Klappentext
Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Juni 1941, wenige Tage vor dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion. Im Dorf am Bug haben sich deutsche Besatzungssoldaten einquartiert, in der Nähe verstecken sich polnische Partisanen. Jeder hier weiß, dass Lubko, der Fährmann, gegen Geld Fliehende und Händler ans andere Ufer rudert. Doris und Maks, ein jüdisches Geschwisterpaar aus der Stadt, wollen sich vor Verfolgung retten - hinüber nach Russland, am besten bis an den Amur. Doch Lubko weigert sich. Was er tut, ist gefährlich, macht ihn erpressbar, und die Nächte in jenen Tagen sind mondlos. Das Geschehen scheint sich aus der verträumten, nächtlichen Flusslandschaft zu entwickeln, die fremd und bedrohlich wirkt, seit Motorräder, Lastwagen und Panzer hindurch rollen und deutsche Wörter durch die Luft schwirren. Zurück in jenem Dorf, am Ende des Lebens, will dem Vater des Erzählers nicht mehr einfallen, dass er hier Kind war.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.05.2023
Rezensentin Elke Schmitter liest mit diesem Kriegsroman des polnischen Autor Andrzej Stasiuk einen "Thriller", dem es nicht an erzählerischer Raffinesse mangelt, der sich jedoch für ihren Geschmack viel zu sehr den Genre-Grenzen unterwirft. Die Geschichte dreht sich um den Einfall der deutschen Wehrmacht in die Gebiete der Sowjetunion im Jahre1941, das sogenannte "Unternehmen Barbarossa". Die Leser begegnen Wehrmachtssoldaten, die sich während ihrer Razzien in sadistische Ungeheuern verwandeln, der einheimischen Bevölkerung, die sich verschanzt, ideologisch radikalisierten polnischen Partisanen und jüdischen Flüchtlingen. Vor allem die sinnlichen Naturschilderungen entfalten eine hohe "suggestive Kraft", meint Schmitter. Stasiuk kann erzählen, daran lässt die Kritikerin keinen Zweifel: in "ruhigen, lakonischen Sätzen". Sie lobt auch die grandiose Übersetzung von Renate Schmidgall. Erst am Ende rückt die Rezensentin damit heraus, dass ihr das alles ziemlich auf die Nerven ging: rauchende, gewalttätige Soldaten sind ihr in der Literatur schon viel zu oft begegnet, genau wie die Natur als "großer, dunkler Trost."
Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.03.2023
In einer kurzen Besprechung widmet sich Rezensent Martin Sander dem neuen Roman des polnischen Autors Andrzej Stasiuk, der von den letzten Tagen vor dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion in einer abgelegenen Gegend in Polen erzählt. Stasiuk erzählt von Partisanen, Besatzern, aber auch von untergetauchten Juden, ohne den Bezug zur Gegenwart zu verlieren, freut sich Sander. Ihn überzeugen vor allem auch die sinnlichen Eindrücke, die der Autor durch die Beschreibungen von Angstschweißgeruch und Bombenlärm heraufzubeschwören vermag. Die Lektüre empfiehlt er gerne und beeindruckt weiter.
Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.03.2023
Ein Buch, das zwar zu großen Teilen Vergangenes in den Blick nimmt, aber erschreckend aktuell ist, meint Rezensent Richard Kämmerlings über Andrzej Stasiuks neuen Roman. Die Handlung spielt vorwiegend in den Tagen um den Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 in einer abgeschiedenen Gegend Polens, wo Partisantruppen auf jüdische Untergetauchte treffen, wo Gewalt herrscht und sich die Weltgeschichte im Kleinen offenbart, zeigt sich Kämmerlings beeindruckt von der Kunst Stasiuks, all das miteinander zu verweben. Eingewoben ist eine zweite Ebene, auf der der Erzähler den Orten seiner Erinnerung nachgeht und klar zu machen versucht, dass "Geschichte nur als Fiktion zu bewahren ist", ein Appell, die Erinnerung wachzuhalten, dem sich auch der Kritiker anschließt.
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