Julia Kissina

Bubusch

Roman
Cover: Bubusch
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783751809443
Gebunden, 221 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Olga Kouvchinnikova und Ingolf Hoppmann. Im Berlin des technischen Fortschritts, in dem Skype, E-Mail und Textmessages den Alltag prägen, begegnen sich zwei ungleiche Figuren: der charismatische Schriftsteller Andy, der einen fatalen Hang zum Alkohol pflegt, und die geheimnisvolle Erzählerin dieser Geschichte, die er Bubusch nennt, "weil der Name ihm leicht über die Lippen kam". Schnell entspinnt sich zwischen den beiden eine Liebesbeziehung und gemeinsam ziehen sie nach San Francisco, das von Ex-Hippies, Beatniks und alternden Gangstern bevölkert ist. Doch statt dort eine Zukunft aufzubauen, hängt Andy an den Geistern der Vergangenheit, besonders der Mutter, die wie durch ein Wunder im Paris der NS-Besatzung überlebte. Geisterhaft begegnet sie ihm rauchend auf dem Dach, vergisst ihren Lippenstift im Bad und lauert am Kopfende seines Bettes. Seine zunehmende Zerrüttung lässt auch Bubusch nicht unberührt, sie wird zur Geisel von Andys Trauma und Wahnsinn. Als sie eines Tages die einsame Insel Alcatraz, das legendäre Gefängnis, erblickt, hat sie nur noch einen Wunsch: zu entkommen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.01.2024

Ein Kabinett menschlicher Kuriositäten, ein Zirkus der Versehrten ist Julia Kissinas "Bubusch", in dem die in der Ukraine geborene, in Berlin und den USA lebende Autorin von einer großen Liebe erzählt, leider mit einigen "dramaturgischen Schwächen", bemängelt Rezensent Jörg Plath. Eine Schriftstellerin und ein Schriftsteller - eine Sowjetfrau und ein US-amerikanischer Riese - eine Beschädigte und ein Versehrter - diese beiden verlieben sich ineinander, können bald nicht mehr ohne einander, sperren einander ein, füllen die Risse in ihrer Psyche mit dieser Liebe, was ja nur schief gehen kann, weiß Plath. Kissina erzählt die Geschichte dieser dringenden Liebe streckenweise mit viel Schwung und jenem Talent für die possenhafte Übertreibung, das man von ihr gewohnt ist. Nur leider droht ihre Erzählung vor allem im Mittelteil der "Liebesverblendung- und Verblödung anheimzufallen", seufzt der Kritiker. Was glaubhaft in Bezug auf die Figurenpsychologie ist, hat ästhetisch leider auf Dauer wenig Reiz, stellt der Rezensent fest. Wie gut, dass zwischendurch immer wieder neue Figuren auftreten, eine kruder als die andere, und etwas Luft in die abgestandene Erzählung dieser abgestandenen Beziehung bringen, so Plath.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.10.2023

Rezensentin Olga Hochweis ist von Julia Kissinas neuem Buch nicht überzeugt: "Zu viele Themen auf 200 Seiten" ist ihr Hauptkritikpunkt. Zentral ist eine merkwürdige Liebesgeschichte im Kalifornien der 10er Jahre, Bubusch und Andy, zwanzig Jahre älter als sie, treffen aufeinander, beide haben ihre (psychischen) Schwierigkeiten, heißt es bei Hochweis. Bubusch hat einen schizophrenen Sohn, Andys Mutter hat den Holocaust überlebt, ihre Lebensgeschichte durchkreuzt auf merkwürdige Art immer wieder die ihres Sohnes, so die Kritikerin, die darin abwechselnd "Humor und Horror" liest und vor allem immer wieder etwas pathetische Stellen über das Frau-Sein. Zu viel trifft hier für sie aufeinander, sowohl popkulturelle Elemente als auch die schreckliche Vergangenheit klingen immer wieder an, werden aber in der Kürze des Buches nicht richtig auserzählt, urteilt die wenig zufriedene Rezensentin.