Andreas Schäfer

Die Schuhe meines Vaters

Cover: Die Schuhe meines Vaters
DuMont Verlag, Köln 2022
ISBN 9783832181963
Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Im Sommer 2018 kommt der Vater von Andreas Schäfer zu Besuch nach Berlin. Kurz zuvor hat er erfahren, dass ein vor langer Zeit überwundener Krebs zurückgekehrt ist, doch Beschwerden hat er keine. Er geht in die Oper, unternimmt einen Ausflug ans Meer, sitzt auf dem Sofa des Sohnes und sagt verwundert: "Dass da was ist!" Aber was? Was ist da im Kopf des Vaters? Er fährt nach Frankfurt zurück, wo er seit der Trennung von der griechischen Mutter vor Jahrzehnten allein lebt. Auch zur Biopsie geht er allein, als wollte er sein Einzelkämpferleben erst im letztmöglichen Moment aufgeben. Am Tag der Untersuchung meldet sich der Oberarzt der Neurochirurgie und teilt dem Sohn mit, dass der Vater eine Hirnblutung erlitten habe: "Ihr Vater wird sterben", sagt er. "Er liegt im künstlichen Koma. Sie müssen entscheiden, wann wir die Maschinen abstellen." Wie damit umgehen, wenn einem das Leben des eigenen Vaters in die Hände gelegt wird? Wie sich verabschieden, wenn man den Zeitpunkt selbst bestimmen soll? 'Die Schuhe meines Vaters' ist ein Buch über Väter und Söhne und die unerwarteten Wege der Trauer.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 17.08.2022

Rezensentin Wiebke Porombka ist beeindruckt. Dem Autor Andreas Schäfer gelingt in seinem autobiografischen Bericht eine vorsichtige Annäherung an die ambivalente Vaterfigur, die diese weder idealisiert noch lächerlich macht. Die Rezensentin ist berührt vom Porträt eines Mannes, der seine Kindheit im Nationalsozialismus verbrachte und zeitlebens innerlich zerrissen und einsam blieb. Zugleich hält sie das Buch auch für eine unprätentiöse zeitgeschichtliche Betrachtung des kulturellen Wandels der Bundesrepublik.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.08.2022

Das Besondere am autobiografischen Vaterbuch von Andreas Schäfer ist für den Rezensenten Martin Oehlen der Umstand, dass die Suche des Autors auf den Spuren des Verstorbenen zu nichts führt bzw. nur zu noch mehr Distanz. Dramatisch findet Oehlen den Einstieg, der den Leser mit dem Abschalten der lebenserhaltenden Geräte in die Geschichte hineinzieht. Wenn Schäfer das impulsive, oft kränkende Verhalten des Vaters mit den Schrecken des 20. Jahrhunderts in Verbindung bringt, die Geschichte einer deutsch-griechischen Ehe im konservativen Nachkriegsdeutschland erzählt und schließlich vor der selbst gestellten Aufgabe kapituliert, folgt Oehlen dem Autor bedingungslos.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.07.2022

Rezensent Dirk Knipphals bekommt allerhand geboten mit Andreas Schäfers Erkundung einer Vater-Sohn-Beziehung. Vom Tod des Vaters her denkt der Autor laut Rezensent nach über weitergereichte Traumata, Familienverhältnisse als Zeitmaschinen und die Ambivalenzen der Beziehung. Wie er das macht, nüchtern reflektierend (auch über die literarische Entwicklung seines Stoffes) und den Vater als Person anerkennend, findet Knipphals bemerkenswert. Den Rezensenten regt es zum Vergleich mit der eigenen Vater-Geschichte und zu anderen großen Fragen an.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.07.2022

Rezensent Ulrich Rüdenauer kniet sich rein in Andreas Schäfers Vatersuche als wäre es seine eigene. Neben ins Allgemeine umschlagenden großen Vater-Texten von Julian Barnes etwa kann Schäfers Buch bestehen, findet Rüdenauer, denn: Der Balanceakt zwischen Gefühl und Reflexion, Hommage und Befreiung gelingt dem Autor. Was Schäfer also nach dem Ableben des Vaters über ihn und über sich herausfindet und dass er die zutage tretenden Widersprüche der Vaterfigur nicht zu glätten versucht, erscheint Rüdenauer bemerkens- und dementsprechend lesenswert für andere Töchter und Söhne.
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