Klappentext
Aus dem Belarussischen von Tina Wünschmann. Eva Viežnaviec würdigt die Frauen einer ganzen Generation - eingebettet in die Geschichte des 20. Jahrhunderts.Ryna ist auf dem Weg von Darmstadt in ihr belarussisches Heimatdorf. Dort ist im 101. Lebensjahr ihre Großmutter gestorben - "fast blind und dürr wie eine Bohnenstange, aber bei vollem Bewusstsein und Kräften". Bis zum Schuleintritt ist Ryna einst bei ihr aufgewachsen: Sie lauschte den Geschichten, in denen nichts verschwiegen wurde, sie sah zu, wie Kinder und Erwachsene von Verwünschungen befreit und Wunden weggezaubert wurden.In ihrem Zwiegespräch mit der geliebten Großmutter lässt die heute in Warschau lebende Eva Viežnaviec das ganze 20. Jahrhundert mit all seinen Grausamkeiten vorbeiziehen und setzt der Überzeugung einer ganzen Generation von Frauen ein Denkmal, dass das Leben weitergehen wird, selbst auf verbrannter Erde.
BuchLink. In Kooperation mit den Verlagen (Info):
Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 11.03.2023
Eva Viežnaviecs Geschichte spielt in einem belarussischen Dorf im vergangenen Jahrhundert und sei eine "Kampfansage" an Alexander Lukaschenko und sein Geschichtsverständnis, findet Rezensent Cornelius Wüllenkemper. Im Mittelpunkt des Romans steht die Altenpflegerin Ryna, die in Deutschland zur Alkoholikerin geworden ist und arbeitslos zum Begräbnis ihrer Großmutter nach Hause fährt, um dort mit ihrer Vergangenheit konfrontiert zu werden. Der "bittere" Blick der Autorin, die ausführlich beschriebenen Gewaltszenen und der gnadenlose Blick in die historische Vergangenheit, die von Geschichtsklitterung, Repression, Leid und Krieg geprägt ist, haben Wüllenkemper sichtlich mitgenommen. Der als Gespräch zwischen Enkelin und Großmutter angelegte Roman, so der Rezensent, sei ein "Panorama des Grauens" - aber auch eine Verbeugung vor den belarussischen Frauen, die über fünf Generationen auf verbrannter Erde weiterleben.
Kommentieren