Carlo Lucarelli

Schutzengel

Kriminalroman
Cover: Schutzengel
DuMont Verlag, Köln 2001
ISBN 9783770152407
Gebunden, 174 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

Übersetzt von Peter Klöss. Coliandro und Nikita, der Polizist und das Punkmädchen ?. Die junge, hübsche und anarchische Nikita, die als Moped-Kurierfahrerin ein rätselhaftes Päckchen durch einen dummen Zufall nicht ausliefern kann, sucht Rat und gerät an ihren alten Bekannten Coliandro. Der wäre so gerne ein Clint-Eastwood-Inspektor, hat aber nur einen ruhmlosen Abstieg vom Streifenwagen in die Kantinenbeschaffung hinter sich. Der verliebte Versager Coliandro versucht, am Rande der Legalität den Helden zu spielen, und lässt keine Gelegenheit aus, die "Wölfe" der Maifa auf seine und Nikitas Spur zu lenken. Nur Schutzengel können im Showdown helfen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.04.2011

Ehrlich gesagt hat der Rezensent nicht den blassesten Schimmer, wie dieser Autor zu Weltruhm kommen konnte. Dass es weniger an den literarischen Talenten Paulo Coelhos liegt als an des Autors sternischen Verbindungen, d. h. seinem Draht zu Engeln und anderen transzendenten Wesen, muss Oliver Jungen nach der Lektüre von Coelhos bereits vor 20 Jahren im Original erschienenen und nun auf Deutsch vorliegenden Roman zwangsläufig annehmen. Zu sehr stellt sich die als wilder Mix aus Religion, Mythos und Psychoanalyse daherkommende Geschichte der persönlichen Selbst- und Engelsfindung des Autors in der Wüste gegen alle Prinzipien der Aufklärung und einer gut gemachten Romanhandlung. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sich Jungen aus barbusigen Engeln nichts macht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.06.2001

Maike Albath bespricht in einer Doppelrezension zwei Kriminalromane von Carlo Lucarelli.
1.) Carlo Lucarelli: "Der rote Sonntag" (Piper)
Die Rezensentin macht den Leser zunächst mit Commissario De Luca bekannt, der in mehreren Krimis des Autors die Ermittlungen leitet. In De Luca sieht Albath einerseits einen ganz typischen Detektiv, der sie auch an Sherlock Holmes erinnert. Andererseits jedoch ist De Luca für sie keiner dieser Krimi-Serienhelden, für den man "uneingeschränkte Sympathie empfinden" könne. Die liegt, wie sie meint, daran, dass es sich beim Commissario um einen ziemlich durchschnittlichen Typen handelt, der darüber hinaus auch ausgeprägte opportunistische Züge trägt. Was Albath an der De-Luca-Serie insgesamt gut gefällt ist, dass hier nicht die "üblichen Italien-Klischees" aufgebraten werden - anders als etwa bei Donna Leon. Was das vorliegende Buch betrifft, so ist der Rezensentin zunächst einmal die gründliche Recherche des Autors aufgefallen, der mit Zeitungsausschnitten und "öffentlichen Statuten" eine Art "authentisches Hintergrundrauschen" geschaffen hat. Insgesamt hält Albath diesen Band zwar nicht unbedingt für weltbewegende Literatur, doch lobt sie das handwerkliche Geschick des Autors, seine raffinierten Variationen des Genres und die Verunsicherung, die er beim Leser auslöst, ohne ihn dabei zu überfordern.
2.) Ders.: "Schutzengel" (DuMont)
Von diesem Band ist die Rezensentin allerdings ein wenig enttäuscht. Das Pärchen - bestehend aus Sovraintendente Coliandro und der Punkerin Nikita - bleibt ihrer Ansicht nach zu "blass und langweilig". Auch das ungehobelte Verhalten Coliandros, seine rassistischen Sprüche, Platitüden über Frauen und das Leben als solches, scheinen der Rezensentin etwas auf die Nerven zu gehen. Zu klischeehaft findet sie dies, darüber hinaus scheint ihr vieles zu konstruiert an diesem Band, etwa das "Spiel mit den unterschiedlichen Textsorten" und auch die Handlung selbst, so dass ihr dieser Krimi geradezu wie eine "Stilübung" vorkommt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.05.2001

Robert Brack stellt zwei Romane des Italieners Carlo Lucarelli vor und einander gegenüber: "Der rote Sonntag", erschienen bei Piper, und "Schutzengel", erschienen bei DuMont.
1) "Der rote Sonntag"
Das Buch ordnet Brack in die Reihe der Kriminalromane des vielseitigen Autors ein. Lucarellis bereits aus zwei anderen Büchern bekannter, immer die Grauzone zwischen Macht und Moral auszuloten bemühter Commissario De Luca, schreibt Brack, finde sich hier, als Sittenwächter im postfaschistischen Italien, "zwischen den beiden neu entstehenden Machtblöcken", zwischen Kommunisten und Christdemokraten, wieder. Bewundernswert findet es der Rezensent, wie es dem Autor in knapper, leichter Form gelingt, "historisches Terrain zu erkunden, in dem sich alle großen politischen und sozialen Themen des 20. Jahrhunderts konzentrieren."
2) "Schutzengel"
Einen "Mafia-Thriller" hat Brack da gelesen. Wie in den Krimis des Autors konstatiert er auch in diesem "Gegenwartsroman" das Fehlen eines romantisierenden Italienbilds. Stattdessen freut er sich über fern von "Techno-infizierter Trendprosa" angesiedelte schnelle Genrebilder und "kurze Schlaglichter auf den Zustand der heutigen italienischen Großstadtgesellschaft" - eine "lebendige Hommage" an Bologna und eine "mosaikartig aufgebaute Kriminalstory, bei der sich der Leser selbst als Detektiv betätigen darf."
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