Igort

Berichte aus der Ukraine

Tagebuch einer Invasion
Cover: Berichte aus der Ukraine
Reprodukt Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783956403576
Kartoniert, 200 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Myriam Alfano. Dieser Live-Bericht über den gegenwärtigen russisch-ukrainischen Krieg legt durch die lebendige Stimme von Zivilisten Tag für Tag Zeugnis ab vom Leben unter Bombardements in belagerten Städten. Igort berichtet von einer Invasion, dem scheinbar unaufhaltsamen Verlauf eines Bruderkriegs. Über den ukrainische Widerstand, die militärische Überlegenheit Russlands, die Entschlossenheit eines Volkes, das leidet, aber nicht aufgibt. Hoffnung, Enttäuschung, Stolz und Solidarität bilden die dramatische und emotionale Struktur dieses zweiten Bandes seiner "Berichte aus der Ukraine", der in Teilen in der Kulturbeilage der La Repubblica vorveröffentlicht wurde. Igort lebte über zwei Jahre lang in der Ukraine. Nachdem er die Wurzeln dieses Konflikts in seinen ersten "Berichten aus der Ukraine" beschrieben hatte, kehrte er zurück, um denjenigen eine Stimme zu geben, die normalerweise ungehört bleiben: den einfachen Menschen, die unter diesem sinnlosen und brutalen Krieg leiden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.06.2023

Rezensent Ralph Trommer ist gefesselt von Igorts neuem Comicband. Der italienische Zeichner, der Anfang der 2000er Jahre selbst zwei Jahre in der Ukraine lebte und mit einer Ukrainerin verheiratet ist, versammelt hier Einzelschicksaale aus dem ukrainischen Kriegsalltag. So geht es etwa um die flüchtende Tetiana, die sich mit ihren Kindern durch die nächtliche Steppe schlägt, oder um eine alte Frau, die zwar ihre Söhne, aber nicht sich selbst im Keller versteckt. Auch, dass nicht alle Russen die Aggression gegen die Ukraine unterstützten, zeige Igort anhand der Figur eines russischen Soldaten auf, der seinen Dienst aufgibt und daraufhin ermordet wird. Dabei merkt der Kritiker den Darstellungen positiv an, dass sie auf Transkriptionen von Telefonaten des Zeichners mit Freunden und Verwandten seiner Ehefrau aus dem Kriegsgebiet basieren. Trotz tiefer Kenntnis und der Einbeziehung symbolträchtiger Orte gelinge Igort aber eine "subtile" und "behutsame", wenn auch düstere Darstellung des Landes, die den Betrachter gefangen nimmt, lobt Trommer.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.06.2023

Rezensentin Sonja Zekri weiß, dass Igort, der Autor dieser Graphic Novel, zwei Jahre in der Ukraine verbracht hat, doch den Krieg, den Russland vor einem Jahr begann, hat er nicht vor Ort erlebt, sondern aus den Medien verfolgt, wie ihr schnell bewusst wirf. Zekri fällt auf, dass sich die Zeichnungen stark an die Nachrichten- oder Internet-Bilder anlehnen, Igort es aber durch seine Texte so wirken lassen will, als sei er selber vor Ort gewesen. Dies wirke nicht authentisch, findet Zekri, sondern "anmaßend". Auch moniert sie einige historische Fehler, etwa in Bezug auf den Holodomor oder den Nationalistenführer Stephan Bandera. Auch wenn die Rezensentin Igort für die Zeichnungen an sich durchaus lobt, aber das tröstet sie nicht über ihre mangelnde Authentizität hinweg.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.04.2023

Ein Tagebuch des "wachsenden Entsetzens", aber auch des erstarkenden Widerstandes liest Rezensent Andreas Platthaus mit dem journalistischen Comic des italienischen Zeichners Igort, in dem dieser die Schrecken des Ukrainekriegs verarbeitet. Schon im Oktober wurde es in Italien veröffentlicht, so der Rezensent beeindruckt vom Tempo Igorts, ist der Comic nun in "sorgfältiger" Übersetzung von Myriam Alfano in Deutschland erschienen. Der Künstler dokumentiert die Erfahrungen von Bekannten in der Ukraine oder Geflüchteten, meistens in Einzelillustrationen, die gegenüber den klassischen Comicsequenzen in mehreren Bildern dominieren, so Platthaus. Der Comic muss keine "Ausstellung von Grausamkeit" betreiben, um eindrücklich zu sein, lernt der Kritiker, das Entsetzen sieht er in den Gesichtern der Figuren.
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