Gunnar Decker

Rilke. Der ferne Magier

Eine Biografie
Cover: Rilke. Der ferne Magier
Siedler Verlag, München 2023
ISBN 9783827501035
Gebunden, 608 Seiten, 36,00 EUR

Klappentext

Rainer Maria Rilke ist auch nach über einhundert Jahren ein Welteröffner. Er verführt seine Leser zur existenziellen Selbstbefragung und fordert Entschlüsse: "Du musst dein Leben ändern." Seine Dichtung, das stellt Gunnar Decker heraus, war immer auch eine Reaktion auf die Krisen der Gegenwart, der Versuch, sich eine Gegenwelt zu erschreiben, die für ihn lebenswerter war als jene, die er in Prag, München, Worpswede, Moskau, Berlin, Rom, Duino, Venedig oder Paris vorfand. So scheinen Rilkes ruheloses Leben und sein metaphysische Fragen umkreisendes Werk auf einzigartige Weise verwoben. In seiner Biografie widmet sich Decker auch erstmals Rilkes schwierigem Verhältnis zu seiner Mutter Phia, dem Nicht-Verhältnis zu seiner lebenslangen Ehefrau Clara und zur Tochter Ruth. Er beschreibt seinen Kampf gegen den körperlichen Verfall, der einen Schlüssel zum Verständnis des Werkes bietet, und deutet seinen Entschluss nach dem Ersten Weltkrieg, kein deutscher Dichter mehr sein zu wollen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.01.2024

Rezensent Richard Kämmerlings widmet Gunnar Deckers neuer Rilke Biografie eine umfassende Rezension, die Lobrede ist, Zusammenfassung und ihrerseits selbst ein kleines Porträt - das Porträt, oder besser mit Kämmerlings' Worten gesagt: das "Doppelbild" vom tatsächlich genialischen Künstler auf der einen, und von hohler, narzistischer Genie-Inszenierung auf der anderen Seite. Um diese Ambivalenz geht es Gunnar Decker immer wieder, sowie um die Frage, die sich daraus ergibt: Wie viel kann ein wirklich großartiges Werk rechtfertigen? Dass Rilke ein unwiderstehlicher wie unerträglicher Egozentriker gewesen sein muss, zeigt Decker in zahlreichen Szenen, die er mit viel Feingefühl für die "kleinen Dreistigkeiten" und Allüren des Dichters beschreibt, und nicht ohne eine angenehme Spur Sarkasmus. Deckers humorvolle, kritische Fragen und Kommentare machen seine gründlich recherchierte, informative Biografie zur unterhaltsamen Lektüre, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.12.2023

Rezensent Andreas Kilb hat das eine oder andere an Gunnar Deckers Rilke-Biografie auszusetzen. Diese dreht sich um den Widerspruch zwischen Rilkes genialem Werk und seinem oft wenig grandiosen Leben, führt er aus. Das gelingt Decker auch, solange die Darstellung im Beiläufigen bleibt, findet Kilb, allerdings urteile Decker gelegentlich etwas arg arrogant über Rilkes Lebenswandel und - schlimmer noch - zu seinem Werk fielen ihm nur Plattitüden ein. Dass die diversen Frauen im Leben des Dichters kurz vorgestellt werden, gefällt dem Rezensenten, den zeitgeschichtlichen Hintergrund, zum Beispiel auch Rilkes zwischenzeitlicher Mussolini-Bewunderung, empfindet er als unzureichend ausgeleuchtet. Das Fazit ist also ambivalent, wobei Kilb zugesteht, doch das eine oder andere aus Deckers Buch gelernt zu haben.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.11.2023

Zumindest ein paar Rilke-Verse kennt jeder gebildete Deutsche, glaubt Rezensent Hilmar Klute, dem Gunnar Deckers Biographie dennoch dabei hilft, dem Leben des Dichters neue Facetten abzugewinnen. Das Leben Rilkes, der in Prag, einer Stadt, die er als beengend empfand, geboren wurde, benötigt immer wieder die Unterstützung wohlhabender Gönner und vor allem Gönnerinnen, so Klute nach Decker. Rilkes Frauengeschichten nehmen viel Raum ein in der Biographie, erfahren wir, unter anderem geht es um die Rolle von Lou Andreas-Salomé im Leben des Dichters, eine Geliebte, die Rilke schließlich fallen lässt, was dieser nie recht verwindet. Das Nebeneinander von Genussfreuden und Verzicht prägt Rilkes Leben, fasst Klute Deckers Darstellung zusammen, Rilkes Briefe an Verehrerinnen bringen uns das Innenleben eines Mannes näher, der gelegentlich auch nicht vor Demütigungen zurückschreckt, wenn es darum geht, sich von reichen Leuten aushalten zu lassen. Auch das Ineinander von Einsamkeit und Suche nach Nähe prägen das Leben Rilkes in Deckers Darstellung, heißt es weiter. Insgesamt erstaunlich, lobt Klute, wie nah man dem Menschen Rilke und seinem widersprüchlichen Lebensweg hier kommt.
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