David J. Chalmers

Realität+

Virtuelle Welten und die Probleme der Philosophie
Cover: Realität+
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518588000
Gebunden, 638 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Björn Brodowski und Jan-Erik Strasser. Virtuelle Realität ist echte Realität! David J. Chalmers argumentiert, dass virtuelle Welten keine Welten zweiter Klasse sind und dass wir in der virtuellen Realität ein sinnvolles Leben führen können - ja, vielleicht befinden wir uns sogar schon in einer Simulation. Auf dem Weg dorthin unternimmt Chalmers eine Tour durch die großen Ideen der Philosophie und der Wissenschaft. Er nutzt die Technologie der virtuellen Realität, um neue Perspektiven auf altbekannte philosophische Fragen zu eröffnen. Woher wissen wir, dass es eine Außenwelt gibt? Gibt es einen Gott? Was ist die Natur der Realität? Was ist die Beziehung zwischen Geist und Körper? Wie können wir ein gutes Leben führen? All diese Fragen werden durch Chalmers' Analyse in ein anderes Licht gerückt und dadurch erhellt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.09.2023

Das Buch des Philosophen David Chalmers bringt den Rezensenten Michael Hesse zum Nachdenken. Leben wir in der Realität oder nur in einer von einer KI simulierten Wirklichkeit? Nach der Lektüre ist sich Hesse da nicht mehr so sicher, auch wenn er ein bisschen skeptisch bleibt, ob die Ausführungen des Autors nicht mit seiner Vergangenheit als Computerspielefreak zu tun haben. Ein spannendes Gedankenexperiment ist das Buch allemal, versichert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.09.2023

Oft interessiert aber nicht komplett überzeugt liest Rezensent Volkart Wildermuth die Abhandlung des Philosophen David Chalmers über virtuelle Welten. Die Frage, ob wir alle in einer Simulation leben, hat sich die Menschheit schon öfters gestellt, führt Wildermuth aus. Chalmers bejahe sie tendenziell, tatsächlich gehe es ihm aber um etwas anderes: um die Realität des Virtuellen. Dass virtuelle Welten sich aus philosophischer Sicht nicht von anderen Realitätsformen unterscheiden und auch in moralischer Hinsicht dementsprechend beurteilt werden sollen, ist laut Rezensent das zentrale Argument des Buchs. Ein origineller Gedanke und eine oft bereichernde Lektüre, findet Wildermuth, der allerdings Überlegungen zu sozialen und ökologischen Nebenfolgen der digitalen Welten vermisst.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 13.07.2023

David J. Chalmers war zunächst ein glänzender Mathematiker, informiert der ergriffene Rezensent Michael Köhler, und wie so mancher Mathematiker scheint er sich nach dem Nachlassen der höchsten jugendlichen Spannkraft des Gehirns gern in flippigere Gefilde begeben zu haben. Aber wenn ein Ex-Mathematiker nachdenkt, ist es ja meist immer noch spannender als die Geistesprodukte gewöhnlicher Wesen. Das wesentliche ist für Köhler, dass Chalmers mit nicht nachlassender Intensität wiederholt, dass er auch virtuelle für reale Welten hält, denn auch virtuelle Welten "existieren unabhängig von unserem Geist". Unterstützt von "klugen Grafiken" Tim Peacocks liest sich Chalmers' Buch für Köhler wie "Kopf-Kino". Es sei ein Buch,in das man an beliebiger Stelle einsteigen könne. Und stets, so freut sich der Rezensent, holt sich Chalmers seine Anregungen aus der Popkultur, ganz besonders natürlich aus Serien wie "Raumschiff Enterprise", wo ja auch schon gefragt wurde, wie real virtuelle Wesen sind. Köhler verspricht eine manchmal sicher verwirrende, aber stets inspirierende und unterhaltsame Lektüre.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.07.2023

Zunächst scheint Rezensent Jens-Christian Rabe durchaus Freude zu haben an David J. Chalmers' über 600-seitigen philosophischen Überlegungen zum Realitätsstatus virtueller Welten. Interessiert und entlang anschaulicher Beispiele zeichnet Rabe das Argument des australischen, in New York lehrenden Professors nach, demzufolge virtuelle Realitäten nicht als bloße Phantasmen, sondern - eben - als Realitäten zu betrachten seien, erklärt Rabe. Wieder und wieder stoße Chalmers dabei auf ein bewusstseinsphilosophisches Grundproblem, das darin bestehe, dass das Hinterfragen von Wissen letztlich nicht Wissen sondern Nichtwissen, beziehungsweise Wissen über Nichtwissen produziere. Rabe gesteht Chalmers' vielbeachteter Studie zwar eine gewisse Dringlichkeit angesichts jüngerer und prospektiver technischer Entwicklungen zu, vom Fazit des Philosophen ist er jedoch enttäuscht: Chalmers' Versuch, eine Mittlerposition zwischen einem "naiven Realismus" und einem "simplen Illusionismus" (beides Formulierungen Chalmers') einzunehmen, laufe letztlich schlicht darauf hinaus, die "erkenntnistheoretische Werkeinstellung jedes Menschen", so Rabe, zu affirmieren.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.06.2023

Rezensentin Manuela Lenzen, selbst Fachfrau auf dem Gebiet der menschlichen Erkenntnis und der KI, lässt sich vorsichtigauf David Chalmers Plädoyer für die virtuelle Welt ein. Seinen Gedanken, dass ein erfülltes Leben in der virtuellen Welt genauso erfüllt ist wie in der realen, nimmt sie noch hin. Farben halten wir schließlich auch für real, obwohl sie erst im menschlichen Gehirn entstehen. Überhaupt lernt sie einiges über die Kulturgeschichte der Virtualität und über das neue Geschäftsfeld der "Gehirnsicherheit". Allerdings stellt Chalmers überhaupt nicht die Machtfrage, bemerkt Lenzen konsterniert: Er hält es für überflüssig, danach zu fragen, wer mit welchem Interesse simulierte Welten schafft. Und wenn ihr dann auch noch Chalmers als ein in New York lehrender Neurowissenschaftler erklärt, dass es für Menschen eine vernünftige Entscheidung sein kann, von einer durch Klimawandel oder Atomkrieg zerstörten Welt in ein besseres virtuelles Leben zu wechseln, steigt sie aus. Das findet sie dreist.
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