Jostein Gaarder

Genau richtig

Die kurze Geschichte einer langen Nacht. Roman
Cover: Genau richtig
Carl Hanser Verlag, München 2019
ISBN 9783446263673
Gebunden, 128 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Albert hat eine schlimme Diagnose von seiner Ärztin und ehemaligen Geliebten erhalten. Während seine Frau Eirin auf einem Kongress ist, fährt er allein in die einsame Ferienhütte an einem Waldsee: Soll er sein Leben selbst beenden, bevor es die tödliche Krankheit tut? Um mit sich selbst ins Reine zu kommen, schreibt er in das Hüttenbuch. Er erzählt, wie er Eirin kennenlernte und wie sie als jung Verliebte in das Märchenhaus einbrachen, das sie später gekauft haben. Wie seine Ehe zu kriseln begann, welche Rolle Sohn und Enkelin für ihn spielen und von seiner Begeisterung für die Astrophysik. Es wird eine lange Nacht, bis irgendwann ein Boot ruderlos auf dem See treibt und ein Fremder erscheint.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2019

Rezensent Burkhard Müller kann nicht allzu viel anfangen mit dem neuen Buch von Jostein Gaarder. Der Geschichte um einen verheirateten Englisch- und Geschichtslehrer in seinen Sechzigern, der plötzlich mit der Diagnose ALS konfrontiert wird und sich zum Sterben auf eine Hütte in den Bergen Norwegens zurückzieht, attestiert der Kritiker zwar durchaus "novellistische Qualitäten". Vor allem wenn Gaarder den Todestraum seines Helden schildert, spürt Müller einige Beklemmung. Dann aber entscheidet sich der Autor leider, in Form eines Essays die Wahrheit über das Leben und Sterben erkunden zu wollen, seufzt der Rezensent, der Gaarder in Folge ziemlich missmutig durch die physischen und chemischen Bedingungen des Lebens folgt. Müllers abschließendes Urteil: "Edelkitsch".
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.07.2019

Rezensentin Änne Seidel hat Jostein Gaarders neuen Roman zwar gern gelesen, aber auch schnell wieder vergessen. Das liegt einerseits an Gaarders Fähigkeit, komplexe philosophische Fragen, hier: zum Wesen der Zeit, leicht anzugehen, andererseits am Mangel an Tiefe, wenn der Text existenzielle Themen angeht, denkt sie sich. Dass der Leser für den Protagonisten, der mit einer schweren Diagnose konfrontiert, sein Leben und Lieben rekapituliert, kaum Mitgefühl entwickelt, liegt laut Rezensentin möglicherweise auch an den für die Handlung nicht zwingend notwendigen Exkursen. Sie bringen Seidel aus dem Tritt. Die Geschichte "franst aus", und die anfängliche Spannung leidet, erklärt sie.