Jahrbuch für klinische Psychoanalyse. Band 1

Perversion
Cover: Jahrbuch für klinische Psychoanalyse. Band 1
edition diskord, Tübingen 1998
ISBN 9783892956402
Gebunden, 287 Seiten, 28,63 EUR

Klappentext

Herausgegeben von André Michels, Peter Müller, Achim Perner, Claus-Dieter Rath. Viele Psychoanalytiker beklagen zurecht, dass in den einschlägigen Zeitschriften explizit klinische Beiträge nur selten zu finden sind. Die Vermittlung der psychoanalytischen Theorie mit der klinischen Erfahrung hat damit keinen Ort. Dieser Mangel ist umso schwerwiegender, als die analytische Theorie kein abgeschlossenes System ist und die Symptombilder, denen Analytiker in ihrer Praxis begegnen, sich seit den Tagen Freuds bedeutend verändert haben: Franz Kafkas "Brief an den Vater", in dem sich das Leid einer Epoche ausdrückte, wird heute wohl nur noch einzelnen aus der Seele sprechen. Es scheint, dass sich mit dem Erziehungsstil und den Lebensweisen auch die Schwierigkeiten grundlegend gewandelt haben, derentwegen heute jemand Hilfe sucht. So stellen Magersucht und narzisstische Störungen, diffuse Ängste und Somatologien, Grenzfälle und Perversionen neue technische und theoretische Probleme der analytischen Praxis dar. Das "Jahrbuch für klinische Psychoanalyse" will diese Schwierigkeiten aufgreifen. Jeder Band wird einen thematischen Schwerpunkt haben und dazu Beiträge versammeln, die in einem weit gefassten Verständnis des Begriffs der analytischen Klinik den heute drängenden Fragen und Problemen der analytischen Praxis nachgehen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2000

Hans-Dieter Gondek führt in verschiedenen Variationen vor, was das kleine Wörtchen "klinisch" alles bedeuten kann: zunächst einmal, so hält er fest, bedeutet es keineswegs langweilige oder langatmige Texte. Klinisch bedeute für die Autoren der beiden Bände "Perversion" und "Das Symptom" (ein dritter zum Thema "Angst" ist in Vorbereitung) "Rückbesinnung auf das Analytische der Psychoanalyse", also Rückbesinnung auf die Beobachtung, die Beschreibung, die Lehre. Die Beiträge zeigten, wie fruchtbar sich mit Freudscher und Lacanscher Theorie in der Praxis arbeiten lässt. Gerade in Bezug auf Lacan eröffneten sich neue Sichtweisen und Interpretationsmöglichkeiten: manche bislang schwer verständlichen Begriffe erhellten sich plötzlich durch praktischen Bezug. Das Spektrum der Beiträge sei weitreichend (bis hin zu Analysen der Schriften Mishimas, Gides oder Genets), außerdem enthielten sie dankenswerterweise ganze Kapitel aus bislang nicht übersetzten Büchern (Gondek erwähnt Hector Braunstein), denen hier sonst keine Marktchance eingeräumt werde.
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