Albrecht Selge

Silence

Roman
Cover: Silence
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783737102001
Gebunden, 176 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Abschiede, Neuanfänge, Geheimnisse: ein Mensch in der Mitte seines Lebens oder schon darüber hinaus. Während sein Vater im Sterben liegt, suchen er und seine Frau noch einmal unbeschrittene Wege, nicht nur in der Liebe. Ihre nicht mehr kleinen Kinder entfernen sich zusehends, müssen dabei um ihr eigenes gefährdetes Glück ringen. Alle Menschen sind hier einander unlösbare Rätsel und doch zugleich tief verbunden. Und Rätsel bleiben sie auch sich selbst. Was bleibt vom Gewesenen, wo wollen wir hin? In immer neuen Varianten und Anläufen umkreist "Silence" die einfachen und doch größten Fragen des Lebens. Der Erzähler sehnt sich nach der Schönheit der Stille und fürchtet sich vor dem Verstummen, vor dem Sturz ins endgültige Schweigen. Reisen führen ihn nach Bonn, Prag, Brüssel oder Teheran, zu einer Eremitin und ins eigene Innere, in magisch scheinende Vergangenheiten und in lustvolle Abgründe.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.03.2024

Ein leises und zugleich großes Stück Literatur annonciert Paul Jandl mit dem neuen Roman von Albrecht Selge, den der Kritiker "sensationell sensationslos" nennt. Denn Selge lässt hier ein Alter Ego über die Stille sinnieren, fährt der Kritiker fort: Wenn die Frau und die lärmenden Kinder außer Haus versinkt der Ich-Erzähler in Meditationen über Berliner Straßenlärm, über Schweigen als Machtgewinn, stille Verschwiegenheit in der Ehe oder den sich zunehmend in seine eigene Welt zurückziehenden, sterbenden Vater im Pflegeheim, resümiert Jandl. In zarten, psychologisch präzisen Schritten lotet Selge das Wesen der Stille immer weiter aus, baut Exkurse und Anekdoten über Kafka, John Cage oder Marlen Haushofers Roman "Die Wand" mit ein und schafft gekonnt die Balance zwischen "Hysterie und Andacht", so Jandl. Eine "große Selbstbelauschung" von nahezu "heiligem Ernst", schließt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.02.2024

Albrecht Selges Buch liegt zunächst durchaus im Trend des derzeit angesagten autofiktionalen Schreibens, meint Rezensent Gustav Seibt, dennoch funktioniert es etwas anders. Im Zentrum steht jedenfalls, erfahren wir, ein 47-jähriger, in Berlin lebender Schriftsteller, der die Ruhe schätzt und mit dem Tod seines Vaters - des Kirchenhistorikers Kurt-Victor Selge - konfrontiert wird. Sowohl das glückliche Eheleben, als auch die Affären, die er und seine Frau daneben haben, kommen zur Sprache, heißt es weiter, außerdem wird der bildungsbürgerliche Hintergrund der Familie, inklusive einer Musikleidenschaft, deutlich. Dennoch, beschreibt Seibt, liegt der Fokus hier nicht auf der Erzählung, vielmehr bleibt das Buch über weite Strecken statisch und reflexiv; ein rührendes Nachdenken über Liebe, Tod und ähnlich gelagerte Themen, die dem Rezensent insgesamt sehr gut gefällt.
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