Davide Longo

Die jungen Bestien

Roman
Cover: Die jungen Bestien
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020
ISBN 9783498039462
Gebunden, 416 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner. Ein neuer Kriminalfall aus Piemont, in dem der schweigsame Bergkauz und heimliche Menschenkenner Corso Bramard ermittelt: Bei dem Bau einer Bahnschnellstrecke zwischen Mailand und Turin werden die Überreste von zwölf Leichen gefunden, und eine Spur führt in die Zeit des italienischen Terrorismus, der Brigate Rosse. Im Turiner Herbst 1977 hatten ein paar Jugendliche den Parteisitz der rechten MSI in Brand gesetzt. Dabei war ein Mann ums Leben gekommen, der sich nachts in den Räumen aufhielt. Wussten die Jugendlichen, dass ein Mensch im Gebäude war? War alles nur ein Spiel der jungen Leute, in jenen aufgeheizten Zeiten, oder wollten sie wirklich einen Mord begehen? Niemand kennt die Antwort, die Jugendlichen sind seitdem spurlos verschwunden. Fast vierzig Jahre später suchen zwei Kommissare und ihr ehemaliger Kollege Corso Bramard nach einer Verbindung zu jenem Fall. Die Drei geraten in einen schier unbezwingbaren Strudel aus italienischer omertà und Lüge. Und doch nähern sie sich beharrlich einer Wahrheit, die von der Politik unter den Teppich gekehrt wurde.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.04.2020

Wer ein Gefühl für die dramatische Zeit bekommen möchte, die Italien in den siebziger Jahren durchmachte, als linker und rechter Terrorismus, tiefer Staat und dunkle Logen das Land destabilisierten, muss sich woanders umtun, meint Katrin Doerksen: Davide Longos Roman "Die jungen Bestien" kann ihr die "Tränenschwere dieser Jahre" jedenfalls nicht vermitteln, auch wenn es in ihm um ein Massengrab geht, dessen Leichen erst dem Zweiten Weltkrieg zugeschanzt werden, dann einem linksterroristischen Anschlag. Leider liefert der Autor, der an einer Schreibschule unterrichtet, außer einer flotten Schreibe nur einen halbgaren Krimialroman voller Klischees und dem mittelmäßigen Seelenschmerz eines Kommissars in der Midlife-Crisis, urteilt die Rezensentin entäuscht.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.01.2020

Rezensentin Maike Albath hält Davide Longos neuen Kriminalroman zwar für solide konstruiert, vermisst aber den literarischen Anspruch und die Schlagkraft seiner Vorgängerromane. Longo erzählt hier erneut vom Kommissar Arcadipane, der in einem Mordfall mit linksextremistischem Hintergrund ermittelt und dazu auch noch in einer persönlichen Krise steckt. An der Konstruktion des Romans sei dabei nichts auszusetzen, meint die Rezensentin: Longo überzeuge mit unterhaltsamen Nebenfiguren, sympathischen Marotten der Hauptfigur und dem Realitätsbezug zur Radikalisierung der linken Szene im Turin der 70er Jahre. Die persönliche Krise Arcadipanes jedoch gerate mit Virilitätsproblemen, einer klischeehaften Psychologin und melodramatischen Anklängen allzu ausschweifend und wenig originell, findet Albath, und vermisst Longos literarischen Anspruch, der sich bisher an Beppe Fenoglio oder Cormac McCarthy orientiert habe. Hoffentlich findet die Krise des Kommissars bald ein Ende und Longo damit zu neuen Ideen, schließt die Rezensentin.
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