Charlotte Mullins

Die Geschichte der Kunst

Cover: Die Geschichte der Kunst
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406806223
Gebunden, 464 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bernhard Jendricke, Christa Prummer-Lehmair und Thomas Wollermann. Es ist höchste Zeit für eine aktuelle und globale Neubetrachtung - denn die Kunstgeschichte wurde bisher vor allem aus eurozentristischer Perspektive und am Beispiel vorwiegend männlicher Protagonisten erzählt. Wir begeben uns auf eine faszinierende Zeitreise, die bei den ersten Bildzeugnissen in der Frühsteinzeit beginnt und bei jüngsten Phänomenen wie NFTs aufhört. Neben den klassischen Meisterwerken werden gleichrangig auch die Nok-Terrakotten Nigerias, mexikanische Wandmalereien oder die feministische Kunst der Guerilla Girls vorgestellt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.01.2024

Durchaus lobenswert findet Rezensentin Lisa Berins den Ansatz von Charlotte Mullins, die Kunstgeschichte mal nicht nur von den  europäischen Männern her zu erzählen, sondern auch der Kunst von  Frauen und People of Color einen näheren Blick zu schenken. Gerne  liest Berins in den heiter-leichten Beschreibungen etwa, dass  Abstraktion gar nicht aus dem Westen kommt, sondern zuerst einmal aus  Peru. Dennoch geht der ehrenwerte Plan nicht ganz auf, bemängelt die  Kritikerin, Mullins beleuchtet ihr zufolge eher das "Dickicht am  Wegrand", als dass sie wirklich unbeschrittene Pfade durchläuft - doch  noch zu viel Fokus liegt auf Holbein und El Greco statt auf Gentileschi und der für Berins unerklärlicherweise gar nicht erwähnten Genzken. Das liegt allerdings auch am begrenzten Umfang des Buches,  räumt sie ein, so ist das Buch in jedem Falle "ein guter Anfang" für  eine diversere Kunstgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.01.2024

Rezensent Ingo Arend ist hellauf begeistert von Charlotte Mullins' Neuschreibung der Kunstgeschichte. Denn wie die britische BBC-Journalistin unprätentiös, "akribisch recherchierend" und dabei locker flockig mal eben die feministische Dekonstruktion der Kunstgeschichte hinlege, um die sich die Wissenschaft schon lange bemühe - und zwar ganz ohne theoretischen Vorbau -, beeindruckt den Kritiker enorm. So integriere Arend in ihre "ambitioniert" angesetzte Studie - von der Steinzeit gehe es über den Barock bis hin zu KI-Kunst - einfach zahlreiche Künstlerinnen wie Artemisia Gentileschi, Lavinia Fontana, Elisabetta Sirani oder Lynda Benglis, ohne sie zu Ausnahmen oder Fußnoten zu degradieren, lobt der Kritiker. Dass die Autorin dabei vornehmlich westliche Künstlerinnen in den Blick nimmt, fällt ihm auf, aber er scheint das gerne zu verzeihen. Denn angesichts der "prachtvollen" Bebilderung, "maximal lesbaren" Sprache und "hervorragenden" Übersetzung kann Arend hier nur von einem "Glanzstück" des Populärjournalismus sprechen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.12.2023

Rezensent Thorsten Jantschek hat drei gute Gründe, Charlotte Mullins "Geschichte der Kunst" wärmstens zu empfehlen. Nummer Eins: Statt die Kunstgeschichte wie die meisten von Mullins' Vorgängern es getan haben, als europäische Fortschrittsgeschichte zu erzählen, sammelt Mullins eher und stellt nebeneinander - Kunstwerke und Kunstschaffende, Momente, Entwicklungen, Verbindungen - und zwar aus aller Welt, lesen wir. Parallelität vor Kausalität, könnte man sagen, was nicht heißt, dass die kausalen Zusammenhänge vernachlässigt werden. Mullins versteht es durchaus, Entwicklungen und Verwicklungen, Einflüsse einzelner Werke, Künstler und natürlich Künstlerinnen auf andere zu fassen und zu beschreiben. Und damit sind wir beim zweiten Grund: Die Autorin korrigiert nicht nur den eurozentrischen, sondern auch den androzentrischen Blick auf die Kunstgeschichte. So bekommen Frauen wie Käthe Kollwitz oder Hilma af Klimt endlich den Platz, der ihnen gebührt. Und der dritte Grund? "Die Geschichte der Kunst" macht auch noch richtig Spaß zu lesen - kein bisschen trocken, kein bisschen prätentiös, sondern unterhaltsam, "handfest und direkt", so der begeisterte Rezensent.