Andrew Delbanco

Melville

Biografie
Cover: Melville
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446209381
Gebunden, 470 Seiten, 34,90 EUR

Klappentext

Sein Moby-Dick wurde zum Mythos, sein Leben als gescheiterter Schriftsteller und Zollbeamter im New Yorker Hafen zur Legende. Andrew Delbanco zeichnet Herman Melvilles Leben nach, erläutert sein Werk und entwirft dabei ein grandioses Panorama Amerikas im 19. Jahrhundert. Nie ist so genau gezeigt worden, aus welchen Umständen das so unvergleichliche, revolutionäre Werk Melvilles entstanden ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.09.2008

Wolfgang Schneider sieht in Andrew Delbancos Buch keine Konkurrenz zu Hershel Parkers umfassender Melville-Biografie. Das Ansinnen des Autors liegt für ihn auf der Hand: Kontextualisierung. Was dabei herauskommt, hat den uneingeschränkten Respekt des Rezensenten. Wie Delbanco Melvilles Leben und Werk, seine Quellen und die amerikanische Geistes- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts zusammenführt und insbesondere dem europäischen Leser dabei Erkenntnisgewinne beschert, findet Schneider groß. So gehen dem Rezensenten plötzlich eine Spur von Frankenstein zu Ahab und die Großstadtkomponente des "Moby Dick" auf wie Feuerwerk. Gut, meint Schneider, wenn der Autor dabei dennoch diskret bleibt und sich nicht in (psychoanalytische) Spekulationen versteigt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.02.2008

Rezensentin Renate Wiggershaus begrüßt diese Biografie Herman Melvilles von Andrew Delbanco, die ihr - angesichts der oftmals völlig ausufernden Beschäftigung der Forschung mit diesem Autor - angenehm überschaubar erscheint. Das Werk zeichnet sich für sie zum einen durch die "klug auswählende, übersichtliche" Gesamtdarstellung von Melvilles Leben und Werk aus, zum anderen durch die Akzentuierung des Politischen bei Melville. Die Verständnisloskeit von Kritik und Publikum, das ausbleibende Echo der Zeitgenossen auf Melvilles späteren Werke erklärt Delbanco laut Rezensentin überzeugend mit dem politischen Aspekt dieser Texte, mit denen der Schriftsteller seinem Land den Spiegel vorgehalten und damit Abwehr hervorgerufen habe. Besonders hebt Wiggershaus in diesem Zusammenhang Delbancos Ausführungen zu Melvilles Erzählung "Benito Cereno" hervor, die sie als einen Höhepunkt des Buchs würdigt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.02.2008

Aufschlussreich findet Lothar Müller diese Biografie Herman Melvilles von Andrew Delbanco, auch wenn sie nicht alle Rätsel im Blick auf Leben und Werk des Schriftstellers löse. Allerdings betrachtet er dies auch gar nicht als Intention des Autors und sieht sein Buch deswegen nicht in Konkurrenz zu Hershel Parkers opulenter Melville-Biografie, die sämtliche Quellen auswertet. Vielmehr unterstreicht er die Anknüpfung Delbancos an D. H. Lawrences Ansicht, Melville habe seine Bücher "aus einer Art Traum-Ich" heraus geschrieben, dessen Innenleben sich gegen eine Rekonstruktion sperre. Delbancos Blick auf die Stoffe, aus denen sich Melvilles Traum-Ich speist, scheint ihm überaus spannend. Er betont in diesem Zusammenhang Melvilles Erfahrung des Meeres, der Handels- und Kriegsschifffahrt, seiner Erfahrung eines von Industrialisierung und Bürgerkrieg geprägten Amerikas und schließlich die Erfahrung der großen Literatur. Wie diese Erfahrungen in Melvilles Schreiben eingegangen sind, findet Müller bei Delbanco vorzüglich dargestellt. Mit Lob bedenkt er besonders die anschauliche Schilderung von Melvilles Reifung zum großen Autor und seine Freundschaft mit Hawthorne im Kontext der Entwicklung Amerikas zur eigenständigen Literaturlandschaft.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.01.2008

Als "gut lesbar" und "weitgehend verlässlichen Überblick" über Leben und Werk dieses amerikanischen Klassikers lobt Rezensent Friedhelm Rathjen dieses Buch, dass ihm gleichwohl nichts wirklich Überraschendes bot. Trotzdem findet er es der bisher als Standardwerk geltenden Biografie von Alexander Pechmann ebenbürtig. Wer eine weniger nüchterne Darstellung vorziehe, sei mit Andrew Delbanos Buch sogar besser bedient. Als großes Plus dieses Buchs wertet der Rezensent die Einordnung von Melvilles Werk in Zeit- und persönliche Geschichte. Allerdings liegen für den Rezensenten hier auch die Gefährdungen dieser Biografie, die sich gelegentlich aus seiner Sicht ins Spekulative verirrt. Andererseits gehört die Akribie, mit der Delbano in seinem Buch das New York des 19. Jahrhunderts als Melvilles Welt rekonstruiert hat, zu den großen Stärken der Biografie. Ärgerlich findet der Rezensent nur, dass die deutsche Ausgabe hiesigen Lesern von den 60 Abbildungen des Originals fast ein Viertel vorenthalten hat.
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