Gisela von Wysocki

Der hingestreckte Sommer

Cover: Der hingestreckte Sommer
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783518430149
Gebunden, 252 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Es gibt Geschichten, die sich unbemerkt, gewissermaßen undercover, im Gedächtnis festsetzen - oder solche, deren Strahlkraft uns wie ein Blitzschlag trifft: Auf einer Straßenkreuzung spielt sich in dem nicht enden wollenden "hingestreckten Sommer" die Begegnung mit einer Schlange ab. Ein Kind lernt das Lesen und sieht seinen Hund in ein jämmerliches Buchstabenbündel verwandelt. Johann Sebastian Bachs Augenhöhlen werden zum Gesprächsstoff Leipziger Gemeindemitglieder. Marlene Dietrichs Nachlass stellt sich als überraschend befremdlich heraus. Und die Tochter ist von Schneeengeln genauso fasziniert wie vom Vater, der eine Apfelsine so in Schiffchen schneidet, als wäre es ein Zauberstück.In ihren Prosatexten erzählt Gisela von Wysocki Geschichten und erweckt biografische Einschläge zu neuem Leben. Ihnen bereitet sie eine Bühne: Fundstücke, unerwartete Wendungen und Ereignisse treten hervor, werden aufrüttelnde Gegenwart. Denn: "Alles dies lebt, hat seine Wirklichkeit, greift über auf uns, die wir nach Worten suchen."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.06.2022

Rezensentin Iris Radisch glaubt wieder an die Literatur nach der Lektüre von Gisela von Wysockis Prosaminiaturen. Ob die Autorin eine tote Schlange auf dem Asphalt oder der Auslage einer Drogerie Sinnbildliches abgewinnt, Charlie Chaplin oder ihre Mutter ins Spiel bringt, stets weckt sie "schlafende Bilder" und entzückt die Rezensentin mit elegant gestalteten Szenen, die Radisch in ihrer sprachlichen Schönheit und eindringlichen Kürze an Benjamin, Altenberg oder Kafka denken lassen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.03.2022

Rezensentin Rose-Maria Gropp schwelgt in den 49 Prosastücken von Gisela von Wysocki. Für sie kleine, funkelnde Beispiele dafür, dass Sprache erkenntnisfördernd sein kann. Immer von sich als Frau, aber auch als brüchige Entität ausgehend schreibt die Autorin ihre Parabeln und Denkbilder, erklärt Gropp. In den Texten entdeckt die Rezensentin Autobiografisches, Kindheitsmomente, Lektüreerfahrungen. Wenn Wysocki einen Sommertag in Berlin beschreibt oder sich dem Werk der Malerin Charlotte Salomon zuwendet, spürt Gropp Skepsis und auch Versöhnlichkeit der Sprache gegenüber.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.01.2022

Rezensentin Meike Feßmann schwelgt in den Miniaturen, Einfällen und Kapriolen der Schriftstellerin Gisela von Wysocki. Wie die Autorin in den hier versammelten Prosaminiaturen über die Filmleidenschaft ihrer Mutter, über Kafka, Robert Walser, die Mayröcker oder einen wie erstarrten Berliner Passanten "chaplinesk" Schritte vor und zurück macht, zögernd, sinnlich und präzis das Kleine und Verborgene entdeckt, ohne es zu entbergen, findet Feßmann eigenwillig und grandios.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.11.2021

Rezensent Michael Braun schaut fasziniert zu, wie Gisela von Wysocki in ihrem neuen Buch in Skizzen, Porträts und Denkbildern Linien zu ihrem Werk und zurück in ihre Kindheit und intellektuelle Sozialisation zieht, zur Dietrich, zu Bach, Adorno, zu Filmen und Musik und Literatur. Die mosaikartige Anlage des Bandes in 49 knappen Texten erscheint Braun lesbar und dem facettenreichen Leben und Wirken der Journalistin und Schriftstellerin angemessen.

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