Friedrich Christian Delius

"Darling, it's Dilius!"

Erinnerungen mit großem A
Cover: "Darling, it's Dilius!"
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783737101639
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Im Februar 2023 wird Friedrich Christian Delius 80 Jahre alt. Der Büchner-Preisträger nähert sich seinem Leben in einer Autobiografie, wie man sie noch nicht kennt: in gut zweihundert Stichworten, die mit "A" beginnen, spielerisch, gedankenscharf und poetisch. Von "Abbey Road" und "Abendrot" über "Adorf" und "Adorno", "Akte" der Stasi und "Aktien" von Siemens, acht "Altkanzler", "Ab- stand", "Anstand", "Aufstand" bis zu "Arroganz" und "Azzurro" schildert Delius in konzentrierten Texten, was ihm aus all den bewegten und begegnungsreichen Jahrzehnten wirklich wichtig ist. Einprägsame Porträts von Zeitgenossen und Künstlern wechseln sich ab mit Erlebnissen mit Politikern wie Willy Brandt oder Gegnern wie Hermann Josef Abs; lang gereifte Gedanken über Musik und Literatur finden sich ebenso wie flirrende Beobachtungen aus Berlin, New York oder Rom, der Geburts- und Lebensstadt, in die F. C. Delius immer wieder zurückkehrte; dazwischen traumschöne Erinnerungen an die Jugend, an Landschaften, an erste kindliche Verliebtheiten.Eine ganz besondere, persönliche Chronik, die nicht nur acht Jahrzehnte deutscher Geistes- und Gesellschaftsgeschichte festhält, sondern stets aufs Größere zielt - auf das Leben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2023

Ganz ergriffen ist Rezensent Jan Wiele von den "Erinnerungen mit großem A", die der Büchnerpreisträger F. C. Delius noch kurz vor seinem Tod vergangenen Mai fertiggestellt hat. Wiele führt mit einer zunächst simpel scheinenden Anekdote zum "lieblichen Maientag" ein und erklärt daran exemplarisch, was so besonders ist an den Notaten des Autors. Er kommentiere hier nicht nur das Wetter, sondern auch sich selbst, hat er doch zum Wetter als Kunstmittel in der Literatur promoviert. In solchen und ähnlichen Stücken liest der Kritiker "eine gewisse Lebenszufriedenheit", in anderen Erinnerungsteilen nimmt er aber auch Kritik an den 68ern, der RAF oder Martin Walser wahr. Delius muss zwar an manchen Stellen aufpassen, nicht gönnerhaft zu klingen, aber im Großen und Ganzen ist Wiele bewegt von den kraftvollen, klugen Erinnerungen eines wichtigen deutschen Autors.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.03.2023

Rezensent Eberhard Geisler singt eine letzte Hymne auf F.C. Delius, dessen Freundlichkeit und "Leichtigkeit" ihm aus den nun postum erschienenen Aufzeichnungen mit großem A noch einmal entgegenwehen. Mit leiser Wehmut erinnert sich der Kritiker mit Delius hier etwa an Italien oder die "undogmatische "Linke der Siebziger. Vor allem aber ist es Delius' große Bescheidenheit, die dem Rezensenten hier einmal mehr begegnet, etwa wenn sich der Autor vor Claudia Abbado verneigt oder erzählt, wie er Kollegin Gisela von Wysocki mit einer leisen Bemerkung bei ihrem Adorno-Projekt half. Statt für Gebrüll stand Delius für die "freundliche Botschaft", schließt Geisler.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 11.02.2023

Rezensent Wolfgang Schneider ist ein Fan von F.C. Delius, der übermorgen 80 Jahre alt geworden wäre. Deshalb zitiert der Rezensent mit viel Liebe aus diesem als Wörterbuch angelegten Selbstporträt, in dem Delius aber - als sei es nur der Anfang - ein ganzes Leben unter dem Buchstaben A subsummiert. Das, erläutert Schneider, sei eine Verneigung vor dem Amerikaner Walter Abish, seinem Klassiker "Alphabetisches Afrika" und dessen Frau, die Delius heiter im Titel zitiert. Die Welt als Collage zu betrachten, gleichzeitig aber zu sortieren, begeistert Schneider über die Maßen. Zumal Delius spitzbübisch die eigene "Angeberei" nicht auslasse und dem Rezensenten damit einen überraschend tiefen Blick in seine Seele gestatte, lässt uns der Rezensent wissen. Delius' Betrachtungen, Schnurren und Verweise auf sein Werk stifteten "in eigener Sache noch einmal den großen Zusammenhang", so der beglückte Schneider.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.02.2023

Rezensent Helmut Böttiger ist sowohl gut unterhalten als auch berührt vom letzten Buch des im vorigen Jahr verstorbenen Autors Friedrich Christian Delius, der vor allem als wichtiger Schriftsteller der 68er-Generation bekannt ist. Zunächst bemerkt der Rezensent die unkonventionelle Form: Delius' Buch ist wie ein Lexikon aufgebaut, in dem der Autor Autobiografisches in fragmentarischer Form verarbeitet. Humorvoll und klug schreibt Delius über sein Leben, über Jugenderlebnisse und erste Erfolge als Schriftsteller, so Böttiger, aber auch über den Konflikt mit dem Verleger Klaus Wagenbach, dem der Autor Anfang der siebziger Jahre Sympathien für die RAF vorwarf. Dem Kritiker gefällt die Souveränität, mit der Delius über die Folgen des Streits schreibt und wie er dabei durchaus versöhnliche Töne anschlägt. Eine raffinierte Komposition, dazu auch eine kritische Betrachtung der eigenen Generation, von all dem ist Böttiger beeindruckt.