Lydia Davis

Samuel Johnson ist ungehalten

Stories
Cover: Samuel Johnson ist ungehalten
Droschl Verlag, Graz 2017
ISBN 9783990590041
Gebunden, 216 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ein Paar befürchtet, ihre Freunde könnten sie für Langweiler halten; eine Frau führt uns vor, wie schwierig es ist, Prioritäten im Alltag herzustellen; eine andere möchte sich selbst gerne als nichts begreifen und muss entdecken, dass das ein zu hochgestecktes Ziel ist; ein Bestattungsunternehmen bekommt einen Beschwerdebrief wegen sprachlicher Unzulänglichkeiten in seinem Werbematerial; wir werden in Überlegungen hineingezogen, welches die Bedingungen für glückliche Erinnerungen sind, lesen über die glückliche Ehe eines siamesischen Zwillingspaars, über die Ungleichbehandlung von Kindern und Wörterbüchern, einen knappen Bericht über einen Massenmord in Böhmen und eine Familienzusammenführungsgeschichte mit Schluckauf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.05.2018

Die "Avantgarde lebt" und heißt Lydia Davis, jubelt Rezensent Willi Winkler nach der Lektüre der in diesem Band versammelten Miniaturen. Begeistert stürzt er sich in dieses wimmelnde "Wortbildungs- und Erfindungsnest", lässt sich von der amerikanischen, in Österreich aufgewachsenen Autorin mit zu sprachlichen Höhen und Tiefen nehmen und erfreut sich an Davis' Absurditäten. Die eher dem Lautmalerischen als der Texttreue entsprechende Übersetzung von Klaus Hoffer hat dem Rezensenten ebenfalls gut gefallen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.12.2017

Rezensentin Susanne Mayer mag den knappen Davis-Sound, der mitunter "neurotisch", immer liebenswürdig, voller Humor und Hintergründigkeit alle Themen auf das Wesentliche zusammenschnurren lässt und den Leser sofort süchtig macht, wie die Rezensentin versichert. Entsprechend glücklich ist die Kritikerin über diesen im amerikanischen Original bereits vor sechzehn Jahren erschienenen Band, dessen Titelerzählung ihr schon die ganze Kunst der Autorin, Pianistin und Flaubert- wie Proust-Übersetzerin vor Augen führt: Wie Davis den britischen Intellektuellen Samuel Johnson und ganz Schottland gleich mit in nur einem einzigen kleinen Satz vom literarischen Sockel haut, verschlägt der Rezensentin schier den Atem. Ob Kürzestprosa oder die ebenfalls in diesem Band versammelten, um Familien- und Beziehungsalltag kreisenden längeren Geschichten - jedes einzelne Wort der Autorin trifft wie ein Fausthieb, schwärmt die Kritikerin, die auch mit der relativ freien Übersetzung von Klaus Hoffer zufrieden ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.08.2017

Einmal mehr schwimmt Lydia Davis in ihren 2001 erschienen und jetzt ins Deutsche übersetzten Erzählungen "Samuel Johnson ist ungehalten" gegen den Strom der amerikanischen Mainstream-Kurzprosa, freut sich Rezensentin Angela Schader über diesen Band mit fünfundzwanzig Kurzgeschichten. Humorvoll und verschroben lässt sie beispielsweise die Erzählerin, die wie Davis selbst Übersetzerin ist, in einer Geschichte darüber grübeln, dass sie manchmal mit alten Wörterbüchern vorsichtiger umgeht als mit ihrem Sohn. Schrader beschreibt das "Alltägliche und Unauffällige" als Davis bevorzugtes Sujet, viele der Prosastücke hängt sie an kleinen unbedeutenden Ereignissen oder Beobachtungen auf und führt den Leser von dort aus in viel dunklere Welten, so die Kritikerin. Ab und zu bewegt sich die deutsche Übersetzung von Klaus Hoffer so weit vom Original weg, bemerkt Schader allerdings, dass man sich plötzlich in einer völlig anderen Geschichte wiederfindet - dies kommentiert Hofer in einem Nachwort mit englischer Rückübersetzung. So bekämen Leser, die an Übersetzung interessiert sind,"ein Apercu, das ein so ungewöhnliches wie passendes Geschenk ist".