Andrej Bitow

Armenische Lektionen

Eine Reise aus Russland
Cover: Armenische Lektionen
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518413197
Gebunden, 233 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Rosemarie Tietze. Die Sehnsucht der Russen galt seit jeher Armenien, ihrem Süden, ihrem Italien. Für Bitow wie schon für Mandelstam ist es ein Land, das gelesen werden will. Hier hat die Geschichte "keinen Anfang - sie ist immer schon dagewesen. Kein Dorf, das nicht in grauer Vorzeit einmal Hauptstadt eines alten Staates gewesen wäre, kein Hügel, unweit dessen sich nicht eine Entscheidungsschlacht abgespielt hätte, kein Stein, über den nicht Blut geströmt wäre, und kein Mensch, den das gleichgültig ließe." Was Armenien mich lehrt - so könnten Bitows Reisebilder überschrieben sein...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.12.2002

Richard Swartz zeigt sich sehr berührt von dem Buch über Armenien, dem er anmerkt, dass den russischen Autor eine Leidenschaft mit dem Land verbindet, die mit "Verliebtheit" zu vergleichen ist. Dabei bleibe nichts, was Bitow auf seiner Reise durch Armenien gefühlt und notiert habe, unreflektiert, betont Swartz, der den Autor als "fleißigen, oft einfallsreichen Denker" charakterisiert. Er preist die vorliegende Neuübersetzung des Buches, das bereits 1969 erstmals erschien und damals nicht ganz unbeschadet durch die Zensur kam, für ihren "besonderen Rhythmus" und die Musikalität, die die Übersetzerin aus dem russischen Original ins Deutsche herüber gerettet hat. Swartz betont, das Buch habe sich "erstaunlich gut erhalten", seine "Energie und Kraft" über die Jahre nicht verloren. Es bleiben durchaus Fragen offen, die vom Autor nicht beantwortet werde, so der Rezensent, der in den "Lektionen" die Leser aufgerufen sieht, eigene Ansichten zu dem Gelesenen zu bilden.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.04.2002

Als das "nächste Fremde" war Armenien immer Angelpunkt für die kulturelle Selbstreflexion russischer Autoren, erklärt Rezensent Ulrich M. Schmid, beispielsweise bei Puschkin und Mandelstam. Wie der Rezensent ausführt, nimmt Puschkin Armenien vor allem als "Kurisosum" wahr, bleibt einer rein russischen Perspektive verhaftet und zeigt sich alles in allem enttäuscht, während Mandelstam Armenien geradezu als "paradigmatischen Ort metaphysischer Welterfahrung" begreift, das Fremdsein dort als Grundmuster menschlichen Daseins überhaupt erfährt. Die Messlatte für Andrei Bitows 1969 erschienen Reiseeindrücke "Armenische Lektionen" liegt also hoch. Doch Bitow nimmt sie nach Ansicht des Rezensenten mit Leichtigkeit. Schmid liest Bitows Text als "künstlerische Synthese" von Puschkins und Mandelstams Reiseberichten. Sein Reisebericht handle in erster Linie nicht von Armenien, sondern von Russland: "Im Spiegel der fremden Kultur erkennt Bitow seine eigenen Wahrnehmungsmuster, die er bisher als selbstverständlich akzeptiert hatte". Die Entlarvung des touristischen Sehenwollens gehöre zu den wichtigsten "Lektionen", die Bitow aus Armenien mit nach Hause nehme. Große Anerkennung zollt der Rezensent auch Rosemarie Tietzes "stilsicherer" Neuübersetzung, die die feinen "Modulationsunterschiede" Bitows "ausgezeichnet" zur Geltung bringt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.03.2002

Ziemlich uninspiriert bespricht Ulrich Baron die Neuübersetzung dieses erstmals 1969 erschienenen Berichts einer Reise nach Armenien. Liegt's am Buch? Kann man nicht wissen, Baron sagt leider nicht, wie er es fand. Er liefert eher eine ordentliche Zusammenfassung, aus der wir erfahren, dass der russische Schriftsteller etwas von armenischer Sprache, Geschichte und Geografie gelernt hat, die Weite und das Licht, die Dörfer und die Klöster beschreibt und schließlich im Spiegel Armenien die eigene, russische Heimat neu entdeckt.