Arno Schmidt

Vier mal vier

Fotografien aus Bargfeld
Cover: Vier mal vier
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518802106
Gebunden, 124 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Janos Frecot. Fotografiert hat Arno Schmidt immer: als junger Mann, in den 30er und 40er Jahren, private Schnappschüsse; als Autor dann, in den 50er Jahren, vornehmlich optische Notizen, Gedächtnisstützen in Schwarzweiß für die Schauplätze seiner Romane. Ab 1964 bekommen seine Fotos eine neue Qualität. Mit dem Einsatz einer zweiäugigen Spiegelreflexkamera und farbiger Diafilme im seltenen Format von vier mal vier Zentimetern löst sich Schmidts Fotografieren von der Funktion eines Schreib-Hilfsmittels undwird selbst zum Medium seiner Kunst. Die Auswahl der Farbdias für diesen Band traf einer der führenden Experten für Fotografie, der Archivar und Ausstellungsmacher Janos Frecot, Gründer und langjähriger Leiter der "Photographischen Sammlung" der Berlinischen Galerie.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.01.2004

Zunehmend fasziniert zeigt sich Jan Süselbeck von den "erstaunlichen, teils an Gemälde erinnernden Arbeitsproben des fotografischen Beobachters Arno Schmidt", die Janos Frecot, Archivar der Arno-Schmidt-Stiftung, aus Tausenden von im Archiv lagernden Farbdias ausgewählt hat. Süselbeck würdigt Schmidts Sinn für "dämonische Wetterlagen" und "fast schon unwirkliche Naturfarbspiele und geometrische Landschaftsformen". Er sieht Parallelen zu Schmidts literarischen Arbeiten: eine düstere Zypresse im nebelverhangenen Wald etwa wirke wie eine dunkle Erinnerung an romantische Erzählungen Friedrich de la Motte-Fouques, jenes literarischen Ahnherren, den der junge Schmidt so abgöttisch verehrt habe. Süselbeck hebt hervor, dass die Natur, die Schmidt beobachtet und manchmal "geradezu mikroskopisch genau" auf seine Filme gebannt habe, meist menschenleer ist. Schmidts Blick auf sie nennt er "gnostisch", womit gemeint ist, dass Schmidt die Zerstörung und die Grausamkeit als ihr bestimmendes Moment sieht. Ein Lob zollt Süselbeck auch Frecot für seine "nüchterne Präsentation" der Motive, die es dem Betrachter ermögliche, sich selbst "ein Bild" zu machen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.12.2003

Lange Jahre hat Arno Schmidt in der Lüneburger Heide gelebt, wo er mit seinem Zug von Missmut oder Bitterkeit gut in die karge nördliche Landschaft passte, wie Uwe Stolzmann andeutend schreibt. Aufnahmen zeigen den einsamen Dichter häufig mit einer Kamera, seiner geliebten Yashica 44, die zu mehr als zum Herumknipsen diente, wie man den rund 2.500 Farbdias im seltenen Vier-Mal-Vier-Format entnehmen kann, die Schmidt hinterlassen hat. Herausgeber Frecot schreibe, hebt Stolzmann hervor, dass Schmidt auf dem besten Wege zum Autorenfotografen gewesen sei. Er hatte, stellt Stolzmann fest, "den Blick für das Besondere im Banalen". Dieser Band nun enthält überwiegend Landschaftsaufnahmen, die Schmidt als Chronisten des Alltäglichen zeigen: Vieh, Wege, Bäume, Laub, Himmel, Gewitter, gelegentlich gebe es dramatische Effekte wie ein Abendglühen oder einen Gewitterhimmel, hält Stolzmann fest, oder es liege ein Leuchten über der stets menschenleeren Landschaft. Schmidts präzise gestaltende Hand sei in seinen Bilderwelten ebenso spürbar wie in seinen Büchern, schließt der begeisterte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.11.2003

Für Ulf Erdmann Ziegler besteht kein Zweifel: Arno Schmidt hatte "ein fotografisches Projekt am Laufen". Dies ist der erste von zwei geplanten Bänden mit fotografischen Arbeiten Schmidts, die ein ganz unbekanntes Nebenwerk enthüllen. Hans Wollschläger soll Schmidt zum fünfzigsten Geburtstag die Yashica-Kamera geschenkt haben, die mit ihrem 4 x 4-Format Pate für den Titel des Buches stand, berichtet Ziegler. Es sei dem Kurator Janos Frecot zu danken, dass er die Suggestivität dieses Formats begriffen und ohne Mätzchen mit 18 mal 18 Zentimeter auch auf Papier übernommen habe, lobt der Rezensent. Wohltuend sei auch, dass Frecot gegen literarische Parallelstellen entschieden habe, so dass die beeindruckenden Aufnahmen der Heidelandschaft bei Bargfelde für sich sprechen können. Das Sensationelle an den Fotografien ist für Ziegler die Farbe. Mal sieht die Landschaft aus wie in der Toskana, mal wie auf Island oder in Thüringen, staunt Ziegler. Schmidt war den Natur-Phänomenen auf der Spur, erklärt er, Wind, Schatten, Morgentau, Wolken; die Landschaft als Gesamtbild habe ihn nicht interessiert, gängige Einstellungen von Vorder- und Hintergrund wurden von Schmidt ignoriert.
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