Amelie Fried

Schuhhaus Pallas

Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte (Ab 14 Jahre)
Cover: Schuhhaus Pallas
Carl Hanser Verlag, München 2008
ISBN 9783446209831
Gebunden, 183 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Amelie Fried auf den Spuren ihrer Familiengeschichte in der NS-Zeit. Frieds Großvater lebte als Jude und Österreicher in Ulm und besaß dort das Schuhhaus Pallas. Nach 1933 gerät er ins Visier der Nationalsozialisten: Nahe Verwandte des Großvaters werden im KZ ermordet. Er selbst überlebt nur durch einen unglaublichen Zufall. Nach dem Krieg führt die Familie wieder ihr gutbürgerliches Ulmer Leben. Amelie Frieds Vater wird der große Zeitungsverleger seiner Heimatstadt - trotzdem schweigt dieser Mann des Wortes sein Leben lang über die Nazizeit. Warum, das unter anderem versucht seine Tochter in diesem Buch zu ergründen. Sie selbst musste nach ihrer Familiengeschichte erst forschen. Sie erzählt sie, weil ihre eigenen Kinder sie erfahren sollen - sie und alle anderen, die wissen wollen, was damals gewesen ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.04.2008

Sieglinde Geisel stellt zwei Jugendbücher vor, die sich mit den moralischen Abgründen des Lebens in der Nazizeit beschäftigen. Amelie Frieds Buch über die eigene Familiengeschichte, in deren Zentrum das Ringen der Großeltern um den Erhalt des familieneigenen Schuhgeschäfts und damit einhergehend eine lange verschwiegene Schuld steht, findet die Rezensentin packender und lebensnäher als ein historischer Roman je hätte sein können. Fried, die durch intensive Recherche ein Familiengeheimnis aufdeckt, lässt die Nazivergangenheit in ihrem Buch greifbar werden, lobt Geisel. Dabei habe sie nicht etwa eine weitere Geschichte über Widerstand, Täterschaft oder Mitläufertum geschrieben, sondern eine Spurensuche zur "moralischen Komplexität" des Lebens während des Nationalsozialismus vorgelegt, so die Rezensentin beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2008


Sehr gute Noten gibt Rezensent Konrad Heidkamp diesem Buch von Amelie Fried über ihre Suche nach einer verschütteten Familiengeschichte: der Geschichte der jüdischen Familie ihres Vaters, und des Schuhhauses, das ihr einmal gehörte. Zunächst irritiert den Rezensenten der emotionale und private Ton, mit dem diese Suche geschildert wird. Doch bald erscheint Heidkamp dieser subjektive und ehrliche Ton dann als das große Guthaben dieses Buchs, das er gerade dadurch so geeignet findet, die Geschichte glaubwürdig an Jugendliche zu vermitteln. Denn hier werde nicht von Gut und Böse erzählt, stehe nicht der Schrecken der Vernichtung im Vordergrund. Stattdessen werde der schrittweise Verlust der Selbstachtung deutlich, den die Entrechtung bei den Betroffenen zur Folge hatte. Gerade die ganz privaten Geschichten machen den Irrsinn jeder Ideologie aus Sicht des Rezensenten so anschaulich, legen über das beschauliche München der Gegenwart beim Lesen nach und nach eine braune Folie. Aber auch die Art, wie Amelie Fried die Recherche selbst in Form von Briefen, E-Mails oder Telefongesprächen zum Thema macht, nimmt den Rezensenten sehr für dieses Jugendbuch ein.