Dante Andrea Franzetti

Curriculum eines Grabräubers

Erzählungen
Cover: Curriculum eines Grabräubers
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2000
ISBN 9783312002689
Gebunden, 176 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

Hoch über der Stadt sitzt Maurizio und schlägt die Glocke. Unerbittlich registriert er, wer zu spät zur Arbeit kommt, wer die Taufe verpasst, und wer seinen Nachbarn verrät. Der Domplatz fünfzig Meter unter ihm ist seine Welt - nachts starrt er in seine Finsternis, tagsüber teilt er die Stunden ein. Über Jahrhunderte hinweg führt er das Buch der Stadt: Er sieht Masetto, den Anführer der Katharer vom Turm baumeln, sieht Mussolini herumschreien und beobachtet, wie die Republik ausgerufen wird. Noch heute ist die Metallfigur auf dem Turm der eigentliche Chronist Orvietos.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.11.2000

Am Schluss des neuen Erzählungsbandes von Dante Andrea Franzetti, verrät Katja Schneider, "blickt wieder jemand von hoch oben tief nach unten", und man schaut auf viele Leben. Das Buch ist eine Sammlung von elf Prosastücken, denen es gelingt, "aus Anekdoten Lebensgeschichten zu machen". Gleichzeitig stehen die einzelnen Geschichten in "vielschichtiger Verbindung", bemerkt die Rezensentin und belegt dies auch mit einigen Beispielen. Das bindende Element der Figuren sind vor allem die Fragen nach Identität, Authentizität und der `wirklichen Welt`, wie es in einer Geschichte heißt. Aber als notwendige Voraussetzung, überhaupt eine Geschichte erzählen zu können, stehe bei Franzetti der Tod, meint die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.11.2000

Sandra Kerschbaumer lässt in ihrer kurzen Besprechung durchblicken, dass ihr dieser Erzählband nur mäßig gefallen hat. Der witzigste Satz, schreibt sie, ist der erste und zitiert `Seine Eltern besaßen den schlechten Geschmack, ihn Homer zu nennen.` Dass der Autor offenbar gelegentlich zum Moralisieren neigt, hat die Rezensentin auch nicht für ihn eingenommen. Alles in allem scheint sie sich leicht gelangweilt zu haben. So verstehen wir jedenfalls die Bemerkung: "Franzettis Welt hat schräge Wände. Aber den Kopf stößt sich keiner daran."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.09.2000

Zunächst zeigt sich Samuel Moser beeindruckt von Franzettis schriftstellerischem Geschick: Er lobt den Aufbau der Geschichten, die "geschmeidige, verständliche" Sprache und die zahlreichen Varianten hinsichtlich der Erzählformen. Aber Franzettis Anspruch reiche weit darüber hinaus. Inhaltlich geht es viel um seelische Krisen, Qualen, um Gefühle wie "Hass und Abhängigkeit", und hier liegt nach Ansicht des Rezensenten der Schwachpunkt des Buchs. Denn: "Franzetti neigt zum Überzeichnen", findet Moser. Zu viel scheint ihm plakativ, zu viel ist die Rede von der Macht des Schicksals, "darunter geht es nicht", stellt der Rezensent leicht ermüdet fest. Allerdings hat er auch eine Erzählung in diesem Band ausgemacht, die ihm ausnehmend gut gefällt: "Die Postkarte" zeigt für Moser, dass Franzetti auch zu leisen und poetischen Tönen in der Lage ist.