Danya Kukafka

Notizen zu einer Hinrichtung

Roman
Cover: Notizen zu einer Hinrichtung
Blumenbar Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783351051211
Gebunden, 348 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Andrea O'Brien. In 12 Stunden soll Ansel Packer hingerichtet werden. Doch dies ist nicht seine Geschichte. Dies ist die Geschichte der Frauen, die er zurückgelassen hat. Ansel Packer weiß ganz genau, was er verbrochen hat, und wartet nun auf seine Hinrichtung - das gleiche grausame Schicksal, das er vor Jahren seinen Opfern auferlegt hat. Doch er will nicht sterben. Er will anerkannt und verstanden werden.Durch ein Kaleidoskop von Frauen - eine Mutter, eine Schwester, eine Kommissarin der Mordkommission - erfahren wir die Geschichte von Ansels Leben. Kukafka zeichnet ein Porträt von Weiblichkeit, während sie gleichzeitig das Narrativ des Serienmörders und unsere kulturelle Besessenheit von Kriminalgeschichten hinterfragt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.03.2024

Danya Kukafka wählt eine besondere Perspektive, um sich einem Serienmörder, aber vielmehr noch seinen Opfern zu widmen, erklärt Rezensentin Maria Wiesner: Um ihm die Anerkennung zu verweigern und gleichzeitig die Leser anzusprechen, verwendet sie das "Du." Während der Täter auf seine Hinrichtung wartet, werden die Frauen des Buches vorgestellt, Lavender, seine Mutter, Saffron, eine Freundin, die später gegen ihn ermittelt, Hazel, seine Schwägerin. Dass Kukafkas Darstellung des Täters entgegen ihres Anspruchs doch ein wenig unterkomplex bleibt, wird für die Kritikerin durch die gut geschriebenen Protagonistinnen, so wie ihren klaren Blick auf die amerikanische Justiz ausgeglichen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 01.03.2024

Danya Kukafka bedient sich in ihren "Notizen zu einer Hinrichtung" einigen erzählerischen Konventionen des klassischen Serienmörderromans, um das Genre einmal auf den Kopf, oder eben vom Kopf auf die Füße zu stellen, erklärt Rezensent Tobias Gohlis: Statt den Mörder und seine Taten in den Blick zu nehmen, erzählt sie von den Opfern - drei Frauen mit ganz unterschiedlichen Schicksalen und einer schrecklichen Gemeinsamkeit: Sie alle leiden unter der "omnipräsenten patriarchalen Gewalt", verkörpert vor allem von Ansel - einem Serienmörder, dessen letzte Stunden vor dem Vollzug seiner Todesstrafe den zeitlichen Rahmen dieses Romans bilden. Kukafka braucht keine lauten Töne oder grellen Farben, um Spannung zu erzeugen und ihre Leserinnen und Leser tief zu verstören. Sie erzählt zurückhaltend, sensibel, mit einem Auge fürs Detail, was ihren Geschichten umso mehr Nachdruck verleiht, so der berührte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.02.2024

Rezensentin Sylvia Staude scheint angenehm zu finden, dass sich Danya Kukafka mit ihrem Frauenmörder-Roman nicht in die lange Reihe grausamer Zurschaustellung einreiht, sondern jeglichen "Voyeurismus" verweigert. Denn die Morde sind in der Geschichte über den bereits inhaftierten und 12 Stunden von der Todesstrafe entfernten Täter Ansel Packer gerade das, was nicht gezeigt wird, betont sie. Stattdessen geht es um die Reflexionen des Täters, um letzte zerschlagene Fluchtfantasien, seinen Glauben an ein Multiverse, in dem er andere Entscheidungen trifft; außerdem um die Wendepunkte auch in den Leben seiner Opfer und anderer Frauen: seiner Mutter, die vor Ansels gewalttätigem Vater flieht, und um die Polizistin Saffron Singh, die einst zusammen mit Anselm im Kinderheim war. Wie Kukufka diese Perspektiven entfalte, ohne dabei Antworten geben zu wollen, was Ansel letztlich zum Täter machte, und wie sie dabei ohne moralischen Zeigefinger gegen die Todesstrafe plädiert, scheint die Kritikerin gelungen zu finden.