Haruki Murakami

Erste Person Singular

Cover: Erste Person Singular
DuMont Verlag, Köln 2021
ISBN 9783832181574
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. Frauen, die verschwinden, eine fiktive Bossa-Nova-Platte von Charlie Parker, ein sprechender Affe und ein Mann, der sich fragt, wie er wurde, was er ist: Die Rätsel um die Menschen, Dinge, Wesen und Momente, die uns für immer prägen, beschäftigen die Ich-Erzähler der acht Geschichten in 'Erste Person Singular'. Es sind klassische Murakami-Erzähler, die uns in eine Welt aus nostalgischen Jugenderinnerungen, vergangenen Liebschaften, philosophischen Betrachtungen, Literatur, Musik und Baseball entführen, wie beiläufig mit der Grenze zwischen Fiktion und Realität spielen und immer wieder den Verdacht nahelegen, dass Autor und Ich-Erzähler mehr als nur ein paar Gemeinsamkeiten haben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.02.2021

Rezensentin Katharina Granzin lernt mit Haruki Murakamis Erzählungen, sich von der Welt überraschen zu lassen. Die Geschichten sind für sie echt Murakami, weil sie im Grenzbereich zwischen Wirklichkeit und Vorstellung spielen, von Geschehnissen und Begegnungen berichten, die der mir dem Autor scheinbar deckungsgleiche Erzähler aus seiner Erinnerung kramt. Für Murakami typische Motive wie Baseball und Jazz und der "Widerhall von Ereignissen" auf unterschiedlichen Zeitebenen machen die Texte für Granzin zu einem reizvoll hintersinnigen Vexierspiel.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 29.01.2021

Rezensen Maike Albath findet Haruki Murakami nicht so toll. Damit steht sie ganz schön alleine da. Für Albath handelt es sich bei Murakami um einen gefälligen "Pseudo-Mystiker". Sie bemerkt, dass der Autor in den vorliegenden Erzählungen gerade mal eine überraschende Pointe bietet. Ansonsten lassen sich die Texte zwar umstandslos "wegschlotzen", aber insgesamt hauen Albath die typischen Murakami-Zutaten Mystik, Jazz, Masken, Suizid nicht mehr vom Sessel. Da können noch so viele versteckte Böden sich öffnen, philosophierende Affen auftreten oder mysteriöse poetische Damen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.01.2021

Rezensentin Ursula Scheer hält Haruki Murakami für einen Meisterdetektiv folgenreicher Nichtigkeiten. Beim Aufspüren von Begebenheiten, musikalischer, sportlicher, sozialer Natur macht dem Autor keiner was vor, meint sie. So auch im neuen Band mit Erzählungen, in denen sich, ja, was eigentlich abspielt. Scheer ist verlegen, wenn es darum geht, Handlung wiederzugeben, denn was geschieht, ist fast zu nichtig, um nacherzählt zu werden. Die "Sinnfragen", die der Erzähler jeweils daran anknüpft aber scheinen Scheer inspirierend, auch wenn im Buch die Antwort stets auf sich warten lässt. Da plaudert der Murakami-Erzähler mit einem Schimpansen über Semiotik, da steht er ein anderes Mal vor der Sackgasse einer Einladung. Und immer staunt Scheer über das Unbegreifliche des Lebens und Älterwerdens, über Murakamis schlichte sprachliche Eleganz und seinen Fabulierfuror.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.01.2021

Rezensent Alex Rühle empfiehlt Haruki Murakamis Erzählungen Menschen, die sich damit abfinden können, das in jedem der Texte eine unerhörte Begebenheit geschieht, der Leser noch staunt, und dann schon die nächste Geschichte beginnt. Das ist kunstvoll, betont Rühle, wer aber Murakami a la longue erleben möchte, sollte besser zu den Romanen greifen, meint Rühle. Allen anderen bietet der Band laut Rezensent lauter typische Murakami-Momente, in denen das Wunderliche Teil der Normalität wird, meist schneller als der Leser denken kann, und Fiktion und Realität miteinander verschmelzen. Für Rühle entwickeln die Texte enormen Sog und zeugen ein ums andere Mal von der riesigen imaginären Kraft des Autors.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.01.2021

Rezensent Burkhard Müller verlässt sich blind auf die Übersetzung von Ursula Gräfe bei diesen Erzählungen von Haruki Murakami. Murakamis schlichte, starke Sprache ist bei ihr gut aufgehoben, findet er. Die versammelten Texte über alleinstehende junge Herren ohne besondere Eigenschaften oder Ziele, die der Autor mit komischen, traurigen, jedenfalls merkwürdigen Begegnungen und Begebenheiten beschenkt, verblüffen Müller sämtlich durch unerwartete Wendungen, Humor und eine gewisse Rätselhaftigkeit. Dass sich der Autor mit Erklärungen nicht abgibt, dafür aber mit Empathie für seine Figuren umso mehr, gefällt Müller, sogar bei den schwächeren Texten im Band, die beim Leser laut Rezensent ein Interesse für Baseball bzw. Bossa nova voraussetzen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 27.01.2021

Rezensentin Gisa Funck schätzt Haruki Murakamis Lebenserinnerungen für ihre originelle Behandlung von Wahrheit und Dichtung. Dass dieser Autor zur poetischen statt zur faktischen Wahrheit neigt, weiß Funck schon. Wenn Murakami bzw. sein höchst unzuverlässiger Erzähler episodisch auf sein Leben zurückblickt, auf seine Musik- und Sportbegeisterung, auf blitzartige Begegnungen und Epiphanien, wenn dann alles ganz anders als gedacht kommt, ist Funck zwar dank obiger Gründe nicht unbedingt überrascht, aber dafür umso mehr entzückt über dies unterhaltsame literarische Vexierspiel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.01.2021

Rezensent Martin Oehlen schätzt das Uneindeutige an diesen Storys von Haruki Murakami. Wie der Autor das Merkwürdige im Normalen ausmacht, seine Figuren mit Unerwartetem, ja Unverständlichem konfrontiert und sie und den Leser damit alleine lässt, gefällt Oehlen gut. Ob es nun autobiografisch zugeht, wie in einer Geschichte über Baseball, oder Murakami seinen Erzähler mit einem Affen über Klassik plaudern lässt - stets spürt Oehlen die atmosphärische Dichte und eine Melancholie unter der es gärt. Die Übersetzung von Ursula Gräfe scheint ihm souverän wie gewohnt.
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