Heinz Bude

Abschied von den Boomern

Cover: Abschied von den Boomern
Carl Hanser Verlag, München 2024
ISBN 9783446279865
Gebunden, 144 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Die Boomer nehmen Abschied. Wer zwischen 1955 und 1970 in der Zeit der geburtenstarken Jahrgänge zur Welt gekommen ist, hat den Ruhestand erreicht oder zählt zu den Älteren, die nach und nach ihre Posten freimachen. Die Boomer verbindet das Gefühl, dass es zu viele von ihnen gibt, das spürten sie schon in überfüllten Klassenzimmern und später auf dem Arbeitsmarkt. Daraus resultierte eine Haltung der Skepsis, und die Erfahrung von AIDS und Tschernobyl hat sie in einer entscheidenden Phase ihrer Biografie gelehrt, dass nichts gesichert und gar nichts garantiert ist. Heinz Bude, ein früher Boomer, beschreibt, wie sich mit dieser Generation auch ein Lebensgefühl verabschiedet, das unsere Gesellschaft über Jahrzehnte geprägt hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.02.2024

Durchaus skeptisch liest Rezensent Stefan Reinecke Heinz Budes Buch über die Boomer, zumindest solange, wie er es an wissenschaftlichen Standards misst. Denn Budes Buch exemplifiziert, meint Reinecke, gleich mehrere Probleme des Genres Generationenporträt: es nimmt das eigene Milieu fürs Ganze, wodurch soziale Differenzen unter den Tisch fallen, und außerdem fehlt die Distanz, weil Bude selbst Boomer ist. Reinecke hegt Zweifel daran, ob "Generation" überhaupt eine sinnvolle soziologische Kategorie ist. Zum Anlass, Geschichten über die Gesellschaft zu erzählen, taugt der Begriff allerdings durchaus, fährt er fort, und soweit sich Bude darauf beschränkt, im Plauderton einen Erfahrungsraum zu eröffnen, liest er das Buch gerne. Außerdem freut er sich darüber, dass nicht nur Westmänner, sondern auch -Frauen sowie Ost-Boomer vorkommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2024

Rezensentin Sonja Asal liest in Heinz Budes Essay allerhand Wissenswertes über die Boomer-Generation. Budes Generationen-Reihe sieht sie mit dem Buch überzeugend weitergeführt. Und jetzt die Boomer. Bei Bude geben sie gar kein so schlechtes Bild ab, findet Asal: Gut ausgebildet, politisiert bis hinter die Ohren, aber auch geprägt von Kulenkampff und Co., schaffen sie heterogene Freiräume und bleiben skeptisch. Budes assoziatives Vorgehen, seine soziologischen Befunde und die Parallelisierung der entsprechenden DDR-Generation eröffnen Asal ein vielschichtiges Porträt. Für Reue-Forderungen sieht Bude kein Anlass, meint Asal.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.01.2024

Ein wichtiges Thema behandelt Heinz Budes Buch, so Rezensent Martin Hubert. Der Soziologe schreibt darin nicht zuletzt über sich selbst, meint Hubert, denn der Soziologe Bude ist selbst Angehöriger der Generation der Boomer, mit der er sich hier beschäftigt. Und war nicht systematisch, erläutert Hobert, sondern in einem essayistischen, erzählerischen Stil. Unter anderem geht es, ist zu lesen, um die Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs, die die Generation noch mitbekommt, um Brandt, die RAF und die Wiedervereinigung. Zwei Tendenzen macht Bude laut Hubert aus: einerseits seien die Boomer Pragmatiker und Skeptiker, die den Versprechungen des Kapitalismus nicht bedingungslos glauben; andererseits seien sie Neuem gegenüber aufgeschlossen. Auch die DDR-Boomer werden Thema, fährt der Rezensent fort, der sich insgesamt etwas mehr Nuancen zum Beispiel hinsichtlich der politischen Wirkungsmacht der Boomer gewünscht hätte. Dennoch das lesenwerte Porträt einer schwer greifbaren Generation, so das Fazit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.01.2024

Rezensent Gustav Seibt erkennt: Die Boomer haben noch ihre ökologische Verwüstung abzuarbeiten. Wenn Heinz Bude sich den Boomern widmet, die langsam in die Jahre kommen, erfährt Seibt nicht nur von Erlebnissen in Cordhosen und Nickis, sondern auch vom Aufwachsen mit RAF, Brandt und Musikkassette. Dass Budes Sammlung von Boomer-Erfahrungen sich vor allem auf den Berliner Dunstkreis beschränkt, findet er allerdings schade. Auch auf die Unis in Bochum, Bielefeld und Konstanz lohnte sich diesbezüglich ein Blick, meint er. Boomer-Literatur kommt im Band auch etwas kurz, so Seibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.01.2024

Ein weiteres Buch über Boomer, muss das sein? Ja, findet Rezensent Alexander Cammann, zumindest wenn es von einem klugen Soziologen wie Heinz Bude geschrieben wird. Budes besondere Spezialität war schon immer das Generationenporträt, erläutert Cammann, und nach den Flakhelfern, den 68ern und der Generation Berlin sind nun eben die Boomer dran, zu denen Bude außerdem selbst gehört. Cammann hält das auch deshalb für zeitgemäß, weil sowohl Angela Merkel als auch Olaf Scholz Boomer sind, und so liest er sich mit Interesse durch Budes Boomer-Reflexion, die nicht auf Großtheorien setzt, sondern auf Erzählungen und Objekte. Schmelzkäseecken kommen vor und auch die Beatles, erfahren wir, Anti-AKW-Proteste sowie die Erkenntnis, dass es keine Sicherheiten gibt. Außerdem geht es um das Selbstverständnis von Boomerfrauen und um DDR-Boomer, zählt Cammann auf. Ob die Geschichte der Boomer wirklich schon auserzählt ist, wie der Titel suggeriert: da ist Cammann skeptisch, mit den Boomern wird in seinen Augen noch eine Weile zu rechnen sein.