Diedrich Diederichsen

Das 21. Jahrhundert

Essays
Cover: Das 21. Jahrhundert
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2024
ISBN 9783462006469
Gebunden, 1136 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Kaum war das 21. Jahrhundert angebrochen, wartete es auch schon mit neuen Schrecken, Idiotien und gelegentlichen Glücksmomenten auf. Zu den wenigen, die es noch wagen, in diesem von den Medien verdickten und beschleunigten Wirrwarr Zusammenhänge herzustellen und dabei an einem anspruchsvollen Begriff von Kritik festzuhalten, gehört Diedrich Diederichsen.In dieser Wundertüte von einem Reader mit Aufsätzen und Kommentaren, wenn auch erst aus den ersten dreiundzwanzig Jahren des Jahrhunderts, zeigt er sein stupendes Wissen über sämtliche Trends in Kunst, Kino, Fernsehen, Literatur, Musik, Theater, Theorie und Politik, das bis in die feinsten Verästelungen der Gegenkultur reicht. Er ist in der Lage, aus Erkenntnistheorie ebenso Funken zu schlagen wie aus den "Simpsons", den Inszenierungen von René Pollesch oder Serien wie "Underground Railroad". Vor allem vermag er es wie kein anderer, das eine mit dem anderen zu verknüpfen und von Theodor W. Adorno zur Familie Duck oder von einer Hamburger Baustelle zu einer feministischen Kunstinstallation (und zurück) zu springen. Was Zeitgenossenschaft bedeuten kann, ist seit Walter Benjamin nicht mehr so eindrucksvoll unter Beweis gestellt worden. 

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.03.2024

Viel Freude hat Rezensent Julian Weber mit Diedrich Diederichsens neuem Mammutbuch, wobei er in seine Besprechung auch die eine oder andere kritische Anmerkung einfließen lässt. Wie der Titel nahelegt, enthält der Band Texte Diederichsens, die ab 2000 entstanden sind. Sie decken laut Rezensent ein thematisch breites Spektrum ab, von Kunst und Pop bis Geschichte. Britney Spears kommt vor, aber auch weniger bekannte Figuren wie der Malter Stephan T. Orth. Diederichsen wendet sich gegen den die Feuilletons seiner Meinung nach immer stärker dominierenden Sound tendenziell konservativer Journalistenschüler, lesen wir, er hält es weiterhin mit den Subkulturen und den Minderheiten, seine Gewährsleute sind dabei unter anderem Hubert Fichte und Saidiya Hartman. Viel steht drin in diesem Buch, auch teils amüsante Wortschöpfungen, nur Ostdeutschland und Osteuropa kommen zu kurz, meint Weber, und auch Diederichsens Kritik am konservativen woke-Bashing möchte er sich nicht vorbehaltlos anschließen. Dennoch reflektiert Diederichsen neben vielem anderen auch seine eigene Sprecherposition, so der insgesamt sehr angetane Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2024

Sich einfach in diesem Buch treiben lassen: Das scheint für Rezensent Jens-Christian Rabe der bestmögliche Umgang zu sein mit dem neuen, ziegelsteindicken Wälzer von Diedrich Diederichsen. Deutschlands berühmt-berüchtigster Popbeobachter kompiliert auf über 1000 Seiten diverse Texte, die im letzten Vierteljahrhundert mal hier mal da erschienen sind und laut Rabe unter anderem von Negation, Donald Trump und Lady Gaga, aber natürlich noch von vielem mehr handeln. Grundtenor ist die Suche nach dem Guten, Richtigen, also Linken, und zwar in Zeiten, in denen, führt Rabe mit Diederichsen aus, solchen Kategorien durchaus mit guten Gründen misstraut werden darf. Vielleicht hilft eine "Ironie II", die nicht nur den eigenen Gedanken, sondern auch den eigenen Worten misstraut, lernt der Kritiker von Diederichsen. Hier und da hat Rabe kritische Anmerkungen, etwa hinsichtlich etwas allzu geläufig formulierten geschichtstheoretischen Thesen, und einen Überblick hat ihm auch Diederichsens Gliederung nicht verschafft, insgesamt fühlt sich der Rezensent bei der Lektüre jedoch offensichtlich in guten Händen.
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