Elisabeth Plessen

Das Kavalierhaus

Roman
Cover: Das Kavalierhaus
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2004
ISBN 9783462034257
Taschenbuch, 318 Seiten, 9,90 EUR

Klappentext

In der Enge der 50er Jahre wächst eine neue Generation heran, die den Schatten des Krieges noch auf sich spürt und sich doch schon deutlich nach mehr Freiheit sehnt. Noch nicht ganz Frau, aber auch kein Kind mehr, erlebt eine Gruppe junger Frauen ihre Zeit im Internat. Es begegnen sich "höhere Töchter" aus den unterschiedlichsten Elternhäusern. Manche haben ihre Väter nie kennen gelernt. Andere wiederum genießen die Annehmlichkeiten der neuen Zeit. Auch Elisabeth ist Internatsschülerin. Nach den unbeschwerten Tagen auf dem Gutshof ihrer Eltern fühlt sie sich nun hilflos den Kontrollen der Erzieherinnen ausgesetzt. Ihrer anfangs kindlich-naiven Rebellion werden jedoch schnell Grenzen gesetzt. So versucht Elisabeth, während dieser bleiernen Wartezeit auf das Leben, dem Internat so oft wie möglich zu entfliehen. Als dies nicht gelingt, hört sie eines Tages auf zu essen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.10.2004

"Das Kavalierhaus" führt zurück in die Adenauerzeit, als Elisabeth Plessen ein Teenager war, und damit kommt es zeitlich vor "Mitteilung an den Adel", der Roman, der Plessen hierzulande bekannt gemacht hat und der die Abrechnung der 68er mit der Vätergeneration zum Thema hatte, erzählt Rezensent Paul Michael lützeler. Vom Aufbau her erinnert ihn "Das Kavalierhaus" an eine Sonate: Er sieht Autobiografie und Zeitgeschichte in diesem Roman meisterhaft verknüpft. "Das Kavalierhaus" ist Teil eines Internats für Höhere Töchter, in das die Plessen als 14-Jährige von ihrer Eltern geschickt wird. Das Internat ist eine Welt für sich, eine teils sehr düstere Welt, in der die jüngste politische Vergangenheit des Landes massiv ausgeblendet wird, obwohl gerade Lehrer und Erzieher - und nicht zuletzt die Eltern der Schülerinnen - alle direkt damit zu tun hatten oder indirekt betroffen waren. Nur einer Lehrerin sei es zu verdanken, schreibt Lützeler, dass die Erzählerin und ihre Freundin dieses Tabu zu durchbrechen lernten. Das Internat sei einerseits Gefängnis, andererseits aber auch ein Ort, von dem man sich wegträumte, mit Hilfe von Kunst, Dichtung und Musik, und deshalb sei "Das Kavalierhaus" nebenbei auch ein Buch, das ungemein heitere und komische Töne anschlage, die Mozarts "Zauberflöte" entsprungen sein könnten.
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