Helen Garner

Das Zimmer

Roman
Cover: Das Zimmer
Berlin Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783827008336
Gebunden, 173 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Nora Matocza und Gerhard Falkner. An alles hat Helen gedacht. Das Bett ist auf Nord-Süd-Achse gebracht, dem positiven Energiefluss des Planeten folgend. Die Bettwäsche ist von einem Rosa, das auch bleicher Haut schmeichelt, der alte Teppich mit den gefährlichen Fußangeln ist ausgetauscht, eine vegetarische Suppe köchelt auf dem Herd. Für drei Wochen will Nicola bei ihrer Freundin in Melbourne wohnen, um sich einer alternativen Krebstherapie zu unterziehen; das Zimmer steht bereit. Und doch trifft es Helen unvorbereitet - wie desolat Nicolas Zustand ist, wie kräftezehrend ihre Pflege, wie barbarisch die Bedingungen jener obskuren Therapie, wie wundergläubig ihre todkranke Freundin ist und vor allem, mit welch hilflosem, unbändigen Zorn sie selbst auf all dies reagiert. Helen Garner beschreibt eine Situation, wie sie unerträglicher nicht sein könnte. Doch sie setzt der hoffnungslosen Überforderung, die das Leben oftmals für den Menschen bereit hält, ein Maß an Menschlichkeit und Witz entgegen, die "Das Zimmer" zu einer tröstlichen Lektüre machen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2009

Rezensentin Angela Schader lässt sich von einem glatten, freundlichen Romananfang nicht abschrecken und entdeckt so eine packende, aufrüttelnde Geschichte darüber, wie "Güte" in Aggression umschlägt. Es geht um Helen, die ihrer todkranken Freundin Nicole nicht nur ein Gastbett für die Dauer einer alternativen, wenn auch völlig hoffnungslosen Therapie bereitet, erklärt die Rezensentin. Besonders faszinierend findet sie die "seltsame Osmose", die zwischen der Gastgeberin und ihrer Freundin stattfindet, in deren Verlauf Helen alles vom "verbissenen Optimismus" Verdrängte Nicoles in sich selbst wieder findet, was sich schließlich gegen die Kranke wendet. Vielleicht ist es ein bisschen schade, dass die australische Autorin dies rasch wieder in Versöhnung und Trost münden lässt, andererseits kommt es Schader aber auch realistisch vor, dass es sich so abgespielt hat. Der Roman hat nämlich autobiografische Wurzeln, wie die Rezensentin mitteilt, und so findet sie es sehr imponierend, wie es Garner gelingt, diese quälende Geschichte in Literatur zu verwandeln, und sich dabei selbst derart schonungslos ins Gesicht zu blicken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.02.2009

Die unguten Ahnungen, die der Klappentext bei der Rezensentin auslöst, werden nicht bestätigt. Kein Buch über das Elend des Sterbens hat Lena Bopp da gelesen, sondern die fesselnde Geschichte einer Freundschaft, die den Tod nicht aufhalten, aber erlebbar machen kann. Die Art, wie die Erzählerin ihre krebskranke Freundin begleitet, vermittelt Bopp die Bedeutung des scheinbar Bedeutungslosen. Dass Helen Garner darüber hinaus zwei Frauen im Rentenalter als Heldinnen wählt, macht das Buch für die Rezensentin zu einer Ausnahmeerscheinung.
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