Liquid Center

Wir kommen

Kollektivroman
Cover: Wir kommen
DuMont Verlag, Köln 2024
ISBN 9783832168339
Gebunden, 208 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Was passiert, wenn 18 Autor*innen aus mehreren Generationen sich gemeinsam über Sexualität und Begehren austauschen? Was, wenn sie dabei anonym bleiben? In einem einzigartigen Experiment verbindet 'WIR KOMMEN' die Stimmen von Autor*innen verschiedener Identitäten und Herkünfte zu einem kollektiven Roman. Wir halten uns für aufgeklärt, offen und frei, doch wenn es um die eigene Lust geht, verstummen besonders Frauen und nicht-männlich gelesene Personen sehr schnell. Zu schambesetzt, zu potenziell gefährlich scheint das Thema. Dies gilt vor allem für nicht mehr junge Frauen. Die Mitglieder der Gruppe LIQUID CENTER setzen dieser Sprachlosigkeit den Kollektivroman WIR KOMMEN entgegen. Sie haben 15 Autor*innen verschiedenen Alters eingeladen, sich im Schutz der Anonymität schreibend zusammen mit ihnen über die Ausdrucksformen weiblichen Begehrens auszutauschen. So ist ein einzigartiger Kollektivroman entstanden, der gesellschaftlich verdrängte Facetten weiblicher und queerer Sexualität sichtbar macht. Die Autor*innen: Lene Albrecht · Ulrike Draesner · Sirka Elspaß · Erica Fischer · Olga Grjasnowa · Simoné Goldschmidt-Lechner (sgl) · Verena Güntner · Elisabeth R. Hager · Kim de l'Horizon · I.V. Nuss · Maxi Obexer · Yade Yasemin Önder · Caca Savić · Sabine Scholl · Clara Umbach · Julia Wolf · und zwei Autor*innen, die anonym bleiben wollen

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.03.2024

Rezensentin Hannah Lühmann hat zunächst so ihre Vorbehalte gegen diesen "Roman" - von weiblicher Lust erzählt er - also noch mehr Feminismus und Genderdebatte zwischen all den literarischen Beiträgen über kritische Männlichkeit, Me Too und Care-Arbeit. Und dann auch noch ein "Kollektivroman" - da denkt die Rezensentin direkt an ambitionierte Schreib-Projekte von Drittsemestern, die gerade Derrida entdeckt haben. Umso bemerkenswerter, dass es den Schreibenden in "Wir kommen" dennoch gelingt, Lühmanns Interesse zu wecken, sie zu "unterhalten" und sogar gehörig "anzuregen". Überrascht stellt die Leserin fest, dass alle Fragen nach Autorschaft bald an Bedeutung verlieren, denn hier wird etwas verhandelt, das über das Individuelle hinausreicht. Und doch fragt sich Lühmann auch nach der Lektüre noch kritisch: Wenn die beschriebenen Erfahrungen des Begehrens derart universell sind, dass es keines erzählenden Individuums bedarf, mit dem man sich als Leserin identifizieren kann, wieso erzählen hier dann keine Cis-Männer? "Wir kommen" gibt darauf keine Antwort, so kann Lühmann nur vermuten: Weil das Patriarchat uns unterdrückt (alle außer Cis-Männer)? Diese "Erzählung" findet Lühmann "langsam langweilig".