Elizabeth Bowen

Die Fahrt in den Norden

Roman
Cover: Die Fahrt in den Norden
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783895612428
Gebunden, 475 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Zwei Frauen, die gerade verwitwete Cecilia und ihre Schwägerin Emmeline, teilen sich in den Zwanziger Jahren eine Wohnung in London. Cecilia ist kapriziös und unfähig, jemanden zu lieben. Träge gleitet sie in ihre zweite Ehe mit dem sanften, leidenschaftslosen Julian. Emmeline hingegen, liebenswürdig und unabhängig, muss zu ihrem Erstaunen feststellen, dass sie sich von dem schillernden, etwas windigen Markie angezogen fühlt, der ihr ruhiges Dahinleben durcheinanderbringt. Zuerst akzeptiert sie ihre Affäre, für die Markie die Regeln aufgestellt hat, doch in ihrem Schmerz missverstanden zu sein, reagiert sie mit Gewalt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.01.2004

Elizabeth Bowens 1932 erstmals erschienener Roman "Die Fahrt in den Norden", der nun als drittes Werk in der Bowen-Neuausgabe auf deutsch vorliegt, hat Rezensentin Kristina Maidt-Zinke ausnehmend beeindruckt. Sie beschreibt ihn als "fast noch spätromantisch anmutenden Beziehungs- und Konversationsroman", unter dessen Oberfläche die neue, unruhige Zeit pulsiere. Von innerer Unruhe sind denn auch die beiden Hauptfiguren des Romans, die jung verwitwete Cecilia und ihre etwa gleichaltrige Schwägerin und Wohngenossin Emmeline, getrieben, deren Leben auf Partys, Picknicks und Plauderstunden dahin plätschert. Wie Maidt-Zinke darlegt, geht es Bowen vor allem darum, die Veränderungen, zu zeigen, die der Verlust von Langsamkeit, die Beschleunigung, und die Aufhebungen aller Begrenzungen mit sich bringen. Diesen Wandel spürbar zu machen, ohne ihn zu erörtern, gelinge Bowen mit "staunenswertem Raffinement", freut sich die Rezensentin. Überhaupt zeigt sie sich sehr angetan von Bowens schriftstellerischem Talent. So charakterisiert sie die Prosakunst der anglo-irischen Schriftstellerin als "Meisterschaft des Auslassens und Andeutens" und schwärmt von ihrer "traumwandlerischen Sicherheit der Erzählkunst". Dabei stellen Bowens stilistische Eigenarten hohe Ansprüche an den Übersetzer, hält Maidt-Zinke fest. Neben "glanzvollen Treffern" muss die Rezensentin bei der Übersetzung leider auch "bedauerliche Trübungen" feststellen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.01.2004

Ein Plädoyer für die Ehe ist Elisabeth Bowens Roman wahrlich nicht, schreibt Marion Lühe enthusiastisch, allerdings auch keines für das unverheiratete Leben. Bowens Hauptfigur Emmeline erkenne nach eingehender Lektüre unzähliger Romane, und mitunter auch wissenschaftlicher Werke, wie unglücklich sie eigentlich sei, und darüber hinaus, "wie unglücklich sie noch werden konnte". Und in der Tat, sie verliebt sich in einen Mann, der eigentlich nur sein Vergnügen sucht und schließlich von ihrer - in seinen Augen - "hysterischen Sensibilität" in die Flucht geschlagen werde. Dem tragischen Verlauf dieser Geschichte zum Trotz hat sich die Rezensentin offenbar köstlich amüsiert. Denn Elisabeth Bowens Roman glänzt nicht nur mit einer meisterhaften "atmosphärischen Verdichtung", die in subtiler Weise "innere Zustände nach außen projiziert", wie die Rezensentin findet, sondern auch mit "rasanten" und frischen Dialogen, die aber immer genau "den richtigen Ton" treffen, sei es "leeres Partygeschwätz oder peinliche Problemgespräche, Klatsch und Tratsch oder bedrückendes Erwachsenenschweigen". Dass auch deutsche Leser in den Genuss dieser "Frische und Lebendigkeit" kommen, so die Rezensentin abschließend, ist auch der "hervorragenden deutschen Übersetzung" zu verdanken.
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