Daniel Schreiber

Die Zeit der Verluste

Cover: Die Zeit der Verluste
Hanser Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783446278004
Gebunden, 144 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Wie lässt sich ein Leben in Zeiten um sich greifender Verluste führen? Nichts möchten wir lieber ausblenden als die Unbeständigkeit der Welt. Dennoch werden wir immer wieder damit konfrontiert. Wie gehen wir um mit dem Bewusstsein, dass etwas unwiederbringlich verloren ist? In seinem neuen Essay nimmt Daniel Schreiber eine zentrale menschliche Erfahrung in den Blick, die unsere Gegenwart maßgeblich prägt und uns wie kaum eine andere an unsere Grenzen bringt: den Verlust von Gewissheiten und lange unumstößlich wirkenden Sicherheiten. Ausgehend von der persönlichen Erfahrung des Tods seines Vaters erzählt Daniel Schreiber von einem Tag im nebelumhüllten Venedig und analysiert dabei unsere private und gesellschaftliche Fähigkeit zu trauern - und sucht nach Wegen, mit einem Gefühl umzugehen, das uns oft überfordert.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.12.2023

Rezensentin Marie-Louise Goldmann schlendert mit Daniel Schreiber trauernd durch Venedig und staunt, wie nonchalant der Autor Erinnerungen an seinen verstorbenen Vater mit Gedanken übers Rauchen, Eva Horns Katastrophentheorie, Judith Butler und Derrida zu verbinden vermag. Plötzlich ist das Buch schon zu Ende, und die Rezensentin hat einiges gelernt, etwa dass sich sogar aus einem Haufen Klischees allerhand Erkenntnisse destillieren lassen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2023

Rezensent Kai Spanke wird nicht warm mit Daniel Schreibers neuem Buch über Verluste. Überhaupt fragt sich der Kritiker, weshalb aus jeder Banalität gleich ein erzählendes Sachbuch werden muss. Banal findet der Kritiker es zwar nicht, wenn Schreiber über den Tod des Vaters schreibt: Insbesondere jene Passagen, in denen der Autor unverblümt Gespräche mit dem Vater notiert, beeindrucken Spanke. Davon abgesehen aber wimmelt es in diesem Buch von "poetischem Schnickschnack und bemühter Schmalspurphilosophie", seufzt der Rezensent, der mit Beispielen nicht spart. Dass "Schmerz" eines der Lieblingswörter Schreibers ist, nimmt der Kritiker aus der Lektüre ebenso mit wie das Wissen, was in venezianischen Restaurants so auf den Tisch kommt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.11.2023

Daniel Schreiber kennt Rezensentin Sophia Zessnik als nachdenklichen Essayisten und so begegnet er ihr auch in seinem neuesten Buch, das den Tod seines Vaters als Anlass und Trauer, Verlust und Schmerz als zentrale Themen hat. Der Autor verbinde hier die persönliche und allgemeine Ebene, etwa wenn der Tod des Vaters als Sprungbrett für den Gedanken dient, dass alle Verluste uns damit konfrontieren, dass die Beständigkeit, nach der wir uns sehnen, eine Illusion ist. Manchmal verheddern sich Schreibers Gedanken etwas, bekennt Zessnik, es gibt keine "definitiven Erklärungen", aber dafür eine Menge Anregungen zum Weiterdenken, das ist aber auch das besondere Talent Schreibers. Aus der Lektüre nimmt sie vor allem den Gedanken mit, dass nicht die Trauer uns Angst macht, sondern der Schmerz, dem wir uns stellen müssen, um ihn zu verarbeiten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.11.2023

Rezensentin Jolinde Hüchtker begibt sich gemeinsam mit Daniel Schreiber nach Venedig, wohin der Autor nach dem Tod seines Vaters fährt; und zwar gerade deshalb, weil der Vater diese Stadt nicht kannte und auch nichts mit ihr hätte anfangen können. Es geht dem Autor auch darum, führt Hüchtker aus, die politischen Katastrophen unserer Zeit mit dem persönlichen Verlust zusammen zu denken. Die Rezensentin zieht, an Schreiber anschließend, Verbindungen zum Buch Roland Barthes über seine Mutter, merkt allerdings an, dass Schreiber anders als Barthes nicht an Introspektion interessiert ist, sondern im Blick auf Venedig Erlösung von der eigenen Trauer erhofft. Dieses Verfahren leuchtet der Rezensentin nicht wirklich ein; die Passagen, die sich direkt mit dem toten Vater beschäftigen, finden hingegen ihr Lob.