Franziska Grillmeier

Die Insel

Ein Bericht vom Ausnahmezustand an den Rändern Europas
Cover: Die Insel
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406799389
Gebunden, 220 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Die Journalistin Franziska Grillmeier ist 2018 auf die griechische Insel Lesvos gezogen, wo sich zwischenzeitlich das größte Fluchtlager Europas befand. In ihrem Buch nimmt sie auch die Momente zwischen den Schlagzeilen in den Blick, taucht tief in die Lebenswirklichkeit der geflüchteten Menschen ein und zeigt, wie sie sich nach ihrer Ankunft in Europa erneuten Traumatisierungen widersetzen müssen. Grillmeier bewegt sich in Moria, in der Hafenstadt, im Norden der Insel und reist an weitere europäische Grenzorte, an denen die Systematik der Ausgrenzung ähnlich funktioniert. Im Mittelpunkt des Buches stehen die Geflüchteten selbst, die in zahllosen Gesprächen zu Wort kommen und deren Lebenswege erzählt werden. Die Autorin zeigt, was das Lagerleben mit einem Menschen macht - und reflektiert zugleich, wie das Inselleben auf sie selbst zurückwirkt: Während Grillmeier als Beobachterin aus freien Stücken kommen und gehen kann, endet dort für die Geflüchteten die Erzählung des offenen Europas. Auch die Kriminalisierung der humanitären Hilfe, der Abbau der Pressefreiheit, die Überlastung der Inselbewohner:innen und der Zynismus der Politik in Brüssel und Athen spielen eine zentrale Rolle.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.04.2023

Erschüttert ist Rezensent Christian Jakob über Franziska Grillmeiers Schilderung der Zustände in den Flüchtlingslagern auf der Insel Lesbos. Sie lässt vor allem die Menschen selbst zu Wort kommen, die ohne angemessene Versorgung in den Lagern lebten, zeichnet sie als sympathische Menschen in ihrem "Kampf um Würde" und gegen Verzweiflung, so der Kritiker. Gleichzeitig prangert sie die fehlende Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit an, deren Interesse an der Problematik schnell einschlief. Ihre Schilderungen sind aufrüttelnd, schreibt Jakob, sie zeigen das Camp Moria als "Gravitationspunkt der EU-Abschreckungsmechanik". Allerdings, darauf will der Rezensent hinweisen, existierten ähnliche Strukturen auch schon vor dem "EU-Türkei-Deal" im Jahre 2016, anders als es die Autorin andeutet, somit war Moria nicht "singulär im Ausmaß seiner Entrechtung".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.04.2023

Rezensent René Wildangel ist berührt und schockiert von diesem Buch der freien Journalistin Franziska Grillmeier, die hier verschiedene Reportagen vereint hat. Sie dokumentiert die Schicksale von Geflüchteten an europäischen Landesgrenzen und in Flüchtlingslagern, wie dem berüchtigten Camp Moria auf der Insel Lesbos. Dabei schildert sie in ihren investigativen Recherchen die katastrophalen Zustände in den Lagern und die Brutalität der Maßnahmen, mit denen Menschen an der Einreise in europäische Länder gehindert werden sollen. Der Kritiker schätzt besonders, dass Grillmeier die Geflüchteten selbst zu Wort kommen lässt, die sowohl von ihren traumatischen Erfahrungen berichten als auch von ihrem Willen, anderen in ähnlichen Situationen zu helfen. Ein deprimierendes und eindrucksvolles Zeugnis vom "moralischen Versagen Europas", schließt Wildangel.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2023

Rezensentin Elisa Schüler empfiehlt das Buch der Journalistin Franziska Grillmeier über das Drama auf Lesbos und an anderen Orten an den Grenzen Europas. Die Reportagen und Dokumentationen im Band über Geflüchtetenlager, die Kriminalisierung von Migranten, illegale Pushbacks und die Rolle der Medien scheinen Schüler wachzurütteln. Besonders stark findet sie die Fallgeschichten aus Sicht der Betroffenen. Dass es objektive Beobachter wie Grillmeier braucht, um uns einen glaubhaften Blick auf die Verhältnisse an den Grenzen und in den Lagern zu vermitteln, daran ist für Schüler kein Zweifel.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 21.03.2023

Erschüttert berichtet Kritiker Tom Schimmeck, was die Journalistin Franziska Grillmeier auf der  griechischen Insel Lesbos und in ihren Flüchtlingslager beobachtet und miterlebt hat. Eindringlich, empathisch, aber ohne die Fakten aus dem Blick zu verlieren, schreibe sie über inhumane Zustände,  zum Beispiel ein plötzlicher Wetterumsturz, der die Zelte der Bewohner*innen unter Wasser setzt und überall unhygienische Schlammströme hervorruft, und kreise dabei immer um die zentrale Frage: "Hilft denn niemand?". Auch die Untätigkeit der zuständigen Behörden lässt Grillmeier nicht aus, betont der Rezensent, für den die Kontraste zwischen Politiker*innen und Geflüchteten und ihren jeweiligen Leben hier umso deutlicher hervortreten. Er empfiehlt das Buch auch als Appell, endlich ins Handeln zu kommen.