Ernst Toller

Eine Jugend in Deutschland

Cover: Eine Jugend in Deutschland
AB - Die Andere Bibliothek, Berlin 2024
ISBN 9783847704782
Gebunden, 348 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Ediert und erläutert von Ernst Piper, mit zahlreichen historischen Abbildungen, Faksimiles und Dokumenten. Das Porträt einer Generation und ein packendes Stück deutscher Geschichte Eine Jugend in Deutschland, voller Hoffnung und voller Enttäuschung: Als Freiwilliger zieht Ernst Toller begeistert in den Ersten Weltkrieg und kehrt, für kriegsuntauglich erklärt, als bekennender Pazifist zurück. In München schlägt er sich im November 1918 auf die Seite der Revolution, wird zum Anführer der Räterepublik und erlebt deren tragisches Scheitern. Er wird steckbrieflich gesucht und zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Als er im Juli 1924 das Gefängnis verlässt, ist Ernst Toller eine nationale Berühmtheit. In seinem Buch beschreibt der Schriftsteller die ersten dreißig Jahre seines Lebens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.04.2024

Anders als viele Theaterstücke Ernst Tollers ist diese jetzt neu aufgelegte autobiografische Schrift gut gealtert, so Uwe Wittstock, dessen Rezension hauptsächlich den Lebensweg des Autors nachzeichnet, der in der Weimarer Republik zu einem Popstar der engagierten Literatur avancierte und später aus dem Exil gegen die NSDAP anschrieb. Nüchtern schreibt Toller über sein Leben, besonders wichtig ist für das Buch die kurze Zeit der Räterepublik, die Passagen zum Ersten Weltkrieg wiederum lassen Wittstock an Erich Maria Remarque denken.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.01.2024

Rezensent Kurt Darsow freut es, dass "Die Andere Bibliothek" Ernst Tollers Buch von 1933 neu herausgebracht hat. Es geht darin um den desillusionierenden Kriegseinsatz des deutsch-jüdischen Dramatikers 1914, um die dabei erlebten Gräuel und die Phase nach der Rückkehr, allerdings nicht als Bildungsroman, sondern als "Tatsachenbericht": Im Präsens und "impressionistisch illuminiert" werde hier berichtet von Leichenbergen, vom kurzen "utopischen Zeitfenster", in dem der Sozialdemokrat und "Revoluzzer" Kurt Eisner Ministerpräsident Bayerns war, bevor dann die Konterrevolution blutig zurückschlug und in München ungeahnte Massaker anrichtete, denen Toller zum Glück nicht zum Opfer fiel, wie Darsow erklärt. Dieses "fulminante" Buch neu aufzulegen, ergänzt um historische Dokumente und biografische Angaben, Fotografien und ein "erhellendes" Nachwort des Herausgebers Ernst Piper, imponiert dem Kritiker sehr.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.01.2024

Anstrengend, aber lohnend ist diese autobiografische Schrift des deutsch-jüdischen Autors Ernst Tollers auch heute noch, so Rezensentin Zelda Biller über das ursprünglich 1933 erschienene Buch. Der 1893 geborene Toller erzählt unter anderem von einer Jugend im damals zu Preußen gehörenden Samotschin, von seiner nationalistische Begeisterung für Deutschland als Jugendlicher und von seiner Hinwendung zum Sozialismus. Er kämpft unter anderem für die Münchner Räterepublik, später wird er inhaftiert, parallel beginnt er zu schreiben, Gedichte, Theaterstücke. 1924 wird er freigelassen und damit endet auch die Autobiografie, so Biller, die außerdem die Rezeptionsgeschichte dieses zumeist als Plädoyer für Frieden und Humanismus sowie gegen den aufkommenden Nationalsozialismus gelesenen Buches nachzeichnet. Schön und gut und sicher nicht falsch, meint sie, aber man sollte auch darauf hinweisen, wie prägend der grassierende Antisemitismus für Toller und seine Entscheidung war, sein Judentum zugunsten Deutschlands und des Sozialismus hintan zu stellen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.01.2024

Als ein "Buch der verlorenen Illusionen" bezeichnet Rezensent Willi Winkler das autobiografische Erinnerungswerk von Ernst Toller und legt es allen ans Herz: "Mann, Frau, Kind, Greis". In seiner umfassenden Rezension vollzieht Winkler nach, was Toller in "Eine Jugend in Deutschland" beschreibt: Sein Aufwachsen in der preußischen Provinz, das Studium in Frankreich und München und seine Beteiligung an der Bayrischen Räterepublik ebenda, mit Unterbrechung durch den Kriegsdienst, Kriegserfahrungen, die seine Entwicklung hin zum Expressionismus begründeten, lesen wir. Als Revolutionär, als Dichter, Jude, Preuße und Sozialist stand Toller sein Leben lang unter Verdacht, 1933 flieht er, beginnt sein Leben aufzuschreiben, sechs Jahr später erhängt er sich in New York. Auch wenn oder gerade weil die revolutionären Kräfte heute wohlsediert vor sich hin zu dösen scheinen, "kann es gar nicht genug Toller geben", findet der Rezensent, der die Neuausgabe von Tollers Autobiografie leidenschaftlich zur Lektüre empfiehlt.
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