Katharina Hacker

Die Gäste

Roman
Cover: Die Gäste
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2022
ISBN 9783103973372
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Der Rechtsanwalt Doktor Kowalk, der doch noch lebt, eröffnet Friederike das nachgetragene Erbe ihrer Großmutter: Ein Ladenlokal in Berlin unweit der Potsdamer Straße, in dem sich ein Café befindet. So kündigt Friederike mit fünfzig ihre Stelle am Institut für schwindende Idiome und übernimmt das Café. Von ihrem Vorgänger bleiben ihr die große Kasia, der Kioskbesitzer Herr Lehmann und Herr Palun, der Verkäufer, der fliegen kann. Unverdrossen übersteht sie die Kontrollen der Gesundheitsämter, die Anschläge von Heckenschützen, den schwarzen Regen, die Ausläufer der Pandemie. Auch wenn im Keller unter dem Tresen Ratten Szenen der jüngsten Geschichte oder des jüngsten Gerichts nachspielen, hält sie am Glück, anderen zu Diensten zu sein, fest. Es erscheint der wundersame Robert, und eines Tages wird zwischen den Gästen auch ihr verlorener Sohn Florian sein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.07.2022

Rezensent Nico Bleutge ist fasziniert von Katharina Hackers Roman, der zunächst eine eher unscheinbare Geschichte zu erzählen scheint, von einer Frau in naher Zukunft, die ein Cafe erbt und es sich zur Aufgabe macht, es wieder flott zu machen. Da kommen originelle Figuren vor und ein Idyll scheint sich zu entwickeln, so Bleutge. Doch da ist noch die konjunktivische, "achtsame" Art und Weise, wie Hacker erzählt bzw. ihre Protagonistin erzählen lässt, meint er. Laut Rezensent öffnet diese Erzählweise "Möglichkeitsräume" jenseits des realen Geschehens. Tiere beginnen zu sprechen, Menschen verwandeln sich in andere Menschen, erklärt er. Auch wenn Hacker gegen Ende des Buches mal "gefühlig" wird, das Fantastische hat hier für Bleutge entschieden etwas Hoffnungsvolles.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.05.2022

Rezensentin Judith von Sternburg empfiehlt Katharina Hackers märchenhaften Roman als Handreichung zum Weiterleben nach beziehungsweise mit der Pandemie. Wie das gehen könnte, vermittelt die Erzählerin, die von der Akademikerin zur Café-Besitzerin wird, laut Sternburg zwar auf nicht unbedingt verlässliche Weise, aber dafür ohne Zynismus oder Zorn, eher mit einer sanften Melancholie und mit Herz. Skurrile Gäste, wackelige Zustände, damit muss der Leser sich abfinden, meint Sternburg, doch allzu schwer sollte ihm das nicht fallen, glaubt sie, mit diesem Buch, der auch ein Liebesroman ist und eine kleine Utopie, wie die Rezensentin gerührt feststellt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.03.2022

Rezensent Burkhard Müller ist voller Bewunderung für diesen Roman. Eigentlich passiert nicht viel: Friederike arbeitet am "Institut für schwindende Idiome", als sie in Berlin-Schöneberg ein Café erbt. Von da an dreht sich ihr Leben um eben dieses Café, seine Besucher, den Hund Pollux, den sie miterbt, und die Polin Kasia, die mithilft. Hacker guckt so neugierig wie die frischgebackene Café-Besitzerin auf jeden eintretenden Kunden, lobt Müller. Etwas märchenhaftes bekommt die Geschichte für ihn dadurch, dass die Tiere im Roman ebenso Protagonisten sind wie Menschen - Hunde reden, Ratten tragen Sonnenbrillen. Das ist nie einfältig oder naiv, versichert der angetane Rezensent, sondern in seiner knappen Sprache von "unverbrauchtem Charme".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.03.2022

Rezensentin Meike Feßmann kann nicht allzu viel anfangen mit Katharina Hackers Roman über eine Frau, die ihr Erbe dazu verwendet ein kleines Cafe zu kaufen, und das mitten in der Pandemie. Allzu niedlich ist Feßmann die entfaltete märchenhafte Cafe-Welt voll literarischer Bezüge von Kafka bis Brüder Grimm, mit menschengleichen Tieren und Menschen voller "Pandemie-Ängste". Ein "Verniedlichungsfeldzug" gegen Corona, ein bisschen rätselhaft, ein bisschen ohne Ziel, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.02.2022

Rezensent Helmut Böttiger staunt über den "literarischen Balanceakt" und über die ganz eigene Stimmung in Katharina Hackers Roman. In einem wenige Jahre in die Zukunft verlegten Berlin, in dem es nicht mehr so viele Menschen, dafür mehr Viren, wilde Tiere und Drohnen gibt, erbt die Protagonistin Friederike ein Café von ihrer Großmutter, in dem sich dann allerlei sonderbare Zeitgenossen einfinden: einsame Jugendliche, ein alter Liebhaber von Friederike, ein fragwürdiger Geschäftsmann. Wie die Autorin dabei realistische mit fantastischen und horrorartigen Aspekten mischt - Ratten geben hier bizarre Tanzaufführungen, besagter Geschäftsmann wird mit blutigen Innereien beworfen - erzeugt für den Kritiker einen eigenwilligen Sog; er spricht von einer "elektrisierenden Mischung" aus dem unheimlichen Setting und dem "taugenichtshaft Verträumten" der Ereignisse. Ein Roman, der durch seine "Entrücktheit" besticht und einiges offen lässt, findet Böttiger.
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