Lluis Quintana-Murci

Die große Odyssee

Wie sich die Menschheit über die Erde verbreitet hat
Cover: Die große Odyssee
C.H. Beck Verlag, München 2024
ISBN 9783406814297
Gebunden, 288 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Elsbeth Ranke. Der Biologe Lluís Quintana-Murci zeichnet die außergewöhnliche Geschichte der menschlichen Besiedlung auf der ganzen Welt nach. Er belegt die Existenz ausgestorbener Menschenarten und enthüllt, wie sich die menschlichen Populationen ständig untereinander, aber auch mit arschaischen Menschen wie dem Neandertaler oder dem Denisova-Menschen vermischten. Ohne Vielfalt gibt es keine Evolution und keinen Fortschritt in irgendeinem Sinne des Wortes. Vor etwa sechzigtausend Jahren haben unsere Vorfahren Afrika verlassen, um sich über den gesamten Planeten zu verbreiten. Dies ist die erste große Migration in der Geschichte der Menschheit gewesen: Alle Menschen nicht-afrikanischer Herkunft sind Nachkommen dieser ersten "Migranten". Es war der Beginn einer langen Geschichte von Wanderungen, in deren Verlauf Europa, Asien und Australien vor etwa fünfzigtausend Jahren, Amerika vor weniger als dreißigtausend Jahren und viel später die Inseln des fernen Ozeaniens wurden. Die moderne Populationsgenetik ermöglicht uns, Wanderungsereignisse und andere demografische Prozesse zu datieren. Heute wissen wir, dass Vermischung ein kontinuierlicher Prozess im Laufe der Menschheitsgeschichte war und ist. Wir alle sind, in unterschiedlichem Maße, multiethnisch, da unsere Genome aus einer Vielzahl von DNA-Segmenten unterschiedlichster Herkunft bestehen - ein historischer und geografischer Flickenteppich, in dem sich Völker und Generationen vermischen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.03.2024

Ein Buch, das wichtige Erkenntnisse birgt, aber auch seine Grenzen hat, ist diese Darstellung der Humangenetik für Rezensentin Andrea Roedig. Lluís Quintana-Murci zeigt darin auf, wie divers die Gene sind, die wir alle in uns herumtragen. Die Geschichte der Genetik wird laut Roedig ebenso dargestellt wie einige ihrer zentralen Erkenntnisse, die unter anderem aufzeigen, dass die Menschheit in der Tat ursprünglich aus Afrika stammt, dass das europäische Genom Neanderthalerspuren enthält, und wie Kultur und Gene interagieren. Klar zeigt der Autor laut Roedig auf, dass beim Menschen gerade auf Grundlage genetischer Forschung keineswegs von Rassen gesprochen werden kann. Ob die Genetik uns allerdings die ultimative Wahrheit über die Menschheit verrät - die Rezensentin ist sich da nicht so sicher, und auch eine etwas anschaulichere Darstellung hätte sie sich gelegentlich gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.03.2024

Rezensent Joseph Hanimann hat Lluis Quintana-Murcis Buch "Die große Odyssee", das aktuelle Erkenntnisse aus der menschlichen Populationsgenetik für Laien aufbereitet hat, mit Interesse gelesen. Der spanisch-französische Autor skizziert darin die Geschichte dieses jungen Fachgebiets und erklärt laut Hanimann anschaulich und klar, welches Wissen sich aus dem Abgleich von Genomsequenzen aus alten menschlichen Knochenfunden mit denen heutiger Publikationen gewinnen lässt. Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, von denen Hanimann besonders jene zur Verbreitung der Menschen über die Erde, deren Adaptation an die Umwelt und deren Vermischung hervorhebt. Dabei wird, so der Rezensent, nicht zuletzt deutlich, wie sehr (entgegen ideologischer Vorstellungen von reinen Abstimmungslinien) die Durchmischung das menschliche Dasein von Beginn an bestimmt hat. Obgleich ihm zufolge der Enthusiasmus des Autors für das eigene Fach teils etwas überbordet, lobt er die Verständlichkeit, mit der hier wissenschaftliche Entdeckungen vermittelt werden.
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