Ma Yuan

Drei Arten, Papierdrachen zu falten

Deutsche Erstausgabe
Cover: Drei Arten, Papierdrachen zu falten
Arco Verlag, Wuppertal 2023
ISBN 9783965870710
Taschenbuch, 340 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Ausgewählt und aus dem Chinesischen übertragen von Julia Veihelmann. Ma Yuans Erzählungen führen zumeist in die tibetische Hauptstadt Lhasa und den Transhimalaya - von Peking aus besehen reichlich abseitig. Eine Expedition macht sich auf ins Hochland, um einen vermeintlich gesichteten Schneemenschen und einen sauriergroßen Schafsschädel zu finden. In einem maoistischen Landverschickungslager in Nordchina setzt ein Streit um eine verschwundene Armeemütze eine dramatische Kettenreaktion in Gang, oder eine Figur namens "Ma Yuan" schreckt nicht vor der Recherche in einem Lepradorf zurück. Das exotistische Tibet- Bild der jungen chinesischen Abenteurer, die es nach Lhasa zog, weil sie die Fremde im eigenen Land suchten, wird ebenso in Frage gestellt wie der Versuch, das Leben der einheimischen Bevölkerung literarisch zu verwerten. Ma Yuans Erzählungen führen in das Künstlermilieu der achtziger Jahre und den Alltag des kulturell wie ethnisch erstaunlich diversen Lhasa.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.04.2024

Rezensent Hannes Becker staunt über die erzählerische Vielfalt in Ma Yuans Texten, die nun in einer von Julia Veihelmann zusammengestellten und übersetzten Auswahl endlich auch auf Deutsch zu bewundern ist. So umfassen die Texte des 1953 in China geborenen, in den 80er Jahren dort zu Erfolg gelangten Schriftstellers einerseits "formal kühne Prosawerke" mit abrupten Abbrüchen oder Auslassungen, aber auch fein poetische Geschichten oder "popliterarisch" anmutende, leichte Erzählungen über Ausflüge an den Fluss, wie Becker fasziniert auffächert. In vielen der Texte geht es dabei um Tibet und um den kolonialen chinesischen Blick darauf - ein Aspekt, den Veihelmann in einem "kenntnisreichen" Nachwort hervorhebe und der Yuans Schreiben anschlussfähig an aktuelle Diskurse um kulturelle Aneignung macht, so der Kritiker. Spannend findet er zudem, dass die Erzähler der jeweiligen Geschichten (die oft den Namen des Autors tragen) mit Selbstlob, etwa ihrer Kochkünste oder Physis, zwar nicht sparen, bezüglich ihrer schriftstellerischen Fähigkeit dann aber überraschend kleinlaut werden. Eine durch den "lakonischen" Stil, die gute Übersetzungsarbeit und Kontextualisierungen des Autors auch einem westlichen Publikum gut zugängliche Textsammlung, lobt Becker.