eine falsche Kameraderie. Allzu "putzig" findet er auch Stadlers Darstellung von dem häuslichen Terror, dem Stifter seine Tochter ausgesetzt hat. Er hat nicht nur "kein Händchen gehabt", er hat sie ihn den Selbstmord getrieben, stellt Gauß klar.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.12.2005

Keine literaturwissenschaftliche Arbeit sondern eine persönliche Auseinandersetzung mit Adalbert Stifter habe Arnold Stadler schreiben wollen, hält Andreas Bernard dem Autor zugute. Im Mittelpunkt stehe hierbei der 1857 erschienene Roman "Nachsommer", den Stadler als "erträumte Autobiografie" lese, wie der Rezensent zitiert. Diese "fortwährende Überblendung von Leben und Werk" sei aufschlussreich und biete sich auch an, da der Roman wie ein Gegenentwurf zum unglücklichen Stifterschen Leben wirke. Allerdings, bemängelt der Rezensent, gehe die vergleichende biografische Lesart zu Lasten des Romans selbst. An dessen poetologisches Geheimnis, wie Kommasetzung, parataktischer Erzählstil oder Raum- und Zeiterfahrung, werde nicht gerührt. Wirklich überflüssig findet Andreas Bernard jedoch stilistische Wiederholungen im Text, der sich so wie eine Aneinanderreihung verschiedener Essays lese und die "geschwätzig wirkenden Ausbrüche" in Form von deplazierter Gesellschaftskritik.
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