Jörg Gläscher

Twelve Waves / Zwölf Wellen

Cover: Twelve Waves / Zwölf Wellen
Hartmann Projects, Stuttgart 2023
ISBN 9783960701019
Kartoniert, 24 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Deutsch/Englisch. Mit 12 doppelseitigen Abbildungen, einem Interview zwischen Jörg Gläscher und Ute Thon und einem Text von Markus Runte. Zwölf Wellen - der schlichte Titel gibt einen Hinweis auf die Anzahl, nicht jedoch auf die Art der Wellen, die Jörg Gläscher mit diesem Buch vorstellt.
 Physikalisch gesehen ist eine Welle, eine sich räumlich ausbreitende periodische Schwingung, oder eine Störung des Gleichgewichtszustandes. Gläschers "Wellen" sind das Gegenteil dieser Definition. Sie sind mit Bruch- und Fundholz kreierte "stehende" Wellen, im Wald gebaute Skulpturen. Diese hölzernen Wellen sind Ausdruck und Ergebnis der langen Phasen ungewohnter verordneter Stille, des Nachdenkens, des Zweifels und der Unsicherheit seit der ersten Coronawelle im Jahr 2019. Der Wald war für Jörg Gläscher in dieser Zeit ein Rückzugsort und aus der Erfahrung und Auseinandersetzung mit der Natur entstanden Ideen, die sich von der dokumentarischen Fotografie, in der Gläscher bis dahin arbeitete, entfernten und die am Ende zu den zwölf Wellen dieses Buches führten.
 Er erweitert mit diesen Arbeiten das Medium der Fotografie, verlässt es aber nicht ganz - dokumentiert er seine Skulpturen doch mit Fotografien, die die einsame Stimmung der Wälder mit den dynamischen Wellenformationen kontrastieren und die Wellen erst in Ihrer ganzen Wucht und Rätselhaftigkeit sichtbar machen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.12.2023

Rezensent Frank Dietschreit bespricht zwei Fotobände, die er über den Begriff der Hingabe miteinander verbindet. Für "Twelve Waves" hat sich der Fotograf Jörg Glätscher, der für seine Arbeit normalerweise die Welt bereist, zu Pandemiezeiten in den deutschen Wald begeben und dort aus vorgefundenen Ästen und totem Holz hingebungsvoll Wellenformationen nachgebaut, die er dann fotografierte, erklärt Dietschreit. Gesägt oder geschnitten werde dabei nichts, sondern nur angeordnet. Anders als bei "Land Art" wie von Richard Long oder Andy Goldworthy sei das Besondere hier aber, dass die Formationen nicht als Skulpturen bestehen bleiben, sondern nur auf den Moment des Fotografiert-Werdens hin ausgerichtet sind, der etwa den wellenartigen Glanz eines nassen Astes in einem bestimmten Licht festhält, wie Dietschreit erklärt. Einen andere Form bzw. viele andere Formen der Hingabe werden dem Kritiker in den Fotografien in Steve McCurrys "Devotion" vor Augen geführt: In Indien ein Arzt, der ein Baby zu retten versucht, in ihrer Tätigkeit versunkene Tänzer oder Musiker in Kroatien oder Paris, ein Betender auf den Gleisen vor Auschwitz und viele mehr - verschiedene Formen der Hingabe an eine "Aufgabe", die McCurry eindrucksvoll auffächert, vermittelt Dietschreit.