Alistair MacLeod

Die Insel

Erzählungen
Cover: Die Insel
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783100488145
Gebunden, 442 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit. Alistair MacLeods Erzählungen leben zwischen Land und Meer, den Wogen und den Wäldern der Atlantikküste Kanadas. Seit Generationen widerstehen die Menschen hier auf Cape Breton dem rauen Wetter, wappnen sich mit Geschichten gegen die Einsamkeit und erinnern sich mit Lakonie und ratloser Liebe an Lebensläufe voll unbeugsamem Eigensinn.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.08.2004

Alistair MacLeods "erzählerisches Tempo" entspricht etwa "der Geschwindigkeit geologischer Vorgänge", bemerkt der Rezensent Georg Sütterlin mit einiger Faszination nach der Lektüre dieser sechzehn Erzählungen aus drei Jahrzehnten, die MacLeod als "Meister der kurzen Form" ausweisen. Besonders gefallen hat dem Sütterlin, wie es MacLeod gelingt, mithilfe der Ich-Form und des Präsens, zu einer Wahrheit durchzudringen, "die über das selbst Erlebte hinausweist" und dadurch "exemplarisch und allgemein gültig" wird. Und der Rezensent ist geradezu entzückt davon, mit welch "unfehlbarem Gespür für das Wesentliche" MacLeod "Wirklichkeitspartikel" wählt und zu einer ganz besonderen, "kompakten, archaischen und abgelegen" Welt zusammensetzt. Durch die Vielfalt der - einsamen - Figuren schwinge "stets dieselbe Stimme" mit ihrem "elegischen", "gemessenen" und "melancholischen" Ton. Ein "wunderbarer Band", so das Fazit des Rezensenten, den man "am besten über einen längeren Zeitraum" lesen sollte - auf dass die "reichhaltigen und nuancierten Geschichten" ihre ganze Wirkung entfalten können.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.06.2004

Alistair MacLeod, Jahrgang 1936, stammt aus Zentralkanada, einer literarisch noch unbekannten Gegend, aus der es nach Meinung von Ulrich Baron noch richtige Geschichten zu erzählen gibt, die auf den ersten Blick, meint der Rezensent lakonisch, das "Herz eines sentimentalen Steinkohlelobbyisten" oder Bauernfunktionärs erwärmen könnten. Tatsächlich liege es nur an den von der kargen Landschaft, dem isolierten Inselleben in Neu-Schottland, der schottischen Einwanderertradition vorgegebenen Themen, die auf den ersten Blick Sozialromantik und Naturschwärmerei suggerieren, meint Baron. Doch auch wenn MacLeod in seinen "grandiosen Naturbeschreibungen" der "oft strengen und manchmal überwältigenden Schönheit" durchaus ihren Platz einräume, konterkariere diese Tendenzen häufig durch die Geschichten selbst, die jede nostalgische Anwandlung verscheuchen. In der Isolation der Inselgemeinschaft von Cape Breton im Nordosten Kanadas hätten sich Gebräuche, Mythen und ein ausgeprägtes Clanbewusstsein besonders gut gehalten, die MacLeod zwar "ganz konventionell und realistisch" beschreibe, dabei aber nie, so Baron, die Entwicklung aufzuhalten versuche, sondern im Gegenteil thematisiere, dass die Kinder und Enkel dieser Einwanderergeneration jetzt ihrerseits wieder auswanderten: weg aus Neu-Schottland, weg aus ihren Familienverbänden.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.03.2004

"Ein großer Schriftsteller", jubelt Verena Auffermann angesichts dieses Bandes mit sechzehn Erzählungen des Kanadiers Alistair MacLeod. Seine Geschichten spielen fern ab "vom Dreck der Welt", an der Mündung des St.-Lorenz-Stroms, wo es noch Natur gibt und die Menschen von Großstadtquerelen und den "Märkten der Eitelkeit" nichts ahnen, berichtet die Rezensentin. Vor diesem Hintergrund erzähle MacLeod vom Begehren, das er in der Landschaft spiegelt, in dem Bestreben, beides zur Einheit zu bringen, so Auffermann. Dass dies nicht zur "Naturromantik" und falschen Idylle gerate, sieht die Rezensentin in der "unromantischen Härte" der Einsichten des Autors ebenso begründet, wie in der Tatsache, dass er kein Kritiker der Moderne sei, der melancholisch einer besseren Vergangenheit nachtrauert. In MacLeods Buch, dass Brigitte Jakobeit "vorzüglich" ins Deutsche übertragen habe, spielt das Zeitgeschehen weder als Schreckgespenst noch überhaupt eine Rolle, "die Uhr übernimmt die Sonne, nur das Zählwerk, das den Tod bringt, gilt", schwärmt Auffermann.

Themengebiete