Joyce Carol Oates

Babysitter

Roman
Cover: Babysitter
Ecco Verlag, Hamburg 2024
ISBN 9783753000831
Gebunden, 624 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Silvia Morawetz. Detroit, in den späten 1970ern: Hannah, Ehefrau und Mutter, beginnt eine Affäre mit einem gefährlichen Fremden; Mikey, der sich mit zwielichtigen Aufträgen durchschlägt, beschließt, sich endlich seiner traumatischen Vergangenheit zu stellen; und dann ist da dieser Serienkiller, der als Mörder kleiner Kinder unter dem Namen Babysitter Berühmtheit erlangt - eine rätselhafte Figur mit augenscheinlichen Verbindungen zur Elite Detroits, der jedoch bisher jeglicher Vergeltung entkam.Während Hannah dem Mann, den sie nur unter dem Namen Y. K. kennt, zunehmend verfällt, scheint auch der Babysitter immer näher zu kommen. Und erneut verschwindet ein Kind direkt aus Hannahs Nachbarschaft.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.04.2024

Einiges über "die Bedingungen von Gewalt" lernt Rezensentin Sonja Hartl bei Joyce Carol Oates, deren Roman 1977 in Detroit spielt und von einem Kinder tötenden Serienmörder ausgeht, den es wirklich gegeben hat, der aber nie gefasst wurde. Hannah Jarrett, Oates Protagonistin, wird in einem Hotel von einem Mann vergewaltigt, den sie zuvor flüchtig bei einer Wohltätigkeitsgala kennengelernt hatte. Das deutet sie um in eine geheimnisvolle Affäre, um sich diesen Gewaltakt und die weiteren, die folgen, selbst nicht eingestehen zu müssen, erfahren wir. Oates schildert in einem anregenden Perspektivenwechsel zwischen Hannah und ermordeten Kindern, wie es zu Gewalt kommt und erschafft dabei eine unheimlich-bedrohliche Atmosphäre, die den finalen Erklärungsversuch für das Verhalten des Vergewaltigers gar nicht gebraucht hätte, so Hartl, die den Roman als "packende Studie von Angst und Gewalt" lobt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 21.03.2024

Rezensentin Undine Fuchs ist enorm beeindruckt von diesem Roman, dem sie eine lange Kritik widmet. Joyce Carol Oates erzählt die Geschichte Hannahs, einer angepassten gelangweilten Ehefrau und Mutter, die sich in einen Mann verliebt, der sie misshandelt und vergewaltigt. Das Beeindruckende daran ist für die Kritikerin vor allem, wie Joyce es schafft, die Brutalität fast unerträglich detailliert zu schildern, ohne die Grenze zum Voyeurismus zu überschreiten. Das, erklärt die Rezensentin, liegt vor allem an der Realitätsverweigerung Hannahs, die so weit geht, dass sie zulässt, dass ein unschuldiger Schwarzer angeklagt wird. Dazwischen geschnitten ist immer wieder ein zweiter Erzählstrang über die realen Morde des "Oakland County Child Killers" Mitte der Siebziger. Oates Umgang mit der literarischen Überblendungstechnik ist meisterhaft, betont die Kritikerin, die auch die "brillante" Übersetzung von Silvia Morawetz lobt. Oates zeichnet kein harmonisches Bild der Gesellschaft und auch kein eindeutiges, erklärt Fuchs. Im Gegenteil: der Leser werde immer wieder verunsichert, wie er die Handlungen der Personen bewerten soll. Aber gerade das macht für die Rezensentin die Größe dieses Romans aus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2024

Von diesem Krimi von Joyce Carol Oates ist Rezensentin Susan Vahabzadeh voll und ganz überzeugt: Hannah ist 1977 fast 40, sie fühlt sich kaum als Frau gesehen, immer nur als Mutter oder Ehefrau. Sie lebt in Detroit, einer Stadt, die damals verzweifelt gegen ihren Untergang ankämpft. In einem Hotelzimmer wird sie vergewaltigt, erfahren wir, und trotzdem versucht sie sich in den Mann, der ihr das angetan hat, hineinzufühlen und muss mit den Brüchen in ihrem Leben und ihren Empfindungen umgehen lernen. Als zweite Perspektive widmet sich Oates noch Kindern, die zeitgleich einem Serienkiller zum Opfer fallen, der "Babysitter" genannt wird und den es wirklich gegeben hat, wie die Kritikerin erklärt. Es entspinnen sich Gedankenspiele und Überlegungen, die den Roman wahnsinnig plastisch wirken lassen, wie Vahabzadeh, die das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
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