Antony Beevor

Russland

Revolution und Bürgerkrieg 1917-1921
Cover: Russland
C. Bertelsmann Verlag, München 2023
ISBN 9783570105092
Gebunden, 672 Seiten, 40,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Jens Hagestedt. Mit Abbildungen und Karten. Beklemmend aktuell mutet die Geschichte Russlands von 1917 bis 1921 an - vom Zusammenbruch des Zarenreichs über die Oktoberrevolution bis zum Bürgerkrieg zwischen "Roten" und "Weißen" -, als sich auch auf dem Boden der Ukraine im Kampf um Vorherrschaft und Einflusssphären brutalste Gewalt entlädt. Gestützt auf eine Fülle neuester Archivfunde, zeichnet Antony Beevor ein Panorama dieser welthistorischen Epoche mit einer kaum überschaubaren Zahl an Kombattanten, die sich auf einem Terrain von Warschau bis Wladiwostok, vom Polarkreis bis zu den Grenzen des Osmanischen Reiches gegenüberstanden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.07.2023

Lektionen für die Gegenwart hält die Geschichte für Claus Leggewie zwar selten bereit, der Russische Bürgerkrieg 1917-1921 jedoch ist möglicherweise eine Ausahme. Zumindest bespricht der Historiker Beevors umfangreiche militärhistorische Arbeit zum Thema fast ausschließlich mit Blick auf das Russland Putins und insbesondere die jüngste Auseinandersetzung des Autorkraten mit Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Tatsächlich ist es ja, wie Leggewie ausführt, Putin selbst, der sein eigenes Handeln immer wieder mit "amateurhistorischen Analogien" rechtfertigt. Leggewie lobt Beevors Talent, den Lesern auch angesichts komplexer Gemengelagen einen Überblick zu verschaffen, historische Parallelen zu jüngeren Ereignissen sucht er hingegen vergeblich. Die liefert er selbst in seiner Rezension nach. Besonders interessiert ihn das Schicksal tschechoslowakischer Nationalisten, die von Leo Trotzki 1918 - analog zu Putins Umgang mit den Wagner-Söldnern 2023 - zu Verrätern an der Revolution erklärt wurden und sich anschließend auf die Seite der antibolschewistischen "Weißen" schlugen und zahlreiche Kriegsverbrechen begingen. Dass Putins eigene Rhetorik solche Episoden heraufbeschwöre, zeige, so Leggewies Fazit, dass er sich selbst auf einen Bürgerkrieg vorbereite.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.07.2023

Sehr angetan ist Rezensentin Renate Nimtz-Köster von Anthony Beevors Revolutionspanorama, das über weite Strecken wohl eher ein literarisches Schlachtengemälde ist. Das auf umfangreichen Archivrecherchen basierende Buch, dem die Rezensentin angesichts des abgebrochenen Marschs der Wagner-Söldner auf Moskau Aktualität bescheinigt, setzt bereits im Jahr 1912 ein. Beschrieben wird die Dekadenz des Zarenregimes, so die Kritikerin, die Verelendung der Bevölkerungsmehrheit - sowie, vor allem, die russische Revolution und der an sie anschließende Bürgerkrieg, der das Land in ein mehrere Jahre lang andauerndes blutiges Chaos stürzt. Als Militärhistoriker zeichnet Beevor die bewaffneten Auseinandersetzungen akribisch nach, gleichzeitig jedoch gelingt ihm mithilfe von Augenzeugenberichten ein vielstimmiges Bild der Situation, lobt Nimtz-Köster. Besonders gefällt ihr, wie Beevor einzelne Anführer der verschiedenen Kriegsparteien porträtiert. Nicht die "weiße Konterrevolution", sondern Lenins Bolschewiki stellt Beevor als die schlimmsten Schlächter von allen dar, schließt die Kritikerin.
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