Bianca Garufi, Cesare Pavese

Großes Feuer

Roman
Cover: Großes Feuer
Atlantis Verlag, Zürich 2022
ISBN 9783715250144
Gebunden, 128 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Maja Pflug. Obwohl Silvia Giovanni vor ein paar Monaten verlassen hat, bittet sie ihn, nach Süditalien mitzukommen. Ein dringendes Telegramm ihrer Familie hat sie erreicht. Im Dorf blickt man zu Boden, als man Silvia nach so langer Zeit wiedererkennt. Als junges Mädchen ist sie von dort abgehauen, jetzt ringt in diesem alten Zuhause der zehnjährige Giustino mit dem Tod. Die Worte der Mutter und des Stiefvaters bei Tisch, die mehr verbergen als erkennen lassen, kann Giovanni nicht deuten. Auch Silvias Störrigkeit verwirrt ihn. Erst als er nachts allein in dem dunklen Zimmer sitzt, überkommt ihn eine Ahnung, dass vor zehn Jahren etwas passiert sein muss, das nicht wiedergutzumachen ist.Mit dem literarischen Abenteuer eines vierhändig geschriebenen Romans sorgten Cesare Pavese und Bianca Garufi bei seinem Erscheinen 1959 in Italien für großes Aufsehen. Die wechselnde Erzählperspektive legt Schicht für Schicht nicht nur die Missverständnisse zwischen den beiden Liebenden offen, sondern auch Unerhörtes. Denn der im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannte Roman überrascht nicht nur formal: Großes Feuer erzählt von der Vergewaltigung eines jungen Mädchens, der eisernen Verschwiegenheit und den Verstrickungen einer Familie - von einer Fatalität, die an griechische Tragödien erinnert. 1946 verfasst, war der Roman seiner Zeit weit voraus und ist nun in Neuübersetzung zu entdecken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2023

Aufgewühlt ist Rezensentin Christiane Pöhlmann nach der Lektüre dieses schon 1959 in Italien erschienen Romans von Cesare Pavese und Bianca Garufi. So schmal der Band ist, so intensiv, spannend und beklemmend sind für die Kritikerin die Schilderungen der Protagonistin Silvia, die als Kind von ihrem Stiefvater missbraucht wurde und nach zehn Jahren das erste Mal in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Die wechselnden Ich-Perspektiven durch die beiden Erzähler erhöhen die Intensität der Geschichte, so die Rezensentin, vieles wird zunächst nur angedeutet. Nach und nach werden die Lügen innerhalb der Familie aufgedeckt und der fatale Umgang der Gesellschaft mit dem Missbrauch deutlich. Gerade der unaufgeregte Erzählton macht die bigotte Heuchelei noch enervierender: ein "großer Roman" für Pöhlmann.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 10.01.2023

So erfolgreich Cesare Pavese als Vorreiter der italienischen Nachkriegsliteratur war, so tragisch scheiterte er als Liebender, weiß Rezensentin Maike Albath. Immer wieder verlor er "Herz und Verstand" an unerreichbare Frauen, auch an Bianca Garufi, Widerstandskämpferin, Tochter aus sizilianischem Hochadel und später eine international angesehene Psychoanalytikerin. Das Projekt der beiden, gemeinsam eine Liebesgeschichte zu verfassen, wobei jeder einen Part übernimmt, liest Albath allerdings eher aus literaturwissenschaftlich-historischem Interesse. "Großes Feuer" erzählt mit viel Pathos und antikem Fatalismus von unerfüllter Liebe und einem totgeschwiegenem Familiengeheimnis . Ein einordnendes Nachwort oder Paveses Briefe an die einstige Geliebte hätten dem Buch gut getan, meint sie zudem.
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