Johanna Seebauer

Nincshof

Roman
Cover: Nincshof
DuMont Verlag, Köln 2023
ISBN 9783832168209
Gebunden, 368 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Nincshof, ein kleines Dorf an der österreichisch-ungarischen Grenze, soll vergessen werden. So der Plan dreier Männer, die sich "die Oblivisten" nennen und raus wollen aus der hektischen Zeit. Wenn niemand mehr von ihnen weiß, können sie und das ganze Dorf in Freiheit und Ruhe leben. Laut Legende ist das in Nincshof schon einmal so gewesen. Ausgerechnet die alte Erna Rohdiebl soll dabei helfen, dass dieses Vorhaben gelingt, denn die drei Männer glauben, dass die alte Frau die Freiheit im Blut hat und daher genau die Richtige für ihre Bewegung ist. Erna Rohdiebl wiederum hat in ihrem langen Leben selten Dümmeres als die Idee zu verschwinden gehört, aber ihre Neugierde siegt. Abend für Abend poltern die Oblivisten an ihre Eckbank und plotten bei Speckbroten und Pusztafeigenschnaps ihr Verschwinden. Alles scheint nach Plan zu verlaufen. Wenn da nicht die Neuen aus der Stadt wären. Ein turbulenter Sommer nimmt seinen Lauf...

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.07.2023

Ein "ironisch-liebenswertes Bild" zeichnet Johanna Seebauer in ihrem Debütroman von einem kleinen Dorf, das nur in Ruhe gelassen und Vergessen werden will, schreibt Rezensentin Irene Binal. Die "Oblivisten" im Dorf, drei Männer unterschiedlichen Alters, wollen Nincshof von der Landkarte verschwinden lassen und löschen Interneteinträge und entfernen Wegweiser, weihen aber auch die achtzigjährige Protagonistin Erna ein, die den Verschwörern behilflich ist, referiert Binal. Gleichzeitig, erfahren wir, zieht ein Paar aus Wien in das Dorf und will die Geschichte des Ortes erforschen und bekannt machen, was die Oblivisten versuchen zu verhindern. Die Rezensentin liest das Buch als Seebauers Hommage an ihre Kindheit und das Burgenland. Die Verflechtung von "Fantasie und Wirklichkeit" gefällt der Rezensentin, die mit dem Kampf gegen ständige mediale Sichtbarkeit und mit der "Sehnsucht nach Ruhe" sympathisiert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 20.07.2023

Als "verträumtes Märchen" liest Kritiker Cornelius Wüllenkemper Johanna Sebauers Debütroman über ein Dorf, das am liebsten aus den Augen der Öffentlichkeit verschwinden und für sich bleiben möchte. Nincshof, auf ungarisch heißt das "Hof, den es nicht gibt", will nicht mehr Teil der Moderne sein, dafür setzt sich besonders die Gruppe der Oblivisten ein, die das Dorf zurück in einen Zustand der Nicht-Erreichbarkeit bringen will, erzählt Wüllenkemper. Doch dann kommt eine überspannte Dokumentarfilmerin aus der Hauptstadt in Nincshof an und sorgt für Konfliktpotential, das der Rezensent hier vergleichsweise unpolitisch liest, manchmal fast verkitscht, aber das verzeiht er dem Roman gerne und empfiehlt ihn abschließend als Geschichte der verträumten Weltfremdheit.