Andor Endre Gelleri

Stromern

Cover: Stromern
Guggolz Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783945370186
Gebunden, 269 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Unter Mitarbeit von György. Aus dem Ungarischen von Timea Tankó. "Stromern" versammelt 31 Geschichten aus den 1920er- und 1930er-Jahren, in denen er sich den Ausgegrenzten, den Zu-kurz-Gekommenen und Durch-das Raster-Gefallenen zuwendet. Budapest ist geprägt von den Folgen der Weltwirtschaftskrise, und die Protagonisten der Erzählungen bekommen das am eigenen Leib zu spüren. Gelléri kannte die Lebenswirklichkeit seiner Figuren nur zu gut, er selbst arbeitete in unzähligen Berufen, musste für seine täglichen Mahlzeiten schuften - und brachte es doch immer wieder fertig, eine ganz einzigartige Literatur zu schaffen. Die Kunst Gelléris besteht darin, jeder Figur ihr Schicksal zuzuerkennen. Sie mögen einander ähneln, die Färbergesellen und Weberlehrlinge, die Schuhmacher und Möbelpacker, die Arbeitssuchenden und Arbeitsverlierenden. Doch jeder Einzelne hat tiefe Wünsche, versucht, seinen Alltag mit Schönheit und Würde zu erleichtern. So wird immer auch sinnenfreudig gezecht, angebandelt, verehrt, gehasst, Trübsal geblasen, gefürchtet und geträumt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.02.2019

Jörg Plath schätzt den seltenen Ton des ungarischen Schriftstellers Andor Endre Gelleri. Gelleris Erzählungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erzählen von Menschen am Abgrund der Armut und der Bedürftigkeit, erfährt Plath. Wie der Autor die traurigen Schicksale schildert, fern von sozialem Realismus, empathisch, doch präzis, mit Sinn für Farben und Gerüche, für die Würde der Figuren vor allem, hat ihn beeindruckt. Auch dass eigene Erfahrungen in den Texten stecken, kann Plath erkennen. Die Übersetzung von Timea Tanko erscheint ihm warm und unsentimental. Leider nutzt sich die Begeisterung auf 250 Seiten etwas ab, erklärt Plath, da der Ton doch immer derselbe bleibt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.01.2019

Rezensentin Insa Wilke freut sich über Timea Tankos warmherzige Übersetzung von Andor Endre Gelleris Erzählungen. Sie hält die Erinnerung an einen Autor wach, der für Wilke wie kein zweiter meisterhaft von der Magie kollektiver Arbeit erzählt, aber mit den Arbeitern, ihren Wünschen und Hoffnungen im Zentrum. Die zwischen 1924 und 1942 entstandenen Texte begegnen den ungarischen Armen auf Augenhöhe. Gelleris magisch überhöhender "sozialer Blick" erinnert Wilke mitunter an Veza Canetti. Diese Erzählungen beginnen zu funkeln, wenn sie die kleinen Glücksmomente der Figuren einfangen, verspricht die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.01.2019

Die Novellensammlung "Stromern" hat Rezensent Ulrich Rüdenauer richtiggehend verzaubert, obwohl die Protagonisten der Geschichten durchweg die Ärmsten der Armen aus dem Budapest der zwanziger und Dreißiger Jahre sind, von Lastenschleppern über Färber, bis zur Webern und Bettlern. Autor Andor Endre Gelléri erzählt dem Kritiker zufolge davon, dass dort, wo es "rau und elend" zugeht, auch immer Wünsche und Fantasien sprießen, und übersetzt diese Tatsache in eine Literatur, die ihn immer wieder mit utopischen Wendungen und liebevollen Detailschilderungen überrascht. Auch Witz komme hier nicht zu kurz und die individuelle Sprachkunst Gelléris sei außerdem hervorragend übersetzt, lobt der Rezensent, der sich jetzt nur noch wünscht, dass bald alle Erzählungen des Ungarn auf Deutsch verfügbar sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2018

Für Rezensentin Lerke von Saalfeld ist der ungarische Autor Andor Endré Gelleri ein "Meister der kurz erzählten Prosa". Entsprechend erfreut ist sie über die Entdeckung des zu Lebzeiten kaum bekannten Schriftstellers, der nun auch diese Erzählungen aus den Jahren 1924 bis 1942 zu verdanken sind. Wenn Gelleri hier von der großen Wirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre erzählt, das Leben von Webern, Fischern, Metzgern, Dienstmädchen, erfrierenden Bettlern und verhungernden Kindern schildert, kann die Kritikerin die Verzweiflung jener Jahre spüren. Und doch gelingt es Gelleri in den von "Melancholie und Hoffnungslosigkeit" geprägten und mit "berührender, trauriger Humanität" erzählten Geschichten immer wieder seltene Momente des Glücks aufscheinen zu lassen, staunt die Rezensentin. Nicht zuletzt lobt sie die einfühlsame Übersetzung von Timea Tankó.
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